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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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Schulter. Die feuchte Kälte durchdrang jede Faser des Stoffes seiner Hose. Nebel hing über dem Land, hüllte jeden Baum und jeden Strauch in blasses Grau. In der Hoffnung, die schwache Glut würde die Kälte aus seinem Körper vertreiben, stocherte er mit einem Zweig darin herum. Aus den Scheiten sprühten für einen Moment Funken auf, dann erloschen sie.
    Seine Sinne schienen ihm wie betäubt, als hörte er alles durch Wasser oder Stroh hindurch. Schwach und benommen. Und sein Kopf – sein Kopf schmerzte von einem ungewöhnlichen Schwindeln und Stechen. Tausend Hexen schienen in ihm zu tanzen, aber er machte nur einer einzigen von ihnen Vorwürfe.
    Meg.
    Wie in einem Traum durchzuckten ihn Erinnerungen an die vergangene Nacht: Meg, die rittlings auf seinem erregten Körper saß, beleuchtet von bernsteinfarbenen Flammen und umgeben von einer Flut dunkler Haare. Sie hatte sich verhalten wie eine Dirne. Und er hatte sie genommen wie ein wildes Tier. Trotzdem war ihre Begegnung machtvoll genug gewesen, um ihn jetzt wieder zu erregen. Feuer. Sie hatten genügend Hitze gehabt, um alle Blätter in der Umgebung zu entzünden.
    Aber wo war sie?
    Stöhnend sah er sich um, während eine Woge von Übelkeit in ihm aufstieg und seinen Verstand umnebelte. Er fühlte sich nicht fiebrig, nicht so wie am Tag zuvor. Der Schmerz lauerte noch in seiner Schulter, aber die Wunde lag versorgt unter einem Leinenverband, einem Streifen von Megs Unterkleid. Auf dem safranfarbenen Stoff war kein Blut zu sehen.
    Aber etwas stimmte nicht. Zwischen seinem Verstand und seinem Körper herrschte Zwietracht, sie wollten einander nicht gehorchen wie sonst. Sein verletzter Arm fühlte sich taub an. Er ballte die Hand zur Faust und zwang sie, sich seinem Willen zu fügen, doch ihm fehlte die Kraft. Hatte die Behandlung mit der Lauge doch größeren Schaden angerichtet?
    Furcht erwachte in ihm. Die Lauge hatte sich grauenhaft angefühlt, und der Schmerz war heftiger als jede Wunde, die man ihm je zugefügt hatte. Nur der Stolz hielt ihn davon ab zu weinen und wie ein Kind um Gnade zu flehen.
    Langsam atmete er aus, unterdrückte den Schwindel und konzentrierte sich auf den leeren Unterschlupf. Die Blätter und Steine, die wahllos darunter verteilt waren, verrieten keine Spur von der Gegenwart eines anderen Menschen. Meg war fort, und mit ihr ihr Beutel und ihr Wanderstock. Vögel und anderes Waldgetier erfüllten die Luft mit ihrem Morgengesang, doch abgesehen davon war Will allein.
    Das Kettenhemd anzuziehen erwies sich als schwierig und anstrengend. Seine Arme zitterten von der Kälte und dem verspäteten Schock der Verletzung. Die Taubheit ließ nicht nach. Und wie oft er tief Luft holte – auch die Furcht ließ nicht nach.
    Der Gedanke an Meg of Keyworth trug wenig dazu bei, ihm das Atmen zu erleichtern. Die Erinnerung an ihre kleinen Lustschreie quälte ihn. Je leidenschaftlicher sie sich einander hingegeben hatten, desto mehr waren die Zeichen ihrer seltsamen Überheblichkeit verschwunden. Ihr eigenartiges Lächeln verblasste, und zurück blieb eine Frau voller Lust und Leidenschaft. Die Vorstellung, ihr Verlangen geweckt zu haben, gefiel ihm, auch wenn ihre Sinnlichkeit erahnen ließ, dass er nicht der Einzige war, der ihr bisher Lust bereitet hatte.
    Vielleicht der Sohn des Earls, wie sie es Hendon gegenüber angedeutet hatte? Nein. Er weigerte sich, ihr in seinen Gedanken mehr Aufmerksamkeit zu schenken als unbedingt nötig war.
    Aber vielleicht war „sich weigern“ nicht ganz richtig. Er bemühte sich. Er hoffte. Ja, er hoffte, dass er ihr keine Aufmerksamkeit mehr schenken würde. Die Begegnung hatte sich ihm zu sehr eingeprägt, und die Frau war zu außergewöhnlich, um das alles ganz zu vergessen. Sie war launisch, unberechenbar und ganz gewiss kein Muster weiblicher Tugend, so wie Marian.
    Dieser Name vertrieb den Nebel in seinem Kopf.
    Marian schwebte in Gefahr. Und so sehr er sich auch wünschte, Meg zu vergessen, ihr gemeinsames Schäferstündchen zu vergessen, musste er einräumen, dass er noch immer gesucht wurde. Sheriff Finch und sein Handlanger Carlisle würden nicht aufgeben, was immer sie geplant hatten. Der Hinterhalt an der Straße war kein Zufall gewesen und würde sicher nicht der letzte Versuch eines gewalttätigen Angriffs bleiben. Auch wenn er in seltsamer Benommenheit erwacht war, war er jetzt wieder in der Lage, einen Entschluss zu fassen: Er würde Meg nach Nottingham bringen.
    Er musste sie nur finden. Wieder

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