Verwechslungsspiel in Griechenland
vergesse ich, wie jung du bist.”
Mit einem Spitzentaschentuch wischte sie Ria sanft die Tränen fort. “Wir werden nicht mehr darüber sprechen, meine Liebe, es sei denn, du möchtest es. Ich werde immer für dich da sein.”
“Ich danke dir.” Ihre Freundlichkeit machte für Ria alles nur schlimmer. Gequält fragte sie sich, wie lange sie das noch durchhalten würde.
Nach Kristies Abreise entspannte sich die Atmosphäre in der Villa merklich. Nur wenn Dimitrios zu Hause war, wirkten alle nervös. Er kam abends gerade rechtzeitig zum Essen zurück, sprach während der ganzen Mahlzeit kein Wort und verschwand gleich anschließend in seinem Arbeitszimmer, wo er bis in die frühen Morgenstunden arbeitete. Sein gut aussehendes Gesicht wirkte starr und abgehärmt, seine Augen blickten eisig, und es ging etwas Finsteres von ihm aus, das Ria erschreckte.
Eines Morgens, etwa eine Woche vor dem Hochzeitstermin, saßen nur Ria, Poppy und Nikos auf der Veranda beim Frühstück. Christina frühstückte auf ihrem Zimmer, da sie sich nicht wohl fühlte, und Dimitrios hatte früh gegessen und war mit den Hunden spazieren gegangen.
Nikos aß eben den Rest eines köstlichen Fruchtsalats, den Rosa vorbereitet hatte. Plötzlich schlug er sich mit der Hand an die Stirn. “Das hätte ich fast vergessen, Poppy. Ich komme heute Abend erst spät nach Hause, also wartet nicht mit dem Essen auf uns.”
“Warum?”, fragte Poppy ungnädig. “Du bist auch so schon lange genug weg.”
“Das lässt sich nicht ändern”, versuchte Nikos sie zu besänftigen. “Nach unserer Hochzeit wird Dimitrios mir einen Monat freigeben. Außerdem wirst du immer tagsüber allein sein, weil ich arbeiten muss.”
“Das ist etwas anderes, wie du ganz genau weißt.” So leicht ließ Poppy sich nicht abspeisen. “Wieso kommst du heute Abend erst spät nach Hause?”
“Weil im Betrieb eine Feier stattfindet”, erklärte Nikos unbehaglich. Anscheinend wusste er, dass die Antwort seiner hitzköpfigen Verlobten nicht gefallen würde. “Dimitrios arbeitet seit Monaten an einem Vertrag mit den Amerikanern. Jetzt haben sie eine Expertengruppe hergeschickt, die das Gelände sondieren soll. Wir haben beschlossen, für sie und unsere Angestellten samt Angehörigen eine Grillparty zu veranstalten. Amerikaner mögen so etwas”, ergänzte er wenig überzeugend.
Empört sprang Poppy auf. “Du Mistkerl!” Ihre Augen funkelten. “Bin ich etwa keine Angehörige? Und Ria gehört zu mir! Wieso sind wir nicht auch eingeladen?”
“Weil ich Nikos gebeten hatte, die Party nicht zu erwähnen”, unterbrach Dimitrios sie kalt. Er hatte gerade den Garten durch das kleine Tor betreten.
Bei seinem Anblick setzte Rias Herz einen Schlag aus. Sein Hemd stand am Hals offen, und seine Hose war feucht von der Gischt, sodass sich seine langen kräftigen Beine deutlich unter dem Stoff abzeichneten.
Dimitrios kam auf sie zu, ohne den Blick von Poppy abzuwenden. Sie ließ sich jedoch nicht einschüchtern. “Warum?” Trotzig warf sie den Kopf zurück. “Warum darf ich nicht mitkommen?”
“Nikos und ich gehen nicht auf die Party, um uns nett zu unterhalten, sondern um zu arbeiten, Poppy. Er wird keine Zeit haben, auf deine Launen einzugehen.”
“Ich habe nicht verlangt, dass er sich um mich kümmert. Ich kann gut allein auf mich aufpassen!”
“Daran habe ich nie gezweifelt”, erwiderte Dimitrios so verächtlich, dass Nikos aufsprang.
“Hör mal, Dimitrios …”
Dieser fuhr zu ihm herum. “Du! Ich habe dir doch befohlen, ihr nichts davon zu erzählen. Wieso tust du nie, was man dir sagt?”
Die drei standen sich wie kampfbereite Soldaten gegenüber, während Ria entsetzt zuhörte. Insgeheim fragte sie sich, ob Dimitrios Poppy nicht eingeladen hatte, weil er sie, Ria, nicht dabeihaben wollte.
“Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich Nikos belästige!”, ging Poppy erneut zum Angriff über. “Ich werde den ganzen Abend kein Wort mit ihm sprechen. Ria wird mir Gesellschaft leisten. Wir können gegenseitig auf uns aufpassen.” Flehend schaute sie Nikos an. “Bitte, Nikos. Ich bin ewig nicht mehr ausgegangen, und bald werde ich keine schicken Kleider mehr tragen können.”
“Dimitrios?” Nikos drehte sich bittend zu ihm um.
Dimitrios fluchte leise. “Den Hundeblick kannst du dir bei mir sparen”, sagte er kühl zu Poppy. “Ich bin immun dagegen. Komm mit, wenn du unbedingt willst, aber rechne nicht damit, dass du dich gut unterhältst. Und
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