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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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schweren Wandbehänge.
    Das Feuer wärmte ihre Leiber und schmückte jede Oberfläche, jede Ecke mit Mustern. Will ruhte an Megs Seite und empfand eine Leichtigkeit und Hoffnung, wie er es sich niemals erträumt hätte.
    Er konnte dies schaffen. Zusammen mit Robin.
    Meg hatte die Neuigkeit mit Erleichterung aufgenommen, aber nicht mit überflüssigen Worten. Sie hielt ihn nur fest, strich ihm übers Haar – ein feinfühliger, angenehmer Trost nach einem anstrengenden Nachmittag. Aber ihre eigene Ruhelosigkeit, die von einem Unbehagen herrührte, das er sich nicht erklären konnte, hatte Schuld daran, dass sie sich kaum stillhalten konnte.
    „Ich brauche deine Hilfe“, sagte sie.
    Nur wenige Stunden zuvor hatte Will dieselben Worte gesagt, und es erfüllte ihn mit Freude, jetzt derjenige zu sein, an den diese Bitte gerichtet wurde. Und bei Meg fiel es ihm leicht, selbst Unmögliches zu versprechen.
    „Alles, was du willst. Um was geht es?“
    „Es könnte den größten Teil der Nacht dauern.“
    Er zog die Brauen hoch, küsste ihren Hals, ihre Schulter. „Du hast meine ganze Aufmerksamkeit.“
    Als er sich auf ihre Brust zu bewegte, hielt sie ihn fest, indem sie sein Gesicht mit ihren steifen, verbundenen Fingern umfasste. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. „Je eher wir damit fertig sind, desto eher kannst du hier weitermachen.“
    „Was ist es?“
    „Das Buch meines Vaters“, sagte sie. „Ich möchte, dass du mir hilfst, einen Absatz zu lesen.“
    Er setzte sich und legte ein weites Untergewand an. „Wenn es Französisch ist, kann ich vielleicht helfen. Marian auch. Sie versteht sich gut auf Buchstaben.“
    Sie gesellte sich zu ihm, setzte sich hin, nur teilweise bekleidet. Ihr kurzes braunes Haar umrahmte wirr ihr Gesicht. „Ein Teil des Textes ist auf Französisch, ja. Aber nicht dieser.“
    Nachdenklich suchte er nach dem Buch und fand es unter ihren wenigen Besitztümern, die zum größten Teil aus Waffen und geborgter Kleidung bestanden. Megs versengte Stiefel taugten nur noch für den Abfall. Sobald sie mit Dryden fertig waren, würde er sich um eine Einkommensquelle bemühen müssen. Seine Träume von Wein, Weib und Gesang hatten den Notwendigkeiten eines Zuhauses weichen müssen.
    Er trug das schwere, unordentlich gebundene Buch zum Strohsack und griff nach einer kleinen Öllampe. „Wonach suche ich?“
    „Suche nach dem ersten Eintrag, der aussieht, als hätte ein Kind ihn geschrieben.“
    Als Will behutsam das Buch aufschlug, knisterten die Seiten, und Staub flog auf. Jede Zeichnung, jeder Absatz in einer fremden Sprache zeugte von uralten Rätseln, die er nicht verstand.
    „Hier“, sagte er dann. „Ungleichmäßig, große Schrift, nur ein paar Zeilen. Das erste Wort ist Feuer. Dann feu – Französisch, ja?“
    Sie nickte. „Meine erste Beobachtung.“
    „Und darunter?“
    „ Ignis , auf Latein. Narr , auf Arabisch.“
    Er lachte leise. „Dein Vater gab dir eine Seite in seinem Buch und du schriebst über das Feuer.“
    „Genau genommen hat Ada es geschrieben. Sie war ein Jahr älter und schon besessen von Sprachen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, Blätter und Stoffe zu verbrennen, um meine Beobachtungen aufzuschreiben.“
    Er schüttelte den Kopf. Die Frau, die er liebte, war so rätselhaft wie der Inhalt dieses Buches. Sie machte ihm ein bisschen Angst. „Wie alt warst du damals?“
    „Acht.“
    „Acht Jahre alt?“ Lächelnd ließ er eine Hand über ihren Schenkel gleiten. „Du möchtest nicht wissen, was ich getan habe, als ich acht Jahre alt war.“
    „Doch. Aber nicht heute“, sagte sie. „Sieh dir das arabische Wort an. Dann suche in den losen Blättern nach etwas, das genauso aussieht. Danach suchen wir.“
    „Das arabische Wort für Feuer? Und ich soll dir vor dem Schlafengehen aus dem Buch vorlesen?“
    „Nein.“ Sie presste die Lippen zusammen und runzelte die Stirn. „Du kannst mir helfen, die Waffe zu bauen, mit der wir Bainbridge Castle stürmen.“
    „Welche Waffe?“
    „Das wirst du rechtzeitig erfahren. Suche den Abschnitt, dann übersetzen wir die Formel.“
    Er verzog das Gesicht. „Einen Brief nach dem anderen, wie ich vermute.“
    Bei jedem Brief ließ er den Blick über verwirrende Symbole gleiten: griechische Buchstaben, vertrautere lateinische, und die fremdartigen Bögen des Arabischen. Stundenlanges Lesen verursachte ihm verspannte Schultern. Seine Augen brannten und schmerzten von Staub und einer ergebnislosen Suche.
    Meg

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