Verwegene Herzen (German Edition)
es müde, gegen dich zu kämpfen.“
„Geh mir aus den Augen.“
„Das werde ich tun.“ Er ging zu Meg, die auf dem Boden kauerte, und drängte sie in ihre gemeinsame Kammer, wo er die Tür hinter ihnen schloss.
Marian stand auf und holte tief Luft. Sie war nicht sicher, ob ihre Beine sie tragen würden, aber ebenso wenig war sie sicher, dass sie die bösen Worte nicht aussprechen würde, die ihr auf der Zunge lagen und für ihren Mann bestimmt waren.
„Marian?“
„Bereite dem ein Ende, Robin. Um unserer aller willen.“
„Und wenn ich das nicht kann?“
Der erschöpfte Klang seiner Stimme hatte nichts mit körperlichen Verletzungen zu tun, die er davongetragen hatte. Sie sah ihn an. Ihre Lippen bebten, aber in ihren Augen standen jetzt keine Tränen mehr. „Der Mann, den ich geheiratet habe, kann es.“
Will zog die Tunika aus und presste das Leinen auf Mund und Nase. Sein Gesicht war geschwollen, und behutsam berührte er seine Backenzähne. Einer war locker, doch das nahm er Robin nicht übel. Sein Onkel hatte es verdient, seinem Ärger Luft zu machen, doch er vermutete, dass die Scham darüber noch schwerer auf ihm lasten würde, sobald Robin sich von der Auseinandersetzung erholt hatte. Vielleicht würden sie dann anfangen können zu verzeihen.
Aber Meg … Nach dem Kampf kehrte sie schweigend zu ihrem Lager zurück, kraft- und willenlos. Er kniete neben ihr nieder. Ihre Augen, ihr Mund, ihre Miene – sie bot ihm keinen Zugang.
„Was kann ich tun?“
Bei seiner Frage drehte sie sich um, ohne ein Lächeln. „Wie bitte?“
„Sag es mir, Meg. Was kann ich für dich tun?“
„Habt ihr um Marian gekämpft?“
Er blinzelte. War Meg eifersüchtig auf Marian? Aber nein, ihr Tonfall wirkte abwesend und distanziert. Ebenso gut hätte sie sich nach dem Wetter erkundigen können.
„In gewisser Weise“, entgegnete er. „Marian hat unseren Kuss gestanden. Robin nimmt diese Nachricht nicht gut auf.“
Sie nickte, noch immer wie abwesend. „Bereust du es, mich geheiratet zu haben?“
„Was ist los? Meg, was soll das?“ Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Du wirst wieder gesund werden. Dieser Zustand hier ist nicht von Dauer. Verstehst du mich? So darfst du nicht denken.“
Sie kroch von ihm weg, zog sich in ihre dunkle Einsamkeit zurück. „Weißt du, wie lange ich schon warte? Mein Vater hat mir gesagt, er würde ein Heilmittel finden. Ich starrte ins Schwarze und wartete auf Schatten oder eine Spur von Farbe. Ich habe fast den Verstand verloren dabei.“
Ihr Schluchzen versetzte ihm einen Stich. Aber bei allen Heiligen, wenigstens sprach sie endlich.
„Nach einem Jahr fand ich, dass Gott mich jetzt genügend erprobt hätte. Ich war nicht verbittert, sondern voller Hoffnung und habe alles getan, was Vater von mir verlangt hat; jede Behandlung und jede Kur habe ich mitgemacht. Und ich musste in die Stadt reisen. Das alles habe ich ertragen. Und nach einem Jahr – nichts. Nur noch mehr Dunkelheit.“
Die traurigen Erinnerungen ließen sie erzittern. Auf ihrer Stirn erschienen Schweißperlen. „Du sagst, meine Hände werden heilen, und ich werde wieder etwas fühlen können – aber ich, ich kann nicht daran glauben. Ich habe nicht die Kraft, wieder enttäuscht zu werden.“
„Und weil du nicht glauben kannst, meinst du, dass ich es auch nicht tue? Dass ich dich im Stich lassen werde?“
„Unser gemeinsames Leben wird schwer genug sein“, sagte sie. „Du hast eine blinde Frau geheiratet. Hast du dir die Zeit genommen, darüber nachzudenken, wie schwierig es sein wird, eine Familie aufzuziehen? Und wenn ich meine Hände nicht gebrauchen kann? Dann werde ich ein Invalide sein.“
Vielleicht lag es an den Tagen voller Anspannung, die hinter ihm lagen, vielleicht war es auch der Kampf gegen Robin, der noch in seinem Blut lauerte. Aber er sagte die Wahrheit, wie schmerzlich sie auch sein mochte. „Wenn du so sprichst, Meg, dann bist du das jetzt schon.“
„Wie kannst du es wagen!“
„Ich muss es“, antwortete er. „Nichts von dem, was ich sage, wird das Mitleid zerstören, in das du dich gehüllt hast. Aber ich werde nicht zulassen, dass du damit löst, was wir gelobt haben.“
„Ich will es nicht lösen! Ich will als deine Partnerin leben, nicht so abhängig sein wie ein Kind. Kein kränkliches kleines Geschöpf, das ständig deine Aufmerksamkeit braucht. In den letzten Tagen bist du meine Krankenschwester geworden. Willst du, dass wir so leben?“
„Nein.
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