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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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eine ziemliche Sinnkrise, hinzu kommen die hormonellen Veränderungen durch die Wechseljahre …«, versuchte ich den Sachverhalt zu erklären.
    »Mamas Selbstwahrnehmung geht mir am Arsch vorbei«, ereiferte sich Vivian. »Erst hält sie sich für fett und hässlich und heult wegen ihrer Haare rum, dann ist sie im siebten Himmel und glaubt, sie wird ein Fernsehstar!«
    »Sie hat noch an der Trennung von deinem Vater zu knabbern«, verteidigte ich Sonja.
    »Und ihre Mutter war auch nicht immer nett zu ihr«, nahm Billi sie in Schutz. »Das weißt du doch!«
    »Ach, Scheiße!« Vivian stellte klirrend die Flasche ab. »Irgendwann muss das Thema doch mal durch sein. Die Oma ist seit Jahren tot!«
    »Aber vielleicht nicht gerade jetzt?«
    »Wann dann? Wenn sie achtzig wird?«
    »Hör mal, Vivian, sie hat da so einen Brief bekommen …«, begann Billi und nahm Vivians Hände.
    »Na und?«
    »Einen Liebesbrief!«, sagte ich nachdrücklich. »Sie ist gerade sehr glücklich.«
    »Und von wem?«
    »Von Rainer«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Von diesem Grobmotoriker mit dem Totenkopfstirnband?« Vivian fasste sich ratlos an den Kopf.
    »Ähm … ja. Ich glaube, er steht auf deine Mutter.« Billi ver zog keine Miene, während sie das behauptete. Ich starrte sie ent setzt an. Das wurde ja immer schlimmer!
    »Na bitte!«, seufzte Vivian. »Dann sind die Fronten ja geklärt.«
    »Gib ihr noch ein bisschen Zeit. Bitte, Vivian! Lass sie noch eine Weile in dem Glauben.«
    »Aber der Manni findet das gar nicht komisch!«
    »Wir auch nicht«, murmelte ich schnell.
    »Ich muss wieder rein!«
    Vivian verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war.
    »Verdammt!«, entfuhr es mir, und ich kratzte mich ratlos am Kopf. »Was machen wir denn jetzt?«
    In der darauffolgenden Stille hörte man nur zufrieden das Baby schmatzen.
    »Sonja ist so glücklich wie schon lange nicht mehr! Außerdem ist zu befürchten, dass sie noch weitere Briefe findet.« Ich wies mit dem Kopf zur Tür, hinter der Rainer unrhythmisch stampfte wie ein Nilpferd im Tangokurs.
    »Ich rede mit Manni!«, sagte Billi entschlossen. »Ich lade ihn am Wochenende zu uns zum Essen ein. Er muss noch eine Weile mitspielen.«
    »Bist du sicher? Macht der das? Kann der das überhaupt?«
    »Nur bis Sonja sich wieder gefasst hat.«
    »Aber wann wird das sein? In diesem Jahrtausend wohl nicht mehr!«
    »Sie fühlt sich geliebt und hat ein Erfolgserlebnis vor Augen«, sagte Billi ernst. »Wollen wir ihr das wieder kaputt machen?«
    Komisch. Plötzlich spürte ich den Stachel der Eifersucht. Warum kam ich nicht selbst auf die Idee, Manni zum Essen einzuladen?

11
    H allo, Carin. Schön dass du dich für ein Personal Training angemeldet hast!«
    Manni sah wieder umwerfend aus in seinem eng anliegenden Fitnessdress und seinem kurzen, blonden gegelten Haar. »Wie ich höre, willst du mich schlagen?« Lächelnd überreichte er mir ein Paar Boxhandschuhe und half mir beim Anziehen. Um seine Mundwinkel zuckte es spöttisch.
    »Ja, ich dachte, ich übe mich mal in Selbstverteidigung.«
    Verdammt, warum brach mir denn jetzt schon der Schweiß aus? Unsere Hände berührten sich. Ich zuckte zusammen und starrte ihn an. Irgendwas ging von ihm aus. So als wäre er elektrisch. Er hatte etwas, das mich völlig verunsicherte. Ich konnte Sonja irgendwie verstehen. Hatte ich etwa auch Gefühle für ihn? Spielten bei mir ebenfalls die Wechseljahre verrückt? Wieder sah er mich so eindringlich an. Flirtete er etwa mit jeder von uns? Was bildete der sich eigentlich ein? Plötzlich war mir wirklich danach, ihn so richtig zu verdreschen.
    Manni zeigte mir ein paar Handgriffe, und nach einigen vorsichtigen Tuschern boxte ich mir die Seele aus dem Leib.
    Manni feuerte mich an: »Ja! Hau drauf! Gib’s mir! Ich hab’s verdient!«
    Seltsam. Diese plötzlichen Aggressionen kannte ich gar nicht an mir. Es tat mir unheimlich gut, mich einfach mal abzureagieren. Ich boxte und schlug, bis ich keine Luft mehr bekam und mir die Seite halten musste. Zitternd ging ich in die Knie.
    »Hammer!«, sagte er schließlich lachend, als ich schweißüberströmt am Boden saß. »Da hat aber jemand eine Wut!«
    Wir lehnten uns beide an die Wand, und ich kämpfte mit den Tränen. »Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist!«
    O Gott. Meine Stimme überschlug sich doch nicht etwa? Ich war doch sonst eine gestandene Frau! Wieso brachte dieser Kerl mich an meine Grenzen?
    »Manchmal muss man einfach mal alles rauslassen«, sagte

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