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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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gebrochen.“
    Sie stand auf, streckte die Beine und den Rücken. Der Prozess der Sublimation würde eine Weile dauern, und sie hatte keine Lust, diese Zeit mit einem Gespräch über Alchemie, Ada oder Will Scarlet zu verbringen. Am liebsten würde sie den Flammen dabei zusehen, wie sie ihre Magie vollbrachten, aber das war unmöglich.
    „Damit, Jacob, gehörst du zu einigen wenigen Glücklichen.“
    Will zog sich die wollene Kapuze über die Augen, hielt sich nah an der Sandsteinmauer der Dorfkirche und bog vorsichtig um die Ecke.
    Keyworth bestand nur aus ein paar Dutzend planlos verteilten, grob zusammengezimmerten Gebäuden. Auf dem Markt hingegen, wo Waren an die Bauern der umliegenden Wälder verkauft wurden, herrschte reges Treiben. Verschleierte Frauen in abgetragenen wollenen Tuniken liefen auf den beiden staubigen Wagenfurchen hin und her und zeichneten so ein Muster aus Fußspuren zwischen den einzelnen Marktständen, wo sie handelten und kauften. Ihre Körbe aus Stroh und Waid wurden immer schwerer. Gelegentlich kam ein Reiter vorbei und wirbelte Staubwolken in die Luft, die sich wie ein Nebelschleier über die Szenerie legte. Stimmen vermischten sich mit den Lauten der Tiere, dem Hämmern des Schmieds und den Geräuschen aus dem Wald, die die Mittagszeit ankündigten.
    Hinter dem Dorf, das Herzstück der Gegend, lagen Felder für Weizen und Gerste, die inzwischen abgeerntet waren. Die Dörfler arbeiteten mit gebeugten Rücken über den welligen Furchen. Die kühle Luft trieb sie zur Eile an.
    Wie eine lange Reihe von Feldern fügten sich die Tage eines Bauern aneinander, unterbrochen nur von Bier und groben Lustbarkeiten. Will wollte davon nichts wissen, weder von der harten Arbeit noch von der Gleichförmigkeit. Er wollte nicht an den zermürbenden, ewig gleichen Rhythmus eines gewöhnlichen Lebens gefesselt sein, und er wollte auch keine Opfer bringen, wie er es während der verdammten Jahre als Geächteter in Sherwood getan hatte.
    Er hatte sich vom Sheriff anstellen lassen, um dieser Eintönigkeit zu entgehen. Er stellte sich ein bequemes Leben vor, jeden Tag von früh bis spät. Reichtum, Frauen und Lieder – nichts weniger als das würde ihn dafür entschädigen, für Finch die schmutzige Arbeit zu erledigen.
    Aber das leichte Leben und die mühelosen Entscheidungen schienen sich ihm zu entziehen. Der unerklärliche Hexenzauber einer ganz bestimmten Frau führte ihn sehr weit weg von diesen festgelegten Zielen.
    Will schloss die Augen, und die Bilder verschwammen. In einem idealen Tagtraum würde er seine Zukunft vermutlich dem ersten anständigen Herrn widmen, der ihn nehmen würde. Aber der einzige anständige Herr, der ihm je begegnet war, trug den Namen Loxley. Wenn er nicht in Robins Dienste zurückkehren wollte, würde er besser daran tun, seinen Namen reinzuwaschen, für Marians Sicherheit zu sorgen und neu anzufangen, vielleicht irgendwo im Süden.
    Dass sich sein Vorhaben jedoch verzögerte, bereitete ihm Sorgen. Wie viel Zeit würde ihm bleiben, ehe Carlisle und Finch von Hendons Tod erfuhren? Wie viele Tage hatte er noch, bis sie ihre Drohungen gegen Marian und den kleinen Robert wahr machen würden?
    Während es gegen jeden gesunden Menschenverstand zu sprechen schien, dem örtlichen Apotheker Zucker zu stehlen, hatte Meg ihn neugierig gemacht. Die Lauge, die Explosionen im Wald – er würde wirklich gern mehr sehen, und sei es nur, um zu erfahren, wie weit ihr Zauber reichte. Und wenn er Glück hatte, könnte er sich vielleicht von seiner wachsenden Faszination befreien.
    Und jetzt trug auch er etwas Zauberei mit sich. In einer kleinen Tasche an seiner Taille bewahrte er ein paar Dutzend der kleinen explodierenden Bündel auf, die sie gegen Hugos Leute eingesetzt hatte. In kleinen Leinenfetzen, nicht größer als sein Daumenabdruck, gab eine Mischung aus gemahlenen Steinen, Sägespänen und feinem Schwarzpulver den Bündeln ihre gedrungene, beinahe runde Form. Meg hatte den Donner eingefangen und gezähmt.
    Will würde ihr Zucker besorgen. Am nächsten Morgen würde er sie nach Nottingham schaffen, wenn es sein musste, und dann wäre dieser Albtraum vorbei. Und Carlisle, der sich in Keyworth inmitten einer kleinen Schar von Soldaten bewegte, würde dabei nur im Wege sein.
    „Was seht ihr?“ Dryden, in einen mottenzerfressenen Wollumhang gehüllt, hatte bemerkt, wie Will rasch den Blick senkte. Monthemer neben ihm duckte sich und presste sich in den Schatten der

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