Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
sinnierte Rune belustigt. »Ich habe sie mit ihren Dolchen in Aktion erlebt. Sie ist eine Frau, aber eine Lady ist sie keine. Und wer zum Teufel bist du?«
Kellan spürte, wie in seinen Augen bernsteinfarbene Funken aufblitzten und seine Pupillen sich zu katzenartigen Schlitzen verengten, als seine Wut in ihm aufbrandete. »Jemand, der dir den Kehlkopf rausschneidet, wenn du auch nur einen Finger gegen sie rührst.«
Rune starrte ihn an. »Glaube ich dir sofort, dass du das würdest. Oder es zumindest versuchen.« Die Worte waren eine offene Herausforderung, aber jetzt entspannte sich die grimmige Miene des riesigen Vampirs ein wenig. »Ich tue Frauen nichts. Nicht einmal solchen, die mit Dolchen bewaffnet zu meiner Wohnung kommen und mich in meiner Freizeit stören, bevor ich das nächste Arschloch im Ring zu einer blutigen Masse hämmern muss, und die dann vor mir stehen und meine Integrität beleidigen, indem sie andeuten, meine Hilfe wäre käuflich zu haben.«
»Bitte entschuldige, Rune«, sagte Mira hinter Kellans schützendem Körper hervor. »Lass uns doch rein, damit wir nicht an der Türschwelle reden müssen.«
Rune rührte sich nicht, aber hinter ihm erspähte Kellan eine plötzliche, schnelle Bewegung – es war noch eine weitere Person im Raum. Eine junge Frau, nur in ein Bettlaken aus schwarzem Satin gehüllt, mit einem Schleier von honigfarbenem Haar, das ihr Gesicht verdeckte, schlüpfte außer Sichtweite.
Jetzt konnte Kellan die Verärgerung des anderen Mannes über die Störung nachvollziehen. Runes blitzende Augen richteten sich auf ihn, als forderte er ihn heraus, die Anwesenheit der nackten jungen Frau zu kommentieren, die inzwischen in einem hinteren Raum des Privatquartiers des Kämpfers verschwunden war.
»Ich bin nicht derjenige, der hier reden will, also spuckt schon aus, was ihr zu sagen habt, und dann verschwindet. Ich hab zu tun und verschwende nicht gerne meine Zeit.«
Mira stieß einen kurzen Fluch aus. »Wir suchen Rooster. Es ist wichtig, dass wir ihn baldmöglichst finden.«
Rune machte die Lippen schmal. »Den kleinen Scheißer hast du immer noch im Visier, ja?«
»Hast du ihn gesehen?«, drängte sie.
Rune schüttelte vage den Kopf. »Nicht seit ein paar Nächten, als du dem Bastard mit deinen Dolchen fast die Arme abgeschnitten hast. Vor einem vollen Haus unten in der Arena, wohlgemerkt.«
Kellan kommentierte diese beunruhigende Neuigkeit nicht, warf aber Mira einen fragenden, um nicht zu sagen tadelnden Blick zu. Seine Missbilligung über eine so unverantwortliche Aktion konnte ihr nicht entgangen sein, aber sie sah ihm ohne jede Entschuldigung oder Reue in die streng blickenden Augen.
Rune zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, hab ihn seither nicht mehr gesehen. Hab gehört, JUSTIS hat ihn noch in derselben Nacht wieder laufen lassen und dich mit eingezogenem Schwanz zu deinem Boss zurückgeschickt. Hab gehört, du bist deswegen vom Orden suspendiert worden. Ich hatte ja gedacht, du bist jetzt zu Hause in Montreal und leckst deine Wunden.«
Jetzt erkannte Kellan, dass die Neuigkeit von Jeremy Ackmeyers Entführung und Miras unbeabsichtigter Beteiligung noch nicht die Runde in der Stadt gemacht hatte. Nicht einmal ein zwielichtiger Typ wie Rune wusste davon, dass Rebellen einen berühmten Wissenschaftler entführt hatten, der unter dem Schutz des Ordens stand.
Was bedeutete, dass Lucan vermutlich eine Nachrichtensperre über seine Krieger verhängt hatte.
Und das bedeutete nichts Gutes für Kellan oder sein Team.
Denn wenn Lucan und der Orden Ackmeyers und Miras Entführung noch geheim hielten, musste das bedeuten, dass bereits eine verdeckte Operation im Gange war. Dass mit Sicherheit eine Todesschwadron mit dem Auftrag unterwegs war, alle zu töten, die sich ihr in den Weg stellten.
Kellan war lange genug Mitglied des Ordens gewesen um zu wissen, dass Lucan Thorne nicht lange fackelte, besonders nach einem Angriff auf seine eigenen Leute. Ackmeyer als Geisel zu nehmen und möglicherweise den fragilen Frieden beim GN -Gipfel zu gefährden, war schlimm genug. Aber dass Kellan auch Mira entführt hatte, war ein Vergehen, das Lucan nicht vergeben würde.
Genauso wenig Nikolai und Renata, Miras Adoptiveltern.
Oder Nathan, der sowohl Kellans als auch Miras bester Freund und Bruder gewesen war, seit sie alle Kinder gewesen waren.
Und auch nicht die übrigen Krieger und ihre Gefährtinnen, einschließlich Lazaro Archer, der Kellan dafür verachten würde,
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