Vertraute Schatten
diese Weise besudelt, wurde es normalerweise aus der Dynastie ausgeschlossen. Deshalb deutete so eine Veränderung meistens entweder auf eine ganz große Liebe oder eine schreckliche Strafe hin.
Hier stand keins von beiden zur Debatte, und Ariane glaubte kaum, dass sie bis in alle Ewigkeit auf der Haut eine Erinnerung an ihre erste große Sinneslust davontragen wollte.
»Was gefällt dir denn an einer fliegenden Katze nicht?«, entgegnete Damien achselzuckend. »Es wäre ein Unikum.« Dass er sich aus dem Staub machen würde, bestritt er nicht. Das musste sie sich merken.
Er beugte sich vor, und seine Augen wurden dunkler. »Nicht zu vergessen, dass wir beide unseren Spaß daran hätten.«
Sie konnte sein Eau de Cologne riechen, eine erdige, waldige Duftnote, und darunter den Moschus, sein Markenzeichen. Es umwaberte sie im Halbdunkel und gefährdete massiv ihre Entschlusskraft.
»Ach?« Sie hob eine Augenbraue und versuchte, so lässig wie er zu klingen. »Vielleicht solltest du dann lieber
mich
beißen, damit du die fliegende Katze bekommst.«
Erwischt, dachte sie, als er den Blick senkte. Unglücklicherweise bot sich so eine Gelegenheit, seine unglaublich langen, dichten Wimpern zu bewundern. Wenn er schlief, schaute er bestimmt aus, als könne er kein Wässerchen trüben.
»Ich habe schon zwei Male«, sagte er. »Drei scheinen mir ein bisschen zu viel des Guten.« Als er ihr wieder in die Augen schaute, war sein Blick eher wachsam als neckend. »Na gut, wenn du heute Abend unbedingt die Spaßbremse spielen willst, dann machen wir uns lieber auf die Socken. Ich habe schon genug Zeit damit verplempert, dich zu suchen. Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst in deiner Wohnung auf mich warten?« Er hob den Blick ein wenig und wickelte eine Locke, die sich aus ihrem Haarknoten gelöst hatte, um den Finger.
»Das sieht nicht nach Hut oder Perücke aus. Willst du bei jedem Vampir in der Gegend Werbung für deine Dynastie machen?«
»Ich hatte noch keine Zeit, mir was Passendes zu suchen. Aber so falle ich schon weniger auf, glaube ich.« Ariane klang gereizt, was aber mindestens zur Hälfte daran lag, dass er mit ihrer Haarsträhne spielte. Damien hatte schön geformte, kräftige Hände. Und sie fühlten sich noch besser an, wenn er …
»Warte ab, bis ich dir erst mal eine Baseballmütze besorgt habe«, sagte Damien und strich ihr die Strähne hinters Ohr.
Ariane warf ihm einen bösen Blick zu und ging Richtung Tür. Das Gedränge war mittlerweile noch schlimmer geworden, und sie spürte Damiens Hand auf ihrem unteren Rücken, als er sie durch die Bar geleitete. Ein plötzlicher Anfall von Ritterlichkeit, und sie fragte sich, ob Elena bezüglich seiner Vergangenheit wirklich recht gehabt hatte.
Kaum hatten sie die Menschenmassen und den Lärm hinter sich gelassen, nahm Damien die Hand weg, aber sie spürte noch ihre Wärme. Komisch, wie viel mehr sie eine so leichte Berührung wahrnahm als die Umarmung des Mannes, von dem sie getrunken hatte.
Sie wandte den Kopf, um Damien anzuschauen, der wie immer makellos in Khakihose und engem schwarzem T-Shirt daherkam. Seine Haare waren vorne hochgegelt, und zwar pedantisch genau. Er war schön, geradezu unerfreulich perfekt.
»Ich habe auf dich gewartet«, sagte sie, nachdem es jetzt so still war, dass sie sich angemessen verteidigen konnte. »Aber du bist ewig nicht aufgetaucht, und ich wurde hungrig. Elena hat versprochen, sie würde dir ausrichten, wo ich hingegangen bin. War sie nicht oben?«
Sie verschwieg ihm, wie groß ihre Angst gewesen war, dass er sich überhaupt nicht blicken lassen würde. Oder was Elena für den Fall angekündigt hatte, dass er sie versetzte.
Damien schaute sie übel gelaunt an, während sie an der Wasserfallskulptur vorbeikamen. Sie wusste nicht recht, wo sie überhaupt hingingen, vermutete aber, zum Parkplatz, deshalb marschierte sie grob in diese Richtung.
»Ja, sie war da. Dürfte ich fragen, warum?«
»Sie wollte sich von mir verabschieden.«
Und sich vergewissern, dass ich ein paar neue Dolche und ein funktionierendes Handy dabeihabe
, hätte Ariane beinahe hinzugefügt, überlegte sich dann aber, dass sie ihm nicht unbedingt alles über ihre Ausrüstung auf die Nase zu binden brauchte. Wie weit sie ihm trauen konnte, wusste sie immer noch nicht, und das Springmesser, das an ihrem Unterarm befestigt war, würde ihr wertvolle Dienste leisten, falls die Dinge eine unangenehme Wendung nahmen. Die kurzen Ärmel ihres Sommerkleids
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