Verwechslungsspiel in Griechenland
Sie lieber etwas vom Grill, Frank, das dürfte Ihnen besser bekommen.”
Sie fuhren herum. Dimitrios stand hinter ihnen, die Hände in den Taschen der maßgeschneiderten grauen Hose vergraben, und beobachtete sie kühl und ohne zu lächeln. “Ihr scheint euch gut zu kennen”, fuhr er fort, und Ria spürte, dass er aus irgendeinem Grund sehr zornig war, auch wenn er äußerlich völlig entspannt wirkte.
“Und ob”, bestätigte Frank leicht verwirrt. “Ria und ich sind alte Freunde.” Lachend wandte er sich an alle. “Obwohl du bei unserer letzten Begegnung nicht so vollständig bekleidet warst!”
Seinen Worten folgte eisiges Schweigen. “Was soll das heißen?” Dimitrios’ Augen blitzten verärgert auf. Noch nie hatte er so gefährlich ausgesehen. Einen Moment dachte Ria, er würde gleich zuschlagen. Frank schien dasselbe zu befürchten, denn er beobachtete Dimitrios wachsam wie ein Boxer den anderen.
“Dimitrios!” Ria stellte sich zwischen die beiden und hielt Dimitrios an den Armen fest. “Bitte, Dimitrios. Er hat es als Scherz gemeint!”
“Das war kein Scherz!”, behauptete Dimitrios so scharf, dass die anderen Gäste sich neugierig umdrehten. Das Stimmengemurmel wurde leiser. Poppy stand nicht weit entfernt, und Ria hoffte nur, dass sie sich nicht auch noch einmischte.
“Sie haben recht”, antwortete Frank ebenso grimmig. “Die Bemerkung war wohl etwas geschmacklos, aber da Sie Ria zu kennen scheinen, dachte ich, Sie würden wissen, was ich meine.”
“Das war ein Irrtum. Erklären Sie es mir.”
Während Frank noch unsicher zögerte und nach Worten suchte, begann Ria schnell und leise auf Dimitrios einzusprechen, ohne seine Arme loszulassen. “Wir haben uns vor zwei Jahren in England auf einer Modenschau kennengelernt. Damals habe ich Badeanzüge vorgeführt. Und als Frank das letzte Mal in London war, hat er mich eingeladen, einen Tag mit ihm und anderen am Swimmingpool eines Freundes zu verbringen. Dabei hatte ich einen der Badeanzüge an, die ich bei unserer ersten Begegnung vorgeführt hatte, und das fanden wir beide komisch. Mehr steckt nicht dahinter.”
“Stimmt das?”, fragte Dimitrios Frank.
“Ja”, bestätigte Frank ebenso kurz angebunden. “Aber wenn Sie wissen wollen, ob ich mich für Ria interessiere, so kann ich das nur bejahen. Sogar sehr! Bisher hat sie meine Gefühle zwar nicht erwidert, doch ich werde es trotzdem weiter bei ihr versuchen.”
Ria bewunderte seinen Mut. Frank war mindestens fünfzehn Zentimeter kleiner und etwa zehn Kilogramm leichter als Dimitrios, und dennoch ließ er sich nicht einschüchtern.
Eine Weile sahen sich die Männer schweigend in die Augen, wie Gegner in einem Duell. Plötzlich schien Dimitrios zu bemerken, dass sie beobachtet wurden, denn er entspannte sich, atmete tief ein und trat einen Schritt zurück. Ria ließ seine Arme los.
“Das steht Ihnen selbstverständlich frei”, sagte er ruhig. “Wir kennen uns schon lange, Frank. Ich möchte mich nicht im Streit von Ihnen trennen.”
Frank schaute ihn forschend an. “Einverstanden”, erwiderte er trocken und reichte Dimitrios die Hand. Dimitrios ergriff sie.
“Damit hätte ich nicht mehr gerechnet”, meinte Frank leise und wie zu sich selbst, und als Dimitrios rot wurde, lächelte er spöttisch. Dann wandte er sich an Ria. “Pass gut auf dich auf, Süße”, sagte er sanft und bedauernd, drehte sich um und verschwand in der Menge.
Bevor Ria etwas sagen konnte, fasste Dimitrios sie am Arm und legte ihr einen Finger auf den Mund. “Ich werde dich jetzt zu einem Sessel bringen. Du wirst dich hinsetzen und nicht wieder aufstehen, und wenn der Himmel über dir einstürzt. Du wirst mit niemand, wirklich niemand von meinen Gästen mehr sprechen, sondern dich vollkommen still verhalten.”
“Sei doch nicht so unvernünftig!”, flüsterte Ria ihm wütend zu, während er sie wie eine Gefangene abführte. Die anderen Menschen machten ihnen Platz. “Ich habe nichts Schlimmes getan! Frank und ich haben uns zufällig getroffen. Ich wusste vorher nicht einmal, dass er in Griechenland ist! Wir haben uns nur unterhalten. Wieso musstest du deshalb ein solches Theater machen?”
“Bist du endlich fertig?” Er hielt ihren Arm so fest, dass es schmerzte, und seine Stimme klang unterdrückt, als könnte er sich nur mühsam beherrschen. “Hast du nicht gemerkt, was für ein Schauspiel ihr meinen Angestellten geboten habt?”
Die ungerechte Anschuldigung verschlug Ria den Atem.
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