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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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fort gewesen war, kamen ihm vor wie Monate.
    Zu spät erst fiel ihm wieder ein, wie genau Vlad ihn beobachtete. Viel eindeutiger hätte er sich kaum verraten können. Und trotzdem konnte er sich die Frage nicht verkneifen.
    »Es geht ihr besser, nicht wahr?«
    »Wenn du das wissen willst, musst du sie schon selbst fragen«, erwiderte Vlad. Seiner Stimme war nicht zu entnehmen, was er dachte.
    Damien rutschte unruhig auf der Couch hin und her. »Habe ich gesagt, dass ich das
will
? Ich frage mich nur, wie schnell sie mir wieder an den Hacken kleben wird. Obwohl – noch mehr Pech als jetzt kann ich wohl kaum noch haben.« Er schüttelte den Kopf und ließ sich seinen Frust deutlich anmerken. »Niemand hat das Wesen gesehen, das versucht hat, mich aufzuknüpfen.
Niemand
. Ein riesiger geflügelter Vampir! Wie kann das angehen?«
    »Du steigerst dich so da rein, sie seltsam zu finden, dass du ihre Gerissenheit gar nicht zu würdigen weißt. Ich habe mir schon oft gedacht, dass man sie nur sieht, wenn sie gesehen werden wollen. Überleg doch mal: Sie sind eine uralte Dynastie, und trotzdem ist Ariane der erste Beweis, dass sie Flügel haben. Selbst wenn man wie die Grigori in der Wüste lebt, lässt sich das nicht so leicht derart lange geheim halten. Die Grigori sind beängstigend diszipliniert.«
    »Mehr als nur beängstigend«, murmelte Damien. »Ariane ist die einzig halbwegs normale Grigori, die mir je über den Weg gelaufen ist, und sie scheint eher eine Außenseiterin zu sein. Verdammte Idioten.«
    Teufel auch, hatte er das wirklich gerade laut gesagt?
    Vlads Mund verzog sich zu einem Lächeln, das nicht direkt unfreundlich wirkte, Damien jedoch an einen großen weißen Hai erinnerte. »Damien, für jemanden, der sich seiner selbst angeblich so bewusst ist, stellst du dich erschreckend blöd an. Jeder, der Augen im Kopf hat, sieht, dass du diese Frau willst.«
    Damien zwang sich, nicht das Gesicht zu verziehen. Er hasste es, wenn man ihm erzählte, was er fühlte. Vor allem wenn der andere damit auch noch recht hatte. Deshalb versuchte er, möglichst lässig zu reagieren. »Ich bin noch nicht so alt, dass ich den Anblick einer schönen Frau nicht mehr zu schätzen wüsste, das stimmt. Aber das ist schließlich nichts Neues. Du hast gestern Abend auch nicht so gewirkt, als würdest du sie von der Bettkante stoßen.« Allein bei der Vorstellung kam Damien die Galle hoch.
    Vlad versteifte sich. »Sie ist nicht für mich bestimmt. Ich würde es spüren, wenn es so wäre.«
    Damien zog eine Augenbraue nach oben. »Ach so? Kommt jetzt die Schmonzette, dass du dich in alle Ewigkeit nach einer Braut verzehren wirst, die aus dem Fenster gesprungen ist, weil sie dachte, du wärest tot? Das ist nämlich Schnee von gestern.«
    Vlad starrte Damien durchdringend an. »Bei dir weiß ich oft nicht, ob ich lachen oder dir eine reinhauen soll.«
    Damien zuckte mit den Schultern. »Nachdem du immer noch mit mir redest, scheinst du es ja auszuhalten.«
    Vlad schüttelte nur den Kopf – das Ganze schien ihn nicht sonderlich zu amüsieren. »Sieht so aus. Und die Geschichte, die über mich erzählt wird, ist … verkehrt. Teilweise zumindest.«
    Damien, der am Polster der Armlehne herumgezupft hatte, sah interessiert hoch. Er wusste nicht viel über Vlads Vergangenheit, und der Dracul gehörte nicht zu denen, die gern darüber sprachen. Doch ihm war sofort klar, dass Vlad dieses Thema nicht vertiefen wollte.
    Es überraschte ihn selbst, dass er auf einmal Mitleid mit dem Mann empfand, und stand auf. Wem glaubte er eigentlich etwas vormachen zu können? Er hatte sich lange genug zurückgehalten. Er musste Ariane unbedingt sehen – auch wenn es nicht gerade angenehm war, sich das eingestehen zu müssen.
    »So, ich überlasse dich jetzt deinen Büchern. Danke, dass du es versucht hast, Vlad. Mir wird schon was einfallen. Mir ist bisher noch immer was eingefallen.«
    »Das stimmt«, erwiderte Vlad lächelnd. »Das muss man dir lassen.«
    Damien ging zur Tür, blieb dann aber plötzlich stehen und drehte sich um, weil ihm etwas wieder eingefallen war, das Vlad nebenbei erwähnt hatte. Vielleicht war es von Bedeutung, vielleicht auch nicht – jedenfalls würde er nichts übersehen, nur weil er sich in Gedanken an seine Traumpartnerin verlor.
    »Wieso hattest du eigentlich so eine schreckliche Woche? Mal wieder die Folgen der Aktionen unserer Lieblingsdämonenkönigin?«
    Vlad lächelte bedauernd und fuhr sich mit der Hand durch das Haar.

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