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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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den Rücken. »Was meinen Sie mit ›etwas Derartigem‹?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Vlad verdrossen. Er ballte die Hände mit den langen, eleganten Fingern zu Fäusten. »Es gibt so viele alte Legenden und Geschichten. Alle deuten darauf hin, dass es beim Wiedererwachen einer alten Dynastie einen großen Aufruhr geben wird, bei dem sich die Völker der Nacht entweder zusammenraufen oder untergehen werden. Aber was ihren Untergang verursachen wird, bleibt unklar. Ihr Buch ist nur ein weiteres Puzzlestück. Allerdings das deutlichste, das mir bis jetzt untergekommen ist, vor allem wenn die Geschichte von der Entstehung des Buches, die Perkins Ihnen erzählt hat, wirklich stimmt.«
    »Ich muss zugeben, dieses Chaos-Ding hat etwas … Verstörendes. Aber meinst du nicht, du übertreibst, Vlad? Es hat doch immer Zeiten gegeben, wo die verschiedenen Rassen nicht so gut miteinander klarkamen. Und dennoch ging es immer weiter, sind wir immer noch da. Da muss doch nicht unbedingt irgendwo der Schwarze Mann lauern oder irgendein angekettetes Biest, das nur darauf wartet, endlich losgelassen zu werden.«
    Ariane fiel auf, dass Damien so klang, als müsse er sich vor allem selbst überzeugen. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Auch ihr machte es keinen Spaß, sich den Untergang ihrer gesamten Welt auszumalen.
    »Mögest du recht behalten«, sagte Vlad lächelnd. Er schien sich ein wenig zu entspannen. »Genau deswegen mag ich dich, Damien. Du bleibst immer mit den Füßen auf dem Boden der Tatsachen. Immer realistisch.«
    »Nein. Ich sage dir nur, was du hören willst. Aber das muss jetzt erst mal reichen.«
    Damien streckte Ariane die Hand hin, um ihr zu helfen aufzustehen. Es war die Geste eines Kavaliers, die ihm selbst kaum bewusst zu sein schien, die ihr aber ein Lächeln entlockte. Sie legte die Hand in seine, erhob sich und genoss die Wärme, die sich von seinen Fingern in ihren Arm hinauf ausbreitete.
    Bevor sie ging, wandte sie sich noch einmal zu Vlad um. Sie wollte sich ihre Freude über die Tatsache, dass Sam noch am Leben war und sie ihn noch in dieser Nacht sehen würde, nicht von irgendwelchen Sorgen verderben lassen. Um diese Geschichte mussten sich die Anführer der Dynastien kümmern. Vlads Gerede von den dunklen Legenden machte ihr Angst, aber sie war froh, die großen Probleme anderen überlassen zu können. Vielleicht würde die Wahrsagung etwas enthüllen, das die Anführer unter sich klären konnten.
    Sie bezweifelte es, aber heute Nacht sollte ihrer Erleichterung nichts im Weg stehen. Die Vorstellung, sich einer Fleisch gewordenen Version der Illustration aus ihrem Buch stellen zu müssen, war mehr, als sie im Moment ertragen konnte.
    »Eins würde ich gern noch wissen«, sagte sie. »Wieso waren Sam und dieser Lucan oben in Massachusetts?«
    »Oh«, erwiderte Vlad, »das war im Grunde nichts als ein glücklicher Zufall. Sie wollten so weit wie möglich nach Norden, in der Hoffnung, in Maine einen entlegenen Ort zu finden, der sich als Versteck eignen würde. Ihr Versuch, sich in einer der Städte der Empusae zu verbergen, war fehlgeschlagen, also wollten sie es in einem Teil des Landes versuchen, wo es mehr Werwölfe als Vampire gibt. Sie waren davon ausgegangen, dass das kleine Gebiet, das die Lilim seit Kurzem beherrschen, der sicherste Ort für einen Zwischenstopp sei. Leider haben sie sich da geirrt.«
    »Vielleicht ist es besser so«, überlegte Ariane laut. »Im Gebiet der Wölfe wären sie ganz auf sich allein gestellt gewesen.«
    Damien grinste. »Nur du kannst in solch einem Vorfall noch was Positives entdecken, Kätzchen.«
    Vlad legte den Kopf auf die Seite. »Sie hat recht. Zumindest war es der richtige Ort, um einen Angriff zu überleben.«
    Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass sie in alldem nun keine Rolle mehr spielte. Sie hatte keinen Grund, hierher zurückzukehren. Vielleicht sah sie den Dracul zum letzten Mal, zumindest für lange Zeit. Natürlich würde sie nach allem, was geschehen war, ein sicheres Versteck finden müssen – aber Vlad war nicht verpflichtet, mehr für sie zu tun, als er bereits getan hatte.
    »Danke, dass Sie uns geholfen haben«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was wir ohne Sie getan hätten.«
    »Das habe ich wirklich gern getan, Ariane«, erwiderte Vlad, und seine Augen wirkten gleich ein wenig wärmer. »Sie sind die einzige Grigori, mit der ich ein bisschen mehr Zeit verbringen durfte, und es war mir ein Vergnügen. Mir ist bewusst, dass es eine Menge

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