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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Sie reckte die Faust und zog den Arm nach unten, als wollte sie eine imaginäre Notbremse ziehen.
    »Sie kann mit jeder Arschbacke einzeln wackeln«, sagte Billi.
    »Und auf den Händen stehen«, eilte ich ihr zur Hilfe. »Minutenlang.«
    »Ja, aber …«
    »Sie machen unsere Freundin sehr glücklich«, sagte ich beschwörend. Ich warf einen flüchtigen Blick durch den Türspalt. Draußen drängelten sich nach wie vor die Teilnehmer für den Pilates-Kurs. Von Rainer keine Spur. Bestimmt hatte ich mich getäuscht. Erleichtert schenkte ich Manni ein gewinnendes Lächeln.
    Um seine Mundwinkel zuckte es. Ich sah schnell wieder weg. Aus irgendeinem Grund beschlich mich bei seinem Anblick immer so ein seltsames Gefühl. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen, und das war mir unheimlich. Ich konnte verstehen, dass Vivian ihn mochte. Denn das war wirklich nicht zu übersehen.
    Sonja war nach wie vor in ihrem Element. »Hier. Macht mal mit. Wie findet ihr diese Übung für die DVD? «
    Sie ging auf alle viere, spannte ihren Körper wie einen Flitzebogen und hob ihre Beine abwechselnd gazellengleich bis fast zur Decke. Ich schwitzte schon beim Zusehen.
    Billi legte Enkelkind und Strickzeug beiseite und wälzte sich stöhnend auf den Bauch.
    »Viel zu schwer.«
    »Aber wir müssen doch auch was zeigen!«, beharrte Sonja, die inzwischen zum dreißigsten Mal spielend leicht das Bein hochriss.
    »Was willst du zeigen? Wie fit DU bist oder wie unbeweglich die anderen sind? Normale Menschen sehen bei so einer Übung aus wie ein geplatztes Sofakissen!«
    Ich begab mich ebenfalls in die Maikäferposition und probierte die Übung. Meine schwachen Ärmchen zitterten. »Wenn dein Zielpublikum die Hausfrau in den besten Jahren sein soll, ist das hier wirklich zu schwer.« Ein Schweißtropfen seilte sich von meiner Stirn ab und platschte auf die Matte. Keuchend ließ ich mich kraftlos auf den Bauch plumpsen.
    »Mädels, das ist meine Chance, Holger zu zeigen, was ich draufhabe«, beschwor uns Sonja, immer noch die Beine schwingend.
    »Aber kannst du ihm das denn nicht persönlich vorturnen?«
    »Muss darunter eine ganze Nation leiden?«
    »Hört mal!« Sonja wirbelte herum und ging in den Lotossitz. »Holger hat mich verlassen. Wegen einer blassen Bürotusse. Und ich werde ihm jetzt zusammen mit dem schönsten Trainer Deutschlands die Antwort darauf geben. Wetten, dass NICOLA nicht eine einzige Übung schaffen wird?«
    »Da müssen wir gar nicht groß wetten«, meinte Billi.
    »Aber was FINDET er an ihr?« Plötzlich standen Tränen in Sonjas Augen. »Ich tue ALLES , um mich jung, schön und fit zu halten. Seit Jahren treibe ich vier Stunden täglich Sport, verbringe meine Zeit im Kosmetikstudio, halte Diät, klatsche mir die teuersten Salben ins Gesicht, lasse mir Botox spritzen und trage mein Geld ins Nagelstudio!«
    Sie zählte noch weitere Dinge auf, von denen ich noch nie gehört hatte und die anscheinend wahnsinnig viel Zeit und noch mehr Geld kosteten. »Ich überlege sogar, mir hier Fett absaugen zu lassen!«
    »Wo?«, fragte ich entsetzt.
    »Na HIER! « Sonja zupfte an einer Hautfalte, die nicht größer war als ein Regenwurm.
    »Vielleicht ist es genau DAS , was er an ihr findet?« Billi schaute über den Rand ihrer Brille hinweg und ließ die Stricknadeln klappern.
    »Was?« Sonja riss fragend Augen und Mund auf. »Dass sie NORMAL ist?«
    »Vielleicht kann sie ZUHÖREN? «
    Billi konnte manchmal grausam sein.
    »Ach nee«, fauchte Sonja gekränkt zurück. »So wie DU immer deinem Rudi zuhörst! Du siehst ja, wohin das führt!«
    »Mädels, bitte streitet euch doch nicht!«, flehte ich entsetzt. »Wenn wir schon Pech mit den Männern haben, müssen wir doch wenigstens zusammenhalten!«
    »Mit welchem Mann hast du denn Pech?«, meinte Sonja mit leisem Spott.
    Oh, da hätte ich ihr viel erzählen können. Aber sie ließ mich ja nicht zu Wort kommen.
    Sie tätschelte meinen Arm. »Sei froh, dass du weder Mann noch Kinder hast. Du bist ein freier Mensch und kannst tun und lassen, was du willst.«
    »Ich habe meine Mutter«, sagte ich trotzig.
    »Ach ja!«, rief Sonja. »Erzähl, wie geht es ihr?«
    Nun war ich fast ein bisschen erstaunt, dass ich doch noch Redezeit zugeteilt bekam.
    »Die lange oder die kurze Version?«
    »Erst mal die kurze«, sagte Sonja und checkte ihr Handy.
    »Wenn es spannend wird, können wir ja die lange nehmen«, meinte Billi.
    Ich holte tief Luft.
    »Sie ist buchstäblich vom Hocker gefallen! Ich war gerade am

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