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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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achdem Will die Worte ausgesprochen hatte, schnürte es ihm beinahe die Kehle zu, als könnte er mit seinem Stolz allein die Bitte wieder zurücknehmen. Hilfe anzunehmen, wenn sie ihm angeboten wurde, das war eine Sache, wenn sie auch nicht leicht war. Aber direkt danach zu fragen und seine Niederlage einzugestehen, das machte ihm zu schaffen.
    Zu spät. Er hatte gefragt. Und er wartete auf sein Urteil.
    Mit unergründlicher Miene stellte Robin, ein Mann mit strategischer Kenntnis und Erfahrung, seinen Krug auf den Tisch zurück. Dann machte er kehrt und ging durch eine Hintertür hinaus. Will stand weiterhin da, und seine Bitte schien zwischen ihnen im Raum zu schweben.
    Seine Hoffnungen sanken. Er hatte zu viel Schaden angerichtet. Er hatte zu lange gewartet. Und dabei hatte er Meg im Stich gelassen.
    Dann erwachte sein Unmut und wurde stärker als Schmerz und Stolz. Dies hier war wichtiger als Will oder Meg oder Robin of Loxley. Hier ging es um Gerechtigkeit und die Notwendigkeit, schreckliches Unrecht wiedergutzumachen. Die Weigerung seines Onkels, eine bescheidene Bitte um Hilfe zu beantworten, brachte Will dazu, mit den Zähnen zu knirschen.
    Abgesehen von Fehlern und Verbitterung, wie konnte er seine Pflichten so vernachlässigen?
    Dass Robin ihren Streitigkeiten mehr Bedeutung beimaß als den wichtigeren Dingen, dass er selbst die Prinzipien verleugnete, die er predigte, das traf Will tief ins Herz. Er fuhr herum und schlug mit der Faust gegen den steinernen Türrahmen. Blut trat aus den Fingerknöcheln, und ihm standen die Tränen in den Augen.
    Robin Hood, sein Held, war gestürzt.
    „Na, na, Scarlet. Du brauchst die Hand noch.“
    Wieder fuhr er herum. Ein Riese von einem Mann trat mit eingezogenem Kopf durch den hinteren Eingang. Um seine breiten Schultern lagen Pelze. Sein Gesicht verschwand fast ganz hinter einem ungebändigten Haarwust und einem Bart, der so lang war, dass Vögel darin hätten nisten können. Seine zusammengekniffenen Augen blitzten.
    „John“, stieß Will hervor. „Little John.“
    Der Mann lachte und trat beiseite, damit Robin wieder hereinkommen konnte. „Du dummer Junge!“, sagte John, und seine heiter klingende Beleidigung hallte durch den Raum. „Dachtest du, wir überlassen dir den ganzen Spaß?“
    Will blinzelte und sah noch einmal hin. Er war stark versucht, sich die Augen zu reiben. Aber da standen sie, die Helden seiner Jugend, so übergroß wie früher. Allmählich ließ die Überraschung nach, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Davon kannst du genug haben, alter Mann.“
    John schlug Robin auf den Rücken, ein herzlicher Klaps, der den kleineren beinahe vornüber fallen ließ. „Was ist dieses Nottingham schon, was, Robin? Alle paar Jahre müssen wir dieses Rattennest säubern.“
    „Immer gerade rechtzeitig für dein Bad“, erwiderte Robin.
    John wurde ernst und ließ den Blick zwischen den beiden hin und her wandern. Er schüttelte den Kopf mit der riesigen Mähne. „Es hat mich traurig gemacht, Will – dieser Streit mit Robin. Gut, dass du wieder zu Hause bist.“
    Will nahm die Hand des riesigen Mannes; er konnte es immer noch nicht fassen. John zog ihn an seine breite Brust und lachte. Der säuerliche Geruch von Pelzen und Schweiß brannte in seinen Augen, bis Tränen darin standen. Oder vielleicht war es auch einfach nur Erleichterung.
    Nachdem er losgelassen worden war und nach Luft rang, sah Will sich direkt seinem Onkel gegenüber. Nun waren sie nur noch auf Armeslänge voneinander getrennt. Robin streckte ihm die Hand hin, ohne den Blick von ihm zu wenden, in dem Respekt und Stolz standen. „Du bekommst deine Hilfe“, sagte er. „Wir sind Brüder, was immer auch geschehen mag.“
    Will nahm die Hand und akzeptierte auch die Umarmung, die darauf folgte. „Bei Gott, ich hasse dich noch immer“, flüsterte er.
    „Und du bist eigensinnig genug, um meiner Gesundheit zu schaden. Willkommen zu Hause, Will.“
    John schlug ihnen beiden auf die Schulter. Will verzog das Gesicht, Robin schwankte. Sie sahen einander kurz an, als ihr ungewaschener, stinkender, riesiger Verbündeter sie beide solcherart misshandelte. „Jetzt bringt mich auf den neuesten Stand“, forderte John, und seine Stimme erinnerte an das laute Wiehern eines Streitrosses. „Wir werden die Sache klären.“
    Nächtliche Schatten lauerten unter der hohen steinernen Decke. Als der Wind auffrischte und irgendwo durch unsichtbare Spalten eindrang, flatterten die

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