Verwegene Herzen (German Edition)
helfen. Ihr werdet eigenartig riechen, aber Ihr werdet es überleben.“
Dryden faltete den Rest von Monthemers Umhang zu einer Art Kissen zusammen und schob es seinem Cousin unter den Kopf. „Ruhe dich einen Moment aus.“
Erneut bemerkte Will dessen zitternde Hände. „Wie ist es Euch ergangen? Seid Ihr verletzt?“
„Euer zweites Pferd hat mich getreten.“
„Zu der Zeit war es noch nicht mein Pferd. Ich bin nicht verantwortlich für seinen Mangel an Respekt.“
Dryden grinste matt und richtete sich wieder auf. „Sehen wir nach, welchen Plunder wir für all den Ärger bekommen haben.“
Die beiden Männer fanden das Maultier am Straßenrand, wo es allein ein paar Blätter fraß. Auf der Rückseite des Karrens bohrte Will ein kleines Loch in die beiden prall gefüllten Leinensäcke und kostete behutsam von dem Inhalt. „Wie es scheint, hat jedermann heutzutage Appetit auf Süßes. Das ist Zucker.“
Stirnrunzelnd sah Dryden ihn an. „Was sollten die wohl mit all dem Zucker machen?“
„Nun, wir können ihn jedenfalls brauchen. Carlisle war so aufmerksam, uns eine zweite Fahrt nach Keyworth zu ersparen.“
„Könnte sonst noch jemand Megs Tricks kennen? Ihre Schwester vielleicht?“
Will unterdrückte ein Lachen. „Ihr meint, ich würde mich bei dieser Frau auskennen?“
„Jedenfalls habt Ihr Zeit mit ihr verbracht“, sagte Dryden. „Ist sie geschickt im Lügen?“
„Sie würde den Tag zur Nacht erklären, wenn sie der Meinung ist, dass ihr das hilft. Aber zurück zu Eurer Frage. Warum will Carlisle Zucker haben, oder warum will Finch ihn haben? Nicht, um damit Rauch herzustellen, das ergibt keinen Sinn, egal, ob Meg nun lügt oder nicht.“
„Ich bin nicht vertraut mit der Situation.“
„Das ist offensichtlich“, sagte Will. „Und ich bin nicht vertraut mit Euch beiden, aber zumindest arbeiten wir auf dasselbe Ziel zu.“
Dryden lächelte, ein Anblick, der so verstörend wirkte, dass Will versucht war, selbst das bisschen Vertrauen aufzugeben, das er dem Mann gegenüber inzwischen aufbrachte. „Ich will nicht behaupten, Eure Ziele zu kennen, Scarlet, aber ich wünsche mir Carlisles Kopf auf einem silbernen Tablett, der dann Finch serviert wird. Das Ganze vor meinem gezückten Schwert.“
„Gut und schön“, erwiderte Will und unterdrückte ein Schaudern. Aber die Worte des Adligen brachten ihn auf eine Idee. „Wartet – welcher Tag ist heute?“
Ratlos sah Dryden ihn an, zuckte die Achseln und blickte zu seinem Cousin hinüber. Monthemer stöhnte nur, konnte aber nichts zu der Frage beitragen.
„Keiner von uns weiß, welchen Tag wir haben.“ Voller Abscheu schüttelte Will den Kopf. „Wenn wir zu viel Zeit im Wald verbringen, können wir jede Hoffnung auf ein zivilisiertes Leben aufgeben.“
„Warum fragt Ihr?“
„Wann beginnt das Erntefest in Nottingham?“
„Diese Woche, glaube ich. Woran denkt Ihr?“
Panik durchzuckte ihn – Panik und der dringende Wunsch, alles zu vergessen, was er in den vergangenen Tagen erlebt hatte. „Ihr beharrt darauf, mich um Antworten zu bitten. Warum?“
„Weil Ihr in der Lage zu sein scheint, welche zu finden.“
„Eine Süßigkeit“, sagte Will schließlich. „Vielleicht wollen sie eine Zuckerskulptur für das Fest machen.“
„Das könnte sein.“
Das könnte es in der Tat sein. Die Tradition der Zuckerbäckerei – üppige geschnitzte Zuckerstatuen, die zum Festtag präsentiert werden – passte zur Erntezeit. Und eine so prachtvolle Schöpfung würde zu Nottingham passen, wenn die Stadt vorhatte, ihren wachsenden Einfluss zur Schau zu stellen.
Will warf sich einen der Säcke über die gesunde Schulter und erstarrte. Mit großen Augen blickte er auf das, was unter den Zuckersäcken lag.
Verwirrt sah Dryden ihn an. „Was ist das?“
„Die Frage sollte besser lauten, was will Carlisle damit anfangen?“ Will sah sich rasch zwischen den Bäumen und auf der ruhigen Straße um. „Ich werde diese Frage einer gewissen jungen Frau stellen, die wir alle kennen.“
14. Kapitel
Die Bäume behängt mit Blumen, der Boden bestreut mit Blüten,
werden wir tanzen, geschmückt mit Blumen …
Maid Marian
Thomas Love Peacock, 1822
M eg versuchte, nicht zu atmen.
Schon vor langer Zeit hatte sie sich an die unangenehmen Gerüche gewöhnt, die ihre Tätigkeit mit sich brachte, doch die Arbeit mit den Salpeterbeeten stellte auch ihre Widerstandsfähigkeit auf eine harte Probe. Jacob hatte schon mehr getan, als nötig gewesen
Weitere Kostenlose Bücher