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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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herum. Mit seinen Hufen trat es den Kämpfer, sodass dieser auf Hände und Knie sank und sein Schwert nutzlos zu Boden fiel. Carlisles letzter Mann holte mit einem Arm aus, bereit zuzuschlagen.
    Auf der anderen Seite der Überreste dieser unglücklichen Gruppe zog der Bogenschütze seinen letzten Pfeil. Carlisle glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Bogenschützen schossen niemals vom Pferd aus, das konnten sie nicht. Nicht ohne Grund standen sie immer auf festem Boden. Aber dieser Mann schoss seinen Pfeil zielsicher auf die verletzliche Stelle unter dem erhobenen Arm des Soldaten. Der letzte Wachsoldat bog den Rücken durch und schrie auf, ehe er sich der tödlichen Wirkung des Pfeils fügte. Klirrend fiel sein Schwert zu Boden.
    Der Bogenschütze, noch immer hoch zu Ross, warf den Bogen weg und zog unter seinem Umhang ein Schwert hervor.
    Carlisle drehte das Pferd herum, suchte nach Hilfe, fand aber niemanden mehr unter den toten Körpern. Da spürte er den ungewohnten Geschmack der Angst auf der Zunge. Er vergeudete keine Zeit damit zu überlegen, welche Verluste es gegeben hatte und wie seine Chancen standen. Er presste die Fersen in die Flanken seines Pferdes und preschte davon.
    Will sprang vom Rücken seines wilden Pferdes, hielt die Zügel des Tieres fest, das sich heftig wehrte, und grub die Absätze in den weichen Boden. Er murmelte sinnlose Worte, die beruhigend klingen sollten, doch nichts davon schien bei dem Tier zu wirken.
    Auf der anderen Seite der Straße erhob sich Dryden und kam mit zitternden Knien auf ihn zu. Mit steifen Bewegungen nahm er seinen Umhang ab. Er sah aus, als wäre ihm schwindelig, als er sich auf ein Knie stützte. Dann reichte er den Umhang hoch.
    Will schlang dem Pferd den Umhang um den Kopf. Die Dunkelheit beschwichtigte es rasch, und es hörte auf, sich zu wehren. Es dauerte nicht lange, dann hatte das Tier sich beruhigt und stand still, doch Will überkam ein unbehagliches Gefühl. Anders als Tiere sahen Menschen in der Dunkelheit nichts Beruhigendes. Tatsächlich zauberte die Finsternis unheimliche Schatten und Geister aus harmlosen Worten, Berührungen und Lauten. Pferde vertrauten ihren Besitzern und überließen ihnen ihr Schicksal. Menschen aber wehrten sich dagegen, die Kontrolle abzugeben, und ihr Gedächtnis war gut genug ausgeprägt, um das zu betrauern, was sie verloren hatten.
    Verärgert darüber, dass er wieder einen Grund gefunden hatte, an Meg zu denken – schlimmer noch, sie wegen ihrer Lage zu bemitleiden –, führte er sein neues Pferd zu einer Birke. Er befestigte die Zügel sicher an dem Stamm mit der weißen Rinde und holte das andere Pferd, das er neben dem ersten festband.
    Dryden stand auf und sah auf den Soldaten herab, dem Will ins Auge geschossen hatte. „Gute Arbeit.“
    „Hätte ich den ersten Pfeil nicht verschossen, hätte ich auch Carlisle erwischt, damit man ihn hätte befragen können. Aber ich hatte seit Jahren keinen Bogen mehr in der Hand – bis gestern.“
    „Ich will gar nicht daran denken, wie Ihr getroffen hättet, hättet Ihr Zeit genug gehabt zum Üben.“ Dryden zog sich den Lederhandschuh aus. „Mein Dank gebührt Euch, Scarlet. Ihr habt mir das Leben gerettet.“
    Will schüttelte die zitternde Hand des Edelmannes.
    Ein tiefes Stöhnen schreckte sie auf. Sie drehten sich um und sahen Monthemer auf dem Boden liegen, der seine verletzte Stirn hielt. Wieder stöhnte der junge Mann auf, zog die Knie an und rollte sich hin und her.
    Mit unsicheren Schritten ging Dryden zu seinem Cousin. „Hast du beschlossen, zusammen mit uns unter den Lebenden zu bleiben, Stephen?“
    Sie knieten neben dem jungen Baron nieder. Dessen Gesicht war von Blut und Schweiß bedeckt, was seinem hellblonden Haar eine unschöne gelbrote Farbe verlieh. Will zog seinen Umhang aus und benutzte den zerfetzten Wollstoff, um den Schmutz abzuwischen. Dryden zog die Hände seines Cousins von dessen Stirn weg. Eine halbmondförmige Wunde gab den Blick frei auf ein Stück Schädelknochen.
    Monthemer stöhnte, krümmte sich zusammen und erbrach sich. Stöhnend fragte er: „Wie sieht es aus?“
    „Ich habe schon Schlimmeres ertragen, und Ihr vermutlich auch.“ Will zog seinen Dolch und schnitt den Mann behutsam aus seinem Umhang. Er wickelte Wollstreifen um Monthemers Wunde und nahm damit innerhalb weniger Minuten absichtlich ein zweites Mal einem Lebewesen die Sicht. Dann tauschte er mit Dryden einen besorgten Blick und sagte ruhig: „Meg wird Euch

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