Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
offensichtlich, dass der Direktor seine eigenen geheimen Feinde hatte.«
Crowe runzelte die Stirn, wie um Bedauern auszudrücken, aber es erreichte seine Augen nicht. »Wir leben in gefährlichen Zeiten, wie Sie mir sicher zustimmen werden. Und ich muss sagen, ich bin überrascht über den Mangel an Sicherheitsvorkehrungen nach dem Zwischenfall bei der Verhandlung heute. Ich hätte ja gedacht, der Orden würde heute Abend wie ein Kampfbataillon hereinstürmen.«
Lucan knurrte, kühl und ungerührt. »Das ist ein Friedensgipfel, kein Kampfgebiet. Ihren Männern ist offensichtlich das Memo entgangen.«
Crowe lachte leise und sah sich zu seinen uniformierten Männern um, die die Party wie ein Sonderkommando patrouillierten.
»Da fragt man sich doch, wessen Interessen Sie eigentlich schützen«, fügte Lucan hinzu. »Die des Gipfels, die der Teilnehmer … oder nur Ihre eigenen.«
Jetzt verschwand die gute Laune des Magnaten, und sein Lächeln war alles andere als angenehm. »Zufälligerweise ist mir beides gleich wichtig. Besonders, nachdem der Orden es zuließ, dass Jeremy Ackmeyer, der unter seinem Schutz stand, entführt wurde – und das auch noch von einem seiner abtrünnigen Mitglieder. Ich bin der Ansicht, dass wir nicht vorsichtig genug sein können, wenn es darum geht, die Interessen unserer Zukunft zu schützen, Präsident Thorne.«
»Darin sind wir uns einig«, antwortete Lucan steif.
Crowe hob sein Glas und leerte es in einem langen Zug. Er sah zu Gabrielle hinüber und nickte ihr galant zu. »Wenn Sie mich entschuldigen, ich habe Gäste zu begrüßen.«
Er wartete die Antwort nicht ab. In der Menge hatte er den Botschafter des Stammes aus Südamerika entdeckt, der eben mit seiner attraktiven blonden Gefährtin ankam, und glitt geschmeidig davon, verschwand in der Menge zwischen Smokings und Abendkleidern.
Gabrielle starrte ihm nach, dann schnaubte sie leise. »Was für ein Arschloch.«
Lucan knurrte und zog sie enger an seine Seite. »Das ist er allerdings. Und ich seh’s ihm an, er führt was im Schilde.«
Er signalisierte Tegan und Dante am anderen Ende des Raumes mit einem Blick und nickte vielsagend in Crowes Richtung. Sie würden den Menschen heute Abend genau im Auge haben.
Und wenn ein Mitglied des Ordens auch nur den kleinsten Grund zur Besorgnis registrierte, würden sie den Bastard ausschalten – ob die ganze Welt live zugeschaltet war oder nicht.
27
Kellan träumte von Lilien.
Ihr süßer Duft wand sich wie ein Seidenband in seine Sinne. Es zog ihn sanft hoch zur Oberfläche, heraus aus einem dunklen, schweren Schlaf.
Er war am Leben.
Er öffnete die Augen und blinzelte, als langsam die Welt um ihn herum deutlich wurde. Er lag in einem Bett. In einem Krankenhaus – nein, auf der Krankenstation im Hauptquartier des Ordens in Washington. Er kannte diesen Ort, weil er in seinem früheren Leben mehr als einmal nach einem Kampf hier gelandet war. Aber nie hatte er sich so gefühlt wie jetzt.
Und nie hatte Mira an ihn geschmiegt neben ihm gelegen.
Eine Flut von Gefühlen überrollte ihn.
Er war am Leben.
Und dennoch wusste er, dass er tot gewesen war. Er erinnerte sich an den Moment, als die Schwärze über ihm zusammenschlug und er den Halt in der physischen Welt verlor. Mit aller Kraft hatte er versucht, am Leben zu bleiben. Er hatte nicht sterben wollen, hatte Mira nicht verlassen wollen. Noch immer spürte er das Gefühl von Panik, von einem Verlust, der bis ins Mark ging, als seine Verbindung zu Mira immer schwächer wurde, sich löste und schließlich … abbrach und er von ihr wegtrieb und sich ohne Anker in einem dunklen Ozean verlor.
Er war gestorben.
Das wusste er.
Dennoch war er hier und hatte eine zweite Chance bekommen. Es dämmerte ihm, dass er sein neues Leben Tess und Rafe zu verdanken hatte. Ihre Hände hatten ihn geheilt. Ihre Stimmen hatten ihm befohlen durchzuhalten und nach der Rettungsleine zu greifen, die sie ihm zugeworfen hatten.
Und dann war da Mira gewesen.
Auch sie hatte ihn gerettet. Er schmeckte immer noch ihr Blut auf der Zunge, süß wie Lilien. Sie hatte ihn gefunden und geheilt, genau dann, als er sie am meisten brauchte. Als er ihre Stärke, ihre Kraft, ihre Liebe am nötigsten hatte.
Ihr Verbindung hatte dem Tod getrotzt, und noch nie in seinem Leben hatte er solche Ehrfurcht empfunden. Er liebte diese Frau – seine Frau, seine ewige Gefährtin. Sein wiedergeborenes, neues Herz ging ihm auf, so sehr liebte er sie, und es schlug laut und
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