Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
Vom Netzwerk:
war da, steif wie ein Wachtposten, von seiner Einheit und Miras Team flankiert.
    Die Teams, mit denen sie trainiert und gelacht hatte, mit denen sie in die Schlacht gezogen war, nickten ihr grüßend und unterstützend zu, als sie in den Raum trat. Was Nathan anging, war trotz seiner sorgfältig beherrschten Haltung die Sorge in seinen Augen mit den dunklen Wimpern unverkennbar, als er sich zu Mira umsah. Er hatte sich auch Sorgen um Kellan gemacht.
    Mira ging zum Bett. Sie merkte gar nicht, dass sie den Atem angehalten hatte, bis sie sah, wie Kellans Brustkorb sich hob und senkte, und ihre eigenen Lungen stießen einen abgehackten Seufzer aus.
    Sie flüsterte seinen Namen, streckte die Hand nach ihm aus und strich ihm das kupferbraune Haar aus der blassen Stirn.
    »Er ist sehr schwach«, sagte Tess sanft. »Er hat eine Menge Blut verloren.«
    »Er lebt«, sagte Mira. Das war all die Hoffnung, die sie brauchte. Sie küsste ihn auf den Mund und schmeckte ihre eigenen Tränen, als sie die Arme um seine muskulösen Schultern schlang und ihre Erleichterung sich Bahn brach.
    Sie brauchte lange, bis sie ihn wieder loslassen konnte. Sie wandte sich ab und ging zu Tess und Rafe hinüber, ihren persönlichen Wundertätern. Sie umarmte sie beide, drückte Tess aber voll unendlicher, sprachloser Dankbarkeit an sich.
    Erst an diesem Morgen hatte Tess Mira gesagt, dass ihre Vision ihr ein Geschenk gemacht hatte, für das sie sich wohl nie würde revanchieren können. Nie hätte Mira sich vorstellen können, wie sehr sie Tess’ übersinnliche Gabe brauchen würde. Wie konnte sie jemals ausdrücken, wie tief sie in ihrer Schuld stand?
    »Tess, ich …«
    Die andere Stammesgefährtin lächelte nur und drückte Miras Hand. »Ich weiß. Jetzt geh zu ihm. Kellan braucht dich mehr als alles, was wir hier für ihn tun können.«
    Mira ging wieder zu ihm zurück und nahm seine Hand. Seine Haut war warm. Seine Finger zuckten in ihrer Hand, dann verstärkten sie ihren Druck. Er konnte sie spüren. Er wusste, dass sie bei ihm war.
    »Er hat ein sehr starkes Herz«, sagte Tess. »Er hat sehr darum gekämpft zurückzukommen. Er wollte nicht gehen.«
    Mira konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken. »Du bist zu mir zurückgekommen«, murmelte sie, beugte sich nah zu ihm und streichelte sein gut aussehendes Gesicht. »Jetzt bist du für immer mit mir geschlagen, Kellan Archer. Hörst du mich? Verlass mich bloß nie wieder.«
    Tess legte ihr leicht die Hand auf den Rücken. »Ich werde später noch mal nach ihm sehen, mich davon überzeugen, dass er außer Gefahr ist. Aber jetzt hängt seine Heilung von dir ab. Dein Blut wird den Rest für ihn tun, Mira.«
    Sie nickte und registrierte, dass Tess ihr im Gehen ein schmales Skalpell auf den Kleiderstapel auf dem Nachttisch gelegt hatte.
    Miras Erleichterung darüber, dass Kellan lebte, hätte nicht größer sein können, aber sie spürte Lucans schwere, strenge Präsenz im Raum. Kellan hatte eine Chance bekommen, den tödlichen Schusswunden zu trotzen, die ihn vor dem Rat der Globalen Nationen zugefügt worden waren, aber wie stand er jetzt mit Lucan und dem Rest des Ordens?
    »Was passiert jetzt, Lucan? Wenn Kellan aufwacht, was passiert dann mit ihm?«
    Lucans grimmige Miene verriet nichts. Er starrte Kellan an, dann richtete er seinen strengen Blick wieder auf Mira. »Nichts von dem hier ändert etwas daran, was geschehen ist. Tot oder lebendig, der Rat hat ihn schuldig gesprochen. Er kann nicht zu seinem vorigen Leben zurück. Zu keinem seiner früheren Leben.«
    Mira wusste, dass ihr die Enttäuschung anzusehen war. Sie hatte so auf eine Absolution von Lucan gehofft. Dass er Kellan wieder in den Orden aufnehmen würde und das Leben weitergehen würde wie früher. Besser als je zuvor.
    Sie hatte auf ein Wunder gehofft. Aber das hatte sie doch auch bekommen, oder nicht? Kellan lebte. Alles andere würden sie einfach später in Angriff nehmen müssen. Sie beide gemeinsam.
    Und wenn das bedeutete, dass sie den Orden verlassen musste, um bei Kellan zu sein?
    Sie versuchte, den Anflug von Schmerz zu ignorieren, den dieser Gedanke in ihr auslöste. Der Orden war ihre Familie. Ihr Daseinszweck. Ihr Zuhause.
    Sie sah von Lucan weg zu Renata, wunderschön und hochschwanger, unter Nikolais starken, schützenden Arm geschmiegt. Dann sah sie zu Nathan, ihrem lieben Freund. Kellans Freund. Und zu den drei Stammeskriegern, die schon seit langer Zeit viel mehr als einfach nur ihre Mitstreiter waren.

Weitere Kostenlose Bücher