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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Deutsch.«
    »Und warum sprechen Sie es?«, fragte Billi, die immer noch die Blumen hielt. »Sind Sie Französin?«
    »Nein, aber ich war auf dem französischen Lycée. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und möchte, dass meine Kinder das auch tun.«
    Billi, Sonja und ich wechselten begeisterte Blicke. Welch er frischender Kontrast zu diesem störrischen Zausel gestern! Diese junge Frau war hinreißend! Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich konnte Roman gut verstehen, dass er sie geheiratet hatte. Aber nicht, dass er im Begriff war, sich von ihr zu trennen! Selbst wenn er den Reizen Vivians verfallen war: Diese Frau hier war doch nicht mit Gold aufzuwiegen!
    Schon nach kurzer Zeit saßen wir bei Kaffee und Kuchen auf dem Sofa, und jede von uns drei bayrischen Tanten hatte einen Blondschopf auf dem Schoß. Na ja, meiner hatte nur blonden Flaum auf der Glatze. Wir plauderten und lachten und scherzten mit den Kindern. Ich betrachtete hingerissen Ben, das Baby, das wie ein Schluck Wasser in meinen Armen hing und noch kein Wort Französisch konnte. Als er »Bäh« machte, sagte Silke: »Der Kleine hat Durst!«, nahm ihn und stillte ihn ohne jede Scheu.
    Wir waren alle ganz verzückt.
    »Jetzt beneide ich euch zum ersten Mal darum, dass ihr Großmütter seid«, sagte Sonja und holte ihren Fotoapparat aus der Louis-Vuitton-Handtasche.
    »Also, ich bin es erst seit zehn Minuten«, wehrte ich ab. »Ich habe noch keinerlei Übung!«
    »Wart’s ab!«, sagte Billi. »Was nicht ist, kann ja noch werden!« Wen sie damit meinte, war auf die Schnelle nicht zu erkennen.
    Obwohl es nicht ganz einfach war, mit den drei Kindern im Raum ein zusammenhängendes Gespräch zu führen, weil wir immer wieder Bilderbücher unter die Nase gehalten bekamen, Klein-Ben sich in die Windeln machte, Max mit Kuchen krümelte und Laura im Eifer des Gefechts den Kakao umgeschüttet hatte, bekamen wir doch Folgendes von Silke zu hören:
    Roman und sie hatten sich an der Uni kennengelernt. Sie hatte Sozialpädagogik studiert, er Journalismus. Beide waren Frankreich-Fans und verbrachten ihre gemeinsamen Ferien dort, erst mit VW-Bus und Zelt, später im Ferienhaus von Romans Eltern bei Cannes.
    Silke liebte Romans Temperament, das Spontane, Verrückte, seinen Hang zum Komischen. Er unterhielt ganze Kneipen mit seinen Geschichten und dichtete oft etwas dazu, was sie ihm aber nicht übel nahm. Er konnte Leute imitieren, Dialekte nachmachen und lernte rasend schnell Sprachen. Er war so etwas wie das Salz in ihrer eher bürgerlichen Suppe. Sie war eher die vernünftige, bodenständige Beamtentochter, die sich beruflich um gestrandete Menschen am Rande des Großstadtdschungels kümmerte: um Obdachlose, Drogensüchtige und Straffällige. Sie besuchte ihre Schützlinge im Knast und arbeitete als Bewährungshelferin. Sie versuchte, jedem Menschen wieder den Weg zu ebnen, wenn er davon abgekommen war.
    Sonja, Billi und ich tauschten bedeutungsschwere Blicke: Dann war sie ja genau die Richtige für unseren Roman!
    Als sich die Kinder anmeldeten, blieb Silke zu Hause. Als Mutter war sie genauso warmherzig, frisch und natürlich wie als Sozialpädagogin. Roman konnte sich glücklich schätzen, so eine kluge Traumfrau zu haben!
    »Aber warum ist er jetzt ausgezogen?«, wagte ich einen Vorstoß.
    »Ja«, mischte sich auch Billi ein, mit vollen Backen kauend. »Wie kann der Kerl nur so ein Prachtexemplar im Stich lassen?« Dabei sah sie Sonja an, die es ihr aber nicht übel nahm, sondern ebenfalls ratlos die Achseln zuckte. Zwischen Silke und Vivian lagen – zumindest äußerlich – Welten. Beide waren Schönheiten, keine Frage. Doch während Vivian viel Wert auf modische Kleidung und Make-up legte, war Silke eher eine natürliche Schönheit.
    »Roman ist wie ein Schmetterling«, sagte Silke leise. Ich spürte sofort, dass sie niemals schlecht über ihn reden würde, was ich ihr hoch anrechnete. »Er braucht seine Freiheit. Ich lasse sie ihm, denn wenn ich versuchen würde, ihn zu ändern, wäre er nicht mehr Roman. Das ist mir von Anfang an klar gewesen.«
    »Meine Güte, sind Sie tolerant!«, sagte Billi seufzend. »Ich hätte dem ganz schön was gehustet, bei drei kleinen Kindern!«
    »Ich hätte dem schon bei einem was gehustet«, setzte Sonja noch eins drauf.
    »Er war beruflich immer wieder sehr erfolgreich«, fuhr Silke fort. »Manchmal bekam er einen Auftrag für ein Drehbuch oder ein Fernsehkonzept. Das schrieb er dann in zwei Wochen runter, und wir konnten ein

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