Verwechslungsspiel in Griechenland
gegenüber und betrachtete ihn verstohlen. Es ärgerte sie, dass sie so stark auf ihn reagierte, wo sie doch sonst gegen Männer immun war. “Du hast ein schönes Zuhause.” Zu ihrer Erleichterung klang ihre Stimme wieder fast normal.
“Ich weiß es zu schätzen.” Er öffnete die Augen. “Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass du an die Gegenwart eines halb nackten Mannes nicht gewohnt bist.”
Ria fuhr zusammen und errötete schon wieder. Nachdenklich streckte Dimitrios eine Hand aus und streichelte ihr die Wange. “Das gefällt mir.” Einen Moment lang verlor sein Gesicht den wachsamen Ausdruck. “Ich wusste gar nicht, dass es noch Frauen gibt, die erröten können.”
Verlegen wandte Ria das Gesicht ab. Dimitrios berührte ihren Pferdeschwanz. “Gehört das mit zum Image?”, fragte er kühl.
“Ich weiß nicht, was du meinst.”
“Ach so”, erwiderte er bissig. “Dir ist also völlig unklar, dass du mit der Frisur wie eine fünfzehnjährige, noch unberührte junge Frau aussiehst.”
“Ich habe mein Haar hochgebunden, weil mir warm war!” Anscheinend konnte sie ihm nichts recht machen! “Woher willst du überhaupt wissen, ob ich noch unberührt bin?” Das hätte ich nicht sagen sollen!, dachte sie gleich darauf bedrückt. Ich fordere ihn ja geradezu heraus, mich weiter zu beleidigen.
Er antwortete nicht sofort, sondern trank einen Schluck Wein, beugte sich dann vor und sah ihr fest in die Augen. “Poppy, Nikos war bei seiner Rückkehr sehr verstört. Deshalb hat er mir … Dinge erzählt, die er normalerweise für sich behalten hätte.”
“Ja?”, fragte sie und machte sich auf Schlimmes gefasst.
Ungeduldig seufzte er auf. “Du machst es mir nicht leicht. Muss ich es wirklich aussprechen? Wieso hörst du nicht endlich auf, die reine Unschuld zu spielen? Allmählich geht es mir auf die Nerven.”
Sie richtete sich stolz auf, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen. Was würde sie über Poppy erfahren? “Sag mir, was er dir erzählt hat.”
Dimitrios fluchte leise. “Wie sind wir überhaupt auf dieses Thema gekommen?”
“Was hat er dir erzählt?”
“Dass ihr miteinander geschlafen habt! Und dass es für ihn zwar das erste Mal gewesen sei, nicht aber für dich. Du hättest offen zugegeben, vor ihm schon andere Liebhaber gehabt zu haben.”
Dimitrios’ Worten folgte eisiges Schweigen.
“Wieso musstest du ihm einreden, die anderen Männer hätten dir nichts bedeutet, er sei die Liebe deines Lebens? Er war doch auch so verrückt nach dir. Er hätte alles hingenommen. Warum hast du behauptet, du würdest ihn heiraten; wo es für dich doch nur ein Spiel war?” Seine Stimme bebte, und als Ria ihm in die Augen sah, las sie solchen Hass darin, dass sie erschrak. “Er ist völlig gebrochen, Poppy, und das ist deine Schuld. Der Himmel weiß, wo er jetzt steckt.”
“Ist er denn nicht hier?”
“Natürlich nicht. Würden wir sonst hier sitzen und so miteinander reden?”
“Das wusste ich nicht”, flüsterte sie.
“Du hättest fragen können. Seit heute Morgen warte ich darauf, dass du dich nach ihm erkundigst. Du hast nicht einmal seinen Namen erwähnt!”
“Hat er denn nicht gesagt, wo er hin will?”, fragte sie überrascht und war sich plötzlich im Klaren, dass sie ihm endlich die Wahrheit sagen musste, sollte ihr die ganze Sache nicht entgleiten.
“Anscheinend hat er kurz nach meiner Abreise einen wichtigen Anruf bekommen. Kurz danach ist er jedenfalls auch verreist. Seiner Mutter hat er durch Rosa ausrichten lassen, dass er dringend etwas Geschäftliches zu erledigen habe.”
“Glaubst du ihm nicht?”, fragte Ria nervös, denn sie spürte Dimitrios’ Misstrauen.
“Ich weiß nicht, was ich denken soll”, erwiderte Dimitrios kühl. “Normalerweise lügt er nicht. Also wird er einen triftigen Grund für sein Verhalten haben.”
“Du glaubst doch nicht, dass er irgendwelche Dummheiten machen wird?”, fragte sie mit bebender Stimme.
“Natürlich nicht. Er ist schließlich Grieche.” In seinen Augen sagte das offenbar alles. “Sicher wird er sich freuen, wenn er dich bei seiner Rückkehr hier vorfindet.”
Etwas an seinem Tonfall ließ sie aufhorchen. “Er weiß doch wohl, dass du mich hergeholt hast?”
“Nicht direkt.” Herausfordernd sah Dimitrios sie an. “Als Familienoberhaupt bin ich für das Wohlergehen aller Hausbewohner verantwortlich. Mein Neffe ist jung und ziemlich unbeherrscht. Ich wollte nicht mit ihm streiten,
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