Vertraute Gefahr
anderen Menschen auseinanderzusetzen. Noch immer fragte sie sich, ob es nicht besser gewesen wäre, den Park zu verlassen und Robert von hier wegzulocken. Shane hatte Glück gehabt und würde sich wieder erholen, aber beim nächsten Mal war das vielleicht nicht mehr der Fall. Und sie wusste, dass Robert nicht aufgeben würde, bis er sie in seine Gewalt gebracht hatte. Wahrscheinlich würde er Shane oder einen ihrer anderen neuen Freunde einfach nur deshalb töten, weil sie es gewagt hatte, sich wieder anderen Menschen anzuschließen.
Aber wo sollte sie hingehen? Sie würde ganz alleine leben müssen, ohne engeren Kontakt zu anderen Menschen, an einem Ort, wo Robert sie nicht vermutete. Autumn schloss die Augen und rieb über ihre pochenden Schläfen. Seitdem sie die tote Katze in ihrer Hütte gefunden hatte, fühlte sie sich wie zerschlagen. All die Hoffnungen, die sie in die Zukunft gesetzt hatte, der Versuch, wieder einen Mann an sich heranzulassen – Gefühle zuzulassen –, waren zerstört. Durch die Ereignisse war ihr klar geworden, dass sie nie wirklich frei sein würde, solange Robert nicht gefasst war. Was sollte sie tun, wenn die Polizei ihn nie fand? Sollte sie sich ihr Leben lang verstecken und ständig fürchten müssen, dass er hinter der nächsten Ecke auf sie lauerte? Das konnte sie nicht tun. Ihr Leben war im letzten Jahr die Hölle gewesen, sie hatte fast die gesamte Zeit nur in ihrer Wohnung gesessen und sich gefragt, wann Robert sie finden würde. Sie brauchte eine sinnvolle Arbeit und vor allem Menschen um sich, denen sie vertrauen konnte. Wie Shane und Janet.
»Hallo Autumn.«
Sie drehte sich so schnell um, dass sie beinahe vom Stuhl kippte. Fassungslos starrte sie den Mann an, der in den kleinen Raum getreten war. Es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, dass er tatsächlich vor ihr stand. Autumn sprang auf und der Stuhl knallte mit einem lauten Krachen gegen den Schreibtisch.
»Zach!« Nach kurzem Zögern trat sie auf den großen Detective zu und umarmte ihn. »Was tust du denn hier?«
Zach schob sie ein Stück zurück und betrachtete sie aufmerksam. »Nachdem mich Sheriff Taggert angerufen hatte, bin ich so schnell wie möglich hierhergekommen. Es tut mir leid, dass es nicht früh genug war, um den Unfall deines Kollegen zu verhindern. Geht es dir gut?«
Autumn presste ihre Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Es ging mir gut, bis Robert wieder aufgetaucht ist. Weißt du, ich dachte, ich könnte hier noch einmal neu anfangen. Ich habe es sogar geschafft, wieder einem Mann zu vertrauen. Und jetzt liegt er meinetwegen schwer verletzt in seiner Hütte!« Tränen traten in ihre Augen. »Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn Shane …«
Zach legte seine große Hand auf ihre Schulter und drückte sie beruhigend. »Wir werden alles tun, um Robert Pears unschädlich zu machen, ich verspreche es.«
Einen Moment lang betrachtete sie den Detective. Sorge stand in seinen dunkelbraunen Augen und seine rotbraunen Haare standen zu allen Seiten ab, als wäre er seit Stunden mit den Händen hindurchgefahren. Seine harten Gesichtszüge drückten Entschlossenheit aus.
Langsam atmete sie aus. »Danke. Ich bin froh, dass du hier bist.«
Seine Miene wurde weicher. »Für dich würde ich alles tun, Autumn.«
Autumn wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, deshalb schwieg sie. Schon in New York hatte sie das Gefühl gehabt, dass Zach vielleicht mehr von ihr wollte als Freundschaft, doch das konnte sie ihm nicht geben. Sie mochte ihn sehr, aber für sie war er eher wie der Bruder, den sie nie gehabt hatte.
Nachdem Robert ihr alles genommen hatte, ihre Freunde, ihre Selbstsicherheit, die Fähigkeit anderen zu vertrauen, schien es, als würde sie endlich wieder zu sich zurückfinden. Stück für Stück baute sie sich ihr Leben wieder auf, und sie würde alles tun, um es sich nicht wieder von Robert zerstören zu lassen.
»Zuerst werde ich mich mit dem Chefranger unterhalten und dann sehe ich mich im Park um. Es wäre gut, wenn ich vielleicht heute Abend mit dir und dem verletzten Ranger sprechen kann.« Jetzt wirkte Zach wieder wie der Detective, der sie vor einem Jahr zum ersten Mal im Krankenhaus besucht hatte, um mit ihr über Robert zu sprechen.
»Natürlich.« Sie berührte seinen Arm, als er sich zur Tür umdrehte. »Sei bitte vorsichtig, Zach.«
Ein seltenes Lächeln erhellte seine Züge. »Das bin ich immer.« Seine Hand legte er auf die Pistole an seiner Hüfte. Er drückte noch
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