Verwegene Herzen (German Edition)
sehen konnte, und bot sie ihr dar. Ein Hochzeitsgeschenk.
„Der Mond ist zur Hälfte zu sehen, aber er steht tief. Er versteckt sich hinter den Zweigen. Hier liegen die Ecken im Dunkel, und Adas Blumen werfen lange Schatten. Wir haben nur die Fackeln von Bruder Tuck. In ihrem Schein sieht es aus, als würde der Raum sich bewegen.“
Sie lächelte. Kein Schelten, kein Spott. Sie zeigte ihm nur ihre Grübchen, schenkte ihm den Anblick ihrer lächelnden Lippen. Er hätte für den Rest seines Lebens Balladen und Poesie studiert, hätte sie versprochen, ihm für alle Zeiten dieses Lächeln zu schenken, im Austausch für bloße Worte.
„Ich habe es immer geliebt, wie selbst die gewöhnlichsten Dinge sich im Schein der Flammen so faszinierend verwandeln.“
Noch ein Schauer überlief ihn. Er wünschte, sie würde für ihn ihr Innerstes öffnen, aber was sie enthüllte, erschreckte ihn zuweilen. „Nach allem, was wir im Schloss erlebt haben, liebe ich das Feuer nicht besonders.“
Sie zog die Brauen hoch und zuckte die Schultern. „Wir können uns nicht aussuchen, was wir lieben.“
„Auch jetzt noch? Der Albtraum hat dich nicht von deiner Faszination befreit?“
Sie ging hinüber zu ihrer Lagerstatt und ließ sich ohne jede Anmut darauf fallen. Er setzte sich neben sie.
„Mein Vater hat einmal gefragt, ob Feuer etwas Lebendiges ist. Zuerst dachte ich, nein. Natürlich nicht.“ Ihre Finger waren ständig in Bewegung, flochten ihr Haar und lösten es wieder. „Aber Feuer wird geboren. Es nährt sich und wächst. Es spendet Wärme, wie ein Körper. Es bewegt sich, pflanzt sich fort und stirbt. Ich sagte ja – ja, es lebt.“
„Und? Was hat er gemeint?“
„Er sagte, es wäre Energie, sonst nichts. Es sei wunderbar und kostbar, aber es lebt nicht.“
Will schüttelte den Kopf. Feuer war Feuer. Nützlich. Gefährlich. Alltäglich. Dass er die Liebe oder auch nur die Zuneigung einer Frau gewinnen könnte, deren Ansichten sich so sehr von seinen unterschieden, erschien ihm lächerlich naiv. „Wie alt warst du da?“
„Fünf oder sechs“, sagte sie. „Nicht älter.“
Er grinste. „Selbst da warst du schon sonderbar.“
„Ich war schon früher sonderbar und viel mehr, als du ahnst.“
Er sah in ihr Gesicht, das ihm so vertraut war, sah die Muskeln unter ihrer Haut spielen, die Art, wie sie den Kopf hielt. Ihre Augen verrieten ihm nichts, aber er war nahe genug, um sie zu berühren, zu umarmen. Und wenn er nur genügend Geduld aufbrächte, könnte er auch in ihr lesen, ihre Sprache lernen. „Du hast ihm nicht geglaubt, oder?“
„Ich habe seine Erklärung akzeptiert, aber ich glaubte, dass er sich geirrt hat. Feuer musste lebendig sein.“
Sie stützte sich auf die Ellenbogen. Das Haar fiel ihr aus dem Gesicht. Die dunklen Schatten unter ihren Augen zeigten ihm, wie erschöpft sie war.
„Als ich krank war, träumte ich vom Feuer. Ich weiß nicht mehr, was ich als Letztes sah, weil mich die Krankheit so plötzlich überkam. Vielleicht sah ich meinen Vater, meine Schwester, die Decke – ich weiß es nicht. Aber sechs Monate lang habe ich vom Feuer geträumt. Es hielt mich warm und lebendig. Es holte mich vom Tod zurück. Und es verschonte mich im Schloss.“
Will lachte. „Ich glaube, da hatte ich auch noch meine Finger im Spiel.“
„Ja, mein tapferer Held“, flüsterte sie und berührte sein Gesicht. „Ich hätte nie geglaubt, dass ich in deiner Nähe unsicher sein könnte.“
Er erschauerte, schloss die Augen, genoss die Berührung ihrer Finger. Sie bewegten sich auf seine gesunde Schulter zu, massierte seine verspannten Muskeln. Er öffnete und schloss die Faust. „Warum bist du unsicher?“
„Wir sind verheiratet!“ Das Spiel von Licht und Schatten konnte nicht die Röte verbergen, die sich auf ihren Wangen und ihrem Nasenrücken ausbreitete. „Das ist – eigenartig.“
Er wollte sie fragen, ob sie ihre rasche Heirat bereute, aber die Frage blieb unausgesprochen. Denn er war nicht sicher, ob er die Antwort hören wollte. Stattdessen fuhr er mit dem Finger den Umriss ihrer Lippen nach. „Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich deine Lippen bewundere?“
„Nein.“
„Wenn du sie nicht gerade zusammenkneifst, dann ziehen sie sich hier leicht nach oben. Genau hier.“ Er berührte mit dem Zeigefinger eines ihrer Grübchen, dann küsste er die Stelle. „Selbst wenn du es nicht tust, sieht es aus, als lächeltest du mich an.“
Sie küsste ihn ebenfalls, eine Berührung, leicht
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