Verwechslungsspiel in Griechenland
denn das hätte meine Schwester nur unnötig aufgeregt.”
“Dann wollte Nikos also gar nicht, dass ich komme?”
“Ich wollte, dass du kommst”, erklärte er schroff, und Ria spürte instinktiv, dass sie sich plötzlich auf gefährlichem Boden befand. “Das genügt. Wenn Nikos dich in der ihm vertrauten Umgebung sieht, wird er bald einsehen, dass du nicht zu ihm passt. In einigen Wochen werde ich Christina auf eine Kreuzfahrt mitnehmen. Bis wir wiederkommen, wirst du verschwunden sein, und Nikos wird seiner Mutter erklären, dass ihr euch in aller Freundschaft getrennt habt.”
Dimitrios’ anmaßender Tonfall ärgerte Ria so, dass sie sich unvermittelt aufsetzte. “Einen Augenblick. Wer gibt dir das Recht, so über uns zu verfügen? Zu entscheiden, was für uns alle am besten ist?”
“Nicht für uns alle”, verbesserte er sie ruhig. “Nur für die Mitglieder meiner Familie. Du bist unwichtig.”
Seine Worte verletzten sie mehr, als sie für möglich gehalten hätte, aber sie weckten auch erneut ihren Widerstand. Dimitrios beobachtete aufmerksam ihr Gesicht, und trotz seines entspannten Äußeren hatte sie das deutliche Gefühl, er warte nur auf eine Gelegenheit, sich auf sie zu stürzen, wie ein Tiger, der eine Beute belauert.
Langsam stand sie auf. “Der große Dimitrios. Du bist natürlich vollkommen, du machst nie einen Fehler wie wir armen einfachen Menschen. Weißt du was? Du tust mir leid! Innerlich bist du doch völlig verkümmert!”
“Nun ist es aber gut”, sagte er leise, aber drohend.
Ria überhörte jedoch seinen drohenden Unterton. “Deine selbstgerechten Vorwürfe widern mich an! Nikos ist wenigstens fähig, einen Menschen zu lieben, im Gegensatz zu dir! Du bist doch völlig gefühlskalt! Ich wette, du hast noch nie im Leben jemand wirklich geliebt …”
Weiter kam sie nicht. Dimitrios sprang auf, zog sie an sich und presste ihr eine Hand auf den Mund. “Sei still!” Seine Gesichtszüge waren wutverzerrt. “Wie kannst du es wagen, mich zu kritisieren. Du Flittchen willst mir etwas über Liebe erzählen? Sei froh, dass Christina im Haus ist und schläft, sonst würde ich dich jetzt auf der Stelle schlagen.”
Zornig kämpfte sie gegen ihn an. Dimitrios nahm die Hand von ihrem Mund und funkelte Ria böse an. “Ich hätte dich nie herbringen dürfen. Du machst nichts als Ärger.”
“Ich wollte nicht mit”, erwiderte sie hitzig.
“Trotzdem, jetzt bist du hier”, sagte er sanft, und sein Gesichtsausdruck wurde weich, um schon im nächsten Augenblick wieder abweisend zu werden.
“Wir müssen eben das Beste daraus machen. Du bist erfahren genug, um zu merken, wie du auf mich wirkst.” Er drückte sie fest an sich. “Doch täusch dich nicht, meine Liebe. Ich empfinde nichts als Lust für dich. Ich will nur deinen Körper, mehr nicht.” Er lächelte kalt. “Ich wäre nicht der erste Mann, der eine Frau nimmt, obwohl er sie verachtet.”
Rias Beine zitterten so, dass sie kaum stehen konnte. Obwohl sie sich vor Dimitrios fürchtete, fühlte sie sich zugleich unwiderstehlich von ihm angezogen. Ihre widersprüchlichen Gefühle verwirrten sie immer mehr.
“Normalerweise verabscheue ich Frauen wie dich, aber du hast etwas Besonderes an dir.” Er presste die Hüften gegen ihren Körper, und als sie sich erschrocken losriss, lächelte er wieder. “Also sei vorsichtig.” Dann gab er sie frei, drehte sich langsam um und ließ sie einfach stehen.
4. KAPITEL
R ia setzte sich in einen Liegestuhl, der im Schatten der Bäume nicht weit von der Gartenmauer stand. Auf den flechtenbewachsenen Steinen der alten Mauer saßen kleine jadegrüne Eidechsen, die Ria neugierig beäugten, bevor sie in ihre Schlupflöcher huschten.
Im Garten war es warm und still. Nur hoch über sich hörte sie ein Flugzeug eintönig brummen. Ein Stück von ihr entfernt hatten die Hunde sich wieder zum Schlafen ausgestreckt. Es ging etwas Tröstliches von ihnen aus, und allmählich vergaß Ria den Schmerz, den Dimitrios ihr mit seinen Worten zugefügt hatte. Die Augenlider wurden ihr schwer, und schließlich schlief sie ein.
Als sie wieder erwachte, wurde es schon langsam dämmrig, und in den Bäumen über ihr stimmten die Vögel ihr Abendkonzert an.
Ria fühlte sich ausgeruht und hatte das Gefühl, wieder klar denken zu können. “Ich muss ihm die Wahrheit gestehen”, sagte sie leise vor sich hin, doch ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. “Ich muss fort.”
Als sie kurz vor dem Abendessen in
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