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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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trotzdem, etwas Brauchbares zu finden. Damien war ihre Erleichterung nicht entgangen, als Vlad ihr großzügig alle nur denkbare Hilfe anbot. Er ließ sich den Begriff durch den Kopf gehen. Auferstehung? Klang nach weiterem Unheil. Er würde sich mal umhören. Allein. Während Ariane gut aufgehoben und sicher in Vlads Bibliothek saß. Das Herrenhaus war gebaut wie eine Festung und ebenso gut bewacht.
    Er würde sie nicht hintergehen, redete er sich ein. Aber es gab nun mal Sachen, die erledigte man besser allein. Und wenn dann noch dazukam, dass man die Frau von all dem Unglück fernhalten konnte, das sie magisch anzuziehen schien, dann …
    Es war für alle das Beste. Sie konnte sich ausruhen. Und er konnte ein bisschen Luft schnappen, mal richtig durchatmen … oder was auch immer.
    Bei dem Gedanken, wie Ariane warm und gemütlich über ein verstaubtes Werk gebeugt in Vlads Bibliothek saß, zogen sich Damiens Mundwinkel nach oben. Endlich ließ auch die Spannung in seinen Schultern nach.
    Wenn ich weiter als Mensch gelebt hätte, hätte ich mir jemanden wie sie an meiner Seite gewünscht
, dachte er. Ihm stand wieder vor Augen, wie leer ihm sein Haus in London oft vorgekommen war, wenn er von einer Nacht an den Spieltischen heimgekehrt war.
Ich hätte es ihr gemütlich gemacht, hätte alles für sie getan – ein kleiner Sonnenstrahl, wenn ich ihn am dringendsten gebraucht hätte.
    Immer diese blöden Erinnerungen, dachte Damien und schob sie fort, sobald ihm klar wurde, dass er sich mal wieder so einer schwachsinnigen Fantasie hingab. Eine Frau an seiner Seite hatte es nie gegeben, nur Huren. Sein Haus war von seinen verärgerten Gläubigern ausgeräumt und verkauft worden, sobald sein Vater Damiens »Tod« verkündet hatte.
    Sonnenstrahlen hatte es für ihn ebenfalls nie gegeben. Und würde es auch nie geben. Nur das Licht des Monds, silbern wie Arianes Haar.
    Sein Plan, in der kommenden Nacht allein loszuziehen, ließ sich leichter in die Tat umsetzen, als er zu hoffen gewagt hatte.
    Obwohl er nie ein Frühaufsteher gewesen war, schaffte er es, bei Sonnenuntergang aufzustehen und in Rekordzeit angezogen und ausgehfertig zu sein. Rasch saugte er noch Blut aus einer hübschen sterblichen Angestellten, die zu Vlads Tross williger Blutspender gehörte. Es beunruhigte ihn einen Moment lang, als er feststellte, dass sie ihn, außer als Mahlzeit, völlig kaltließ – dabei war sie eigentlich der Typ, den er unter normalen Umständen in eine Ecke gelockt und sich dort mit ihr vergnügt hätte.
    Aber es gab da ja auch so einiges, das ihn beschäftigte. Und seinem Enthusiasmus, sich in die Nacht zu stürzen, konnte sowieso nichts etwas anhaben. Was würde er alles erledigen können, jetzt, wo er tun und lassen konnte, was er wollte! Ariane würde sich vielleicht ärgern, weil er sie nicht mitnahm, aber sie war nun mal nicht diejenige, die den Auftrag bekommen hatte. Außerdem würde sie, sobald er etwas wirklich Brauchbares herausgefunden hatte, begeistert sein und beeindruckt und überhaupt alles, was sie schon bei ihrem ersten Zusammentreffen hätte sein sollen – anstatt nur gerade so eben dem Tod von der Schippe zu springen.
    Es war ein großartiger Plan.
    Der sich nach vier Stunden als quasi kompletter Fehlschlag erwies.
    Um Mitternacht stand Damien in der Bibliothek von Vlads Herrenhaus, in der – wie er mit Missfallen feststellen musste, keine Spur von einer tief über wichtige Werke gebeugten Ariane zu sehen war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf die Bücherwand vor ihm, ohne auch nur einen einzigen Titel bewusst wahrzunehmen. Noch einmal ließ er die Gespräche, die allesamt zu keinem Ergebnis geführt hatten, in seinem Kopf ablaufen und fragte sich, was er übersehen hatte. Selbst die Anrufe bei seinen Kontaktpersonen in Charlotte hatten nichts ergeben. Sowohl Charlotte als auch Chicago waren so ausschweifend und untot wie immer. Sein Zusammenstoß mit dem mordlüsternen Grigori schien sich in einem Vakuum abgespielt zu haben.
    Niemand sonst schien jemals von solch einem Wesen gehört zu haben.
    »Du bist ja schon früh wieder da.«
    Damien machte sich nicht die Mühe sich umzudrehen, als er Vlads Stimme hörte. »Ja, sieht so aus. Ich habe beschlossen zurückzukommen, nachdem meine fantastische Glückssträhne auch noch von einem Anruf meines Chefs gekrönt wurde, der, vorsichtig ausgedrückt, nicht gerade glücklich ist. Weder über den toten Grigori noch darüber, dass mich der tote

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