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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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nicht.“ Er sah ihre leeren Augen an. „Ihr wusstet nicht, dass sie dort sind.“
    „Nein.“
    Während er schwer atmete, starrte er zu Boden. Er brachte es nicht über sich, sie anzusehen. Zorn verschleierte seinen Blick und überlagerte sein Bedauern – Bedauern darüber, dass er sich genauso verhalten hatte, wie sie es erwartete. Sie erwartete Verrat und Lügen. Die teilte er mit der einen Hand aus, während er mit der anderen sein Schwert hob, um sie zu verteidigen.
    Nein, Zorn war so viel leichter zu ertragen als alles andere.
    „Ich dachte, ich hätte mich zwischen Euch und Eure Schwester gestellt und Euch die einzige Angehörige genommen. Ich fühlte mich schuldig, und ich empfand Mitleid.“ Als er spürte, dass dieser plötzliche Anflug von Ehrlichkeit ihn selbst verwirrte, zog er sich auf vertrauteres Terrain zurück, und sein Tonfall wurde spöttisch. „Jetzt bin ich bis zum Ende mit Euch verbunden, Meg. Ich will Ada zurückholen, um Euch beide vereint zu sehen. Das wird mir sehr kostbar sein.“
    „Meg?“ Jacob stand in der Tür, das Licht fiel hinter ihm ein. „Es ist kein Zucker mehr da.“
    Sie rümpfte die Nase. „Nicht einmal im Vorratskeller?“
    „Ich habe überall nachgesehen.“
    „Ihr habt gehört, was der Junge sagte, Scarlet. Wir brauchen Zucker.“
    Will kämpfte noch mit dem faulen Nachgeschmack ihres Streites. Er schluckte schwer. „Ich muss zugeben – ich verstehe kein Wort.“
    „Salpeter ergibt, wenn es erhitzt und destilliert wird, eine Säure. In Verbindung mit Zucker entwickelt diese Säure Rauch. Eine große Menge Rauch.“ Ihr überheblicher Tonfall erinnerte ihn viel zu sehr an Robin. „Der Rauch könnte uns helfen, wenn wir irgendwo hin- oder wegkommen wollen, wo wir nicht sein sollten.“
    „Ihr seid verrückt“, beschied er. „Aber das ist keine schlechte Idee. Wo gibt es Zucker?“
    „Ich denke, in der Apotheke in Keyworth.“
    „Aber Zucker ist teuer“, warf Jacob ein.
    Meg zuckte die Achseln. „Da hat er recht. Ihr werdet ihn stehlen müssen.“
    Dryden folgte Jacob in die Hütte, und seine Gestalt hielt noch mehr Tageslicht fern. „Wir sollten auch Pferde suchen, wenn wir schon anfangen zu stehlen.“
    „Und Jacob kann hier bleiben, um mir zu helfen.“
    Der junge Jude sah sie an. „Habt Ihr etwas, das er sich leihen könnte, Meg – Kleidung, in der er nicht schon von Weitem wie Will Scarlet aussieht? Jeder erkennt ihn an den beiden scharlachroten Löwen auf seiner Tunika. Er trägt sie seit der Zeit mit Robin Hood.“
    Mit gerunzelter Stirn ging sie auf Will zu. Als sie seine Tunika berührte, raubte sie ihm damit den Atem und den Verstand. Es machte ihm kaum etwas aus, nicht atmen zu können, nicht in dieser stinkenden Hütte, aber die Fähigkeit zu denken war ihm wichtig. Sie fuhr mit den Fingern die Umrisse der aufgenähten Löwen entlang. Nichts entging ihren geschickten Händen, nicht einmal die kleinen aufgestickten Pranken.
    „Kein Wunder, dass jeder Euch erkennt“, sagte sie und verzog das Gesicht. „Und die ganze Zeit über waren diese hier auf Eurer Tunika? Wie konnte mir das entgehen?“
    „Ihr könnt nicht sehen“, flüsterte er. „Und irgendwann kam Euch der Gedanke, dass das, was unter der Tunika steckt, interessanter sein könnte.“
    „Ihr eitler Bock.“ Abrupt drehte sie sich um und deutete auf eine alte Truhe. „Die Sachen meines Vaters. Umhang, Kapuze – was immer Ihr braucht.“
    „Morgen, Dryden, haben wir zu tun.“ Will hustete und sehnte sich danach, hinauszukommen und frische Luft zu atmen. „Aber bei allen Heiligen – heute Nacht schlafe ich draußen.“

12. Kapitel
    Niemand wird fragen, woher wir kommen,
    auf unserem Weg, gekleidet als Pilger.
    „Robin Hood and the Prince of Aragon“
    Ballade, 17. Jahrhundert
    I  ch vertraue ihm nicht.“
    Meg drehte sich zu Jacob um, der ihre Truhen durchwühlte. „Wem? Und was suchst du?“
    „Scarlet“, erwiderte Jacob. „Und ich suche das Vitriol.“
    Sie tastete mit zwei Fingern an dem oberen Regal entlang, schob Jacob beiseite und zählte von links sechs Gefäße ab. Dann tippte sie auf das irdene Gefäß mit dem spitzen Deckel. „Das ist es.“
    „Tausend Dank. Und was ist mit Scarlet?“
    Sie wandte sich ab. Es gefiel ihr nicht, dass Ashers Sohn ihn ins Gespräch brachte, da sie ihn ohnehin nicht aus ihren Gedanken zu bannen vermochte und so in ihrer Konzentration noch mehr gestört wurde. Nie zuvor war es ihr so schwergefallen, die grundlegenden Schritte

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