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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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einzugestehen, geschweige denn eine Niederlage.
    Er hatte angenommen, die Waldmänner fürchteten sich vor ihren scharfen Bemerkungen und Tricks. Aber es war ihre Konzentration, der Mantel aus Distanziertheit und Isolation, der sie von der Welt abschottete. Kein Wunder, dass eine Gruppe einfacher Bauern vor ihr zurückschreckte und an ihrem Aberglauben festhielt.
    „Habt Ihr alles in Ordnung vorgefunden?“, fragte er.
    „Wie meint Ihr das?“
    „Dort drinnen. Es sah aus, als wolltet Ihr den Bestand überprüfen.“
    „Nein, nein“, sagte sie und rieb sich die Nase. „Ich suchte nach der Ursache für diesen Gestank.“
    Dryden grinste und hielt sich dabei die Hand vor den Mund, doch Monthemer und Will lachten laut auf.
    „Was ist?“ Erneut runzelte sie die Stirn. „Dachtet Ihr, dieser Gestank wäre normal?“
    Will beugte sich vor. „Wer kann schon sagen, was bei einer Hexe normal ist?“, flüsterte er ihr ins Ohr.
    „Ich lebe nicht im Schmutz“, wehrte sie ab. „Dann wäre Ada schon viel früher fortgelaufen.“
    Dryden betrachtete sie genau. Er wirkte wieder gefasst, als er die behandschuhte Hand sinken ließ. „Und woher kommt der Gestank?“
    „Vom Salpeter zum Beispiel. Habt Ihr die Gräben im Boden gesehen?“
    Will betrachtete die tiefen Furchen, die von der Hütte wegführten. „Was ist damit?“
    „Wir mischen Erde, Stroh, Asche und den Urin von Tieren. Das Ferment ergibt Pottasche, die die Felder fruchtbar macht.“ Sie zuckte die Achseln, als würde sie einem Kind etwas erklären, obwohl es offensichtlich war. „Wir haben es verkauft.“
    „Ehe Ihr Euch Diebstahl und Betrug zuwandtet“, fügte er hinzu.
    Sie legte den Kopf schräg, ging auf seine Bemerkung aber nicht ein. „Wenn ich die Beete nicht umgrabe und kein frisches Stroh auflege, beginnen sie zu stinken. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Einer der Krüge in der Hütte war nicht luftdicht. Die Chemikalien darin reagierten mit der Luft, und das ergab diesen entsetzlichen Schwefelgestank.“
    „Und nicht zu vergessen der Essig.“
    „Genug von dem Essig, Scarlet.“
    „Und hier an der Wand“, fragte Monthemer, „was ist das?“
    Sie drehte sich zu der Hütte um. „Der Schmelzofen?“
    „Ich glaube.“
    „Der Earl of Whitstowe bot meinem Vater an, sich ein Geschenk auszusuchen als Dank für seine jahrelangen Dienste.“ Sie blieb vor einer gedrungenen, halbrunden Tonkugel stehen, eine Armlänge von dem Gebäude entfernt. „Vater ließ den Schmelzofen bauen. Es muss sehr teuer gewesen sein, und es hat Monate gedauert, ihn zu errichten.“
    „Aber wozu?“, fragte Will. „Wozu ist er gut?“
    „Vor allem für Experimente.“ Sie kniete nieder und wischte Blätter von dem rauen Lehm. „Man kann darin weit höhere Temperaturen erreichen als in einem Küchenfeuer oder den Backöfen im Dorf.“
    „Es muss sehr teuer sein, das zu unterhalten“, sagte er. „Ist dafür viel Brennmaterial nötig?“
    Sie wirkte bedrückt. „Ja.“
    „Was sollte dieser Blick eben?“
    „Geld“, sagte sie und stand auf. „Das ist der Grund, warum Ada begann, die gefälschten Smaragde zu verkaufen. Wir lebten ganz gut vom Verkauf der Pottasche. Es war ein gutes Einkommen.“
    Will begann allmählich zu verstehen. „Aber es reichte nicht, um das zu tun, was Ihr wolltet – die Experimente.“
    Sie besaß genug Anstand, um sich zerknirscht zu geben, und es gelang ihr nicht, ein sehr menschliches, wenn auch unwillkommenes Gefühl zu unterdrücken: Schuldbewusstsein.
    Endlich .
    „Alchemie ist eine teure Angelegenheit“, sagte sie.
    „Habt Ihr Ada zu dem Plan überredet?“
    „Ich habe sie davon überzeugt, das für mich zu tun, ja.“
    „Und jetzt fühlt Ihr Euch schlecht, weil Ihr sie fortgeschickt habt, um damit … ich verstehe Euch nicht. Sie ist Eure Schwester. Wie könnt Ihr mit Menschen so umgehen?“
    Sie breitete die Arme aus. „Wie sollte ich nicht? Die Menschen müssen sich meine gute Meinung verdienen. Euch ist das bisher nicht gelungen, und Ada auch nicht.“
    Er packte sie am Handgelenk, das schmal und zart in seiner Hand lag, und zog Meg in die Hütte. In der plötzlichen Dunkelheit blinzelte er und rümpfte wegen des Gestanks die Nase, während er versuchte, seinen Zorn zu unterdrücken. „Sind das hier ihre Blumen?“
    „Welche Blumen?“
    „An den Pfosten und Balken hängen ungefähr – na, drei Dutzend Sträuße getrockneter Blumen. Sie sehen nicht aus, als hättet Ihr sie gemacht, denn sie brennen

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