Verwegene Herzen (German Edition)
Kirchenmauer.
„Carlisle und sechs Soldaten“, antwortete Will. „Sie stehen vor der Apotheke.“
„Haben sie Pferde dabei? Könnten wir irgendeinen Vorteil geltend machen?“
Will spähte um die Ecke des Kirchengebäudes. Unschuldige Dorfbewohner, unübersichtliches Gelände. Zu viele dunkle Nischen konnten zu viele mögliche Feinde beherbergen. Sie waren verkleidet als demütige Pilger, denn ihr Plan hatte es erforderlich gemacht, sich einzuschleichen, statt einen offenen Zusammenstoß mit Nottinghams Soldaten zu riskieren – nicht an diesem ungünstigen Ort.
„Sie haben vier Pferde und einen Karren, den ein Maultier zieht.“
Vorsichtig richtete Dryden sich auf und gesellte sich zu Will, um das Ganze zu beobachten. Er zog seinen Umhang so zurecht, dass dieser den größten Teil seines Gesichts verbarg und sonst nur die Fingerspitzen freiließ. In der Hand einen Wanderstab, der Megs grobem Ast ähnlich sah, ging er um die Ecke und wartete mit gesenktem Kopf vor der vorderen Kirchenmauer. Er wirkte beinahe demütig.
Über die Entfernung hinweg waren von Carlisles Worten nur schroffe, ungeduldig klingende Laute zu vernehmen. Die metallenen Ringe am Saum seiner ledernen Rüstung schimmerten wie Silbermünzen in all dem Schmutz des geschäftigen Marktes. Mit knappen Bewegungen seiner riesigen Hände schickte er zwei seiner Soldaten fort.
Die bewaffneten Soldaten, die in die Farben des Sheriffs gewandet waren, zogen große Leinensäcke aus der wohl geräumigen, aber schäbigen Hütte des Apothekers, offenbar zu dessen großem Missfallen. Der gebückte ältere Mann hielt eine Börse, die vermutlich seine Bezahlung enthielt, doch seine Miene wirkte finster. Er stritt mit dem Soldaten, der ihm zunächst stand. Sie lieferten sich einen heftigen Wortwechsel, von dessen Inhalt nichts über den freien Platz drang.
Drohend hob der Apotheker die Faust gegen den beladenen Karren, sein Gesicht gerötet. Sofort versetzte der Soldat ihm einen Hieb an die Schläfe. Der ältere Mann stürzte zu Boden und umklammerte seinen Kopf, seine Schultern bebten vor Angst, von Schluchzen oder unterdrücktem Zorn. Die Menschen im Dorf mieden die Szene, zogen die Köpfe ein und eilten weiter.
Dryden wandte sich an Will. „Was laden die da auf den Karren?“
Der spähte mit leicht zusammengekniffenen Augen über den Platz und zuckte die Achseln. „Offenbar etwas, das sie in Nottingham nicht bekommen können. Fragt sich nur, was?“
„Ist es das Risiko wert?“
„Natürlich nicht.“ Ein neuer, weitaus heftigerer Kopfschmerz drohte ihm die Sicht zu verschleiern. Er kämpfte dagegen an und bemühte sich, einen klaren Kopf zu bewahren. „Aber sie müssen eine Absicht verfolgt haben, wenn sie Eure Familien umbrachten, um Verwirrung zwischen den Tätern zu stiften.“
„Und was geht Euch das an?“
„Bis mein Name reingewaschen ist vom Tod Eures Vaters, bin ich mit dem verbunden, was Carlisle vorhat. Was immer sie mit diesen Vorräten tun wollen, es kann damit zu tun haben.“
Monthemers blasses Gesicht leuchtete unter der wollenen Kapuze seines Pilgermantels hervor. „Wir könnten sie überfallen“, flüsterte er.
„Nein“, erwiderten Will und Dryden wie aus einem Mund und sahen einander an, ehe ihr Blick zu dem jungen Baron ging.
„Es sind nur fünf Männer.“ Monthemer richtete sich hastig auf. Sein Eifer überstieg seine Vorsicht und drohte sie alle zu verraten. „Wir sind zu dritt, und wir haben die Überraschung auf unserer Seite.“
Mit einem kräftigen Griff hielt Will ihn zurück. „Ich habe Nein gesagt. Carlisle ist kein Dummkopf. Er hat Whitstowes obersten Wächter in die Tasche gesteckt. Wer weiß,wie viele von diesen armen Leuten er gekauft hat?“
„Er hat recht, Stephen.“ Drydens sonst gelassene Stimme klang beunruhigt.
„Das ist kein Grund, hier eine Szene zu machen.“ Will stieß sich von der Mauer ab und wandte sich dem Wald zu, der hinter der Kirche begann. Er klopfte dem jüngeren Mann auf den Rücken, als Zeichen für ihre Gemeinschaft. „Sie werden auf der Landstraße nach Nottingham zurückreisen.“
Monthemer nickte, noch immer viel zu enthusiastisch. „Was ist mit dem Zucker?“
„Zuerst Carlisle. Ich möchte meinem früheren Anführer einen guten Tag wünschen.“
„Hallo Meg.“
Sie ließ einen Zinnbecher fallen und fuhr herum.
„Hugo! Du dreckiges Schwein, es macht dir Spaß, mich zu erschrecken, was?“
„Du weißt, ich bin ein fauler Mensch.“ Er betrat die Hütte
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