Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
heute.«
»Bowman«, wiederholte Nathan. Diesen Namen hörte er in Rebellenkreisen zum ersten Mal. »Wo finde ich den?«
»Weiß nicht. Hab ihn nie getroffen.« Roosters Gesicht war vor Schmerz zu einer Grimasse verzerrt, denn Nathan ließ seine verletzten Arme keine Sekunde lang los. »Von dem weiß ich nur, dass er eine kleine Operationsbasis irgendwo außerhalb von Boston hat.«
Nathan registrierte die neue Information, konzentrierte sich aber wieder auf den Rest von Roosters Aussage. »Und dieser andere – Vince. Er hat Ackmeyer jetzt? Hat Vince sich selbstständig gemacht, oder was?«
Rooster nickte. »Er wollte ein Lösegeld, als er mich heute Morgen angerufen hat. Hab den Typen noch nie so aufgedreht erlebt. Sagte, Ackmeyer wäre eine Art Genie. Dass er irgendwas erfunden hätte, eine UV -Technologie, die den richtigen Käufern ein Vermögen wert ist.«
Obwohl Nathan über Jeremy Ackmeyers Lebenslauf und seine Leistungen in Wissenschaft und Technologie einigermaßen im Bilde war, war das eine Überraschung für ihn. Eine sehr beunruhigende Überraschung.
Er sagte nichts dazu, spielte nur im Kopf eine Reihe von Möglichkeiten durch, die ein wissenschaftlicher Durchbruch in der UV -Technologie zur Folge hätte – keine von ihnen war gut für den Stamm. Und er konnte sich nur allzu gut vorstellen, welches Interesse eine solche Erfindung auf dem freien Markt auslösen musste.
»Was weißt du noch über Vinces Lösegeldpläne mit Ackmeyer? Hat er potenzielle Kunden erwähnt?« Nathan musterte den nervösen Informanten. »Lass mich raten. Deshalb hat Vince dich angerufen – um ihn mit Interessenten für seinen Deal zusammenzubringen.«
Rooster schluckte, er verzog immer noch das Gesicht angesichts der Schmerzen, die Nathan ihm zufügte. »Er hat mir einen Anteil versprochen, also habe ich ein paar Anrufe für ihn gemacht. Hab nur ein paar Kontaktleute gebeten, sich mal umzuhören, das ist alles.«
Allein schon dafür fühlte Nathan sich berechtigt, Rooster zu töten, aber er hatte noch an Mira zu denken. »Was ist mit der Frau? Wollte Vince auch an ihr verdienen?«
»Wie ich schon sagte, Mann, ich weiß gar nichts über sie. Nur was Vince heute am Telefon sagte.«
»Und das war?«, fauchte Nathan.
»Er sagte, Bowman hätte großen Spaß mit ihr«, verkündete Rooster schadenfroh. Er kicherte, sogar trotz seiner Schmerzen. »Die Schlampe tut mir weiß Gott nicht leid. Nach dem, was sie neulich mit mir gemacht hat, kann sie mir auch gerne den Schwanz lutschen.«
Es verblüffte Nathan, wie wütend er war. Seine Wut brandete wie eine Flutwelle in ihm auf und schoss ihm sengend heiß durch die Adern. Derweil quatschte Rooster einfach weiter, hatte die plötzliche Veränderung der Atmosphäre von gefährlicher Anspannung zu tödlicher Stille nicht registriert; seine Dummheit war ungleich größer als Billys heimtückischer Versuch, sich gegen den sicheren Tod zu verteidigen. »Ich hoffe, er besorgt’s ihr ordentlich und auch Vince und der ganze Rest von Bowmans Team. Soll dem arroganten Miststück mal wer zeigen, wo der Hammer hängt.«
Um Nathans Selbstbeherrschung war es geschehen, aber nach außen ließ er sich nichts anmerken.
Er ließ Roosters Arme los, packte seinen Kopf mit beiden Händen und drehte ihn ruckartig herum, brach ihm mit einer raschen Bewegung das Genick.
Er ließ die Leiche fallen, und Roosters Kopf mit dem hellroten Haarkamm sackte ihm in einem grotesken Winkel in den Schoß.
Dann drehte Nathan sich um und ging ruhig aus der vermüllten Absteige in die Nacht hinaus, um seine Mission fortzusetzen.
16
Sie waren schon über eine Stunde in der Stadt, aber bis jetzt war Rooster nirgends zu finden. Er war nicht in seiner Wohnung, und schon den ganzen Tag hatte ihn keine der kriminellen Gestalten gesehen, mit denen er meistens abhing und Drogen dealte oder unten in West Roxbury geklaute Elektronikartikel vertickte. Niemand hatte ihn gesehen oder von ihm gehört, seit er in der letzten Nacht mit ihnen unterwegs gewesen war.
Obwohl Kellan wusste, dass er Rooster an seiner Markenzeichen-Frisur sofort erkennen würde, hatte er nie direkten Kontakt mit ihm gehabt; für Informationsbeschaffung und Kontakte war immer Vince zuständig gewesen. Jetzt bedauerte er seinen Mangel an Verbindungen. Es wäre so viel einfacher gewesen, den Bastard zu finden, wenn er Rooster hätte anrufen können. Der hätte ihm schon geholfen, Vince zu lokalisieren, wenn ihm sein Leben lieb war. Allerdings war das
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