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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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Kupfer.“
    Mit gerunzelter Stirn kniete sie nieder und berührte drei Platten glatten Metalls, so breit wie ein Mensch und halb so hoch. Als Will sich neben sie kniete, knarzte das harte Leder seiner Knieschützer. „Wir haben es in Carlisles Karren gefunden, versteckt unter den Zuckersäcken. Wozu könnten sie es gewollt haben?“
    Sie strich über das Kupfer und versuchte, einen Fehler darin zu finden mit ihren empfindsamen Fingerspitzen. Das Metall erwies sich als makellos, glatt, ebenmäßig an den Kanten und Rändern. „Wie ist die Farbe?“
    „Soll ich poetisch werden?“
    „Eine Beschreibung genügt“, sagte sie kopfschüttelnd. Die Aufregung und eine Vorahnung machten sie kribbelig. „Könnt Ihr Unterschiede in der Farbe sehen? Irgendwelche Streifen oder Fehler? Jacob – bitte hilf ihm dabei, es genau zu untersuchen.“
    Jacob und Dryden prüften das Kupfer ebenfalls. Meg wartete ab. Trotz ihrer Besorgnis amüsierte sie die Vorstellung, wie die drei aussahen, als sie sich über die Platten beugten. „Habt Ihr irgendetwas gefunden?“
    „Es ist makellos“, sagte Dryden.
    Sie nickte. „Dann ist es aus Zypern.“
    „Das würde ich auch vermuten“, meinte Jacob. „Auch wenn ich so reines Kupfer bisher nur vom Hörensagen kannte.“
    „Was heißt das?“
    Scarlets hörbare Verwirrung mischte sich mit ihrer Furcht um die Sicherheit ihrer Schwester. Ihr wurde übel. Sie stellte sich eine ganze Reihe entsetzlicher Dinge vor, alle in den lebhaftesten Farben.
    „Es heißt, der Sheriff hat einen Weg gefunden, Ada zum Sprechen zu bringen.“
    Er spaltete noch einen Scheit mit der langstieligen Axt, obwohl seine Schulter pochte und sich gegen die harte Arbeit wehrte nach dem morgendlichen Kampf gegen Carlisle. Will genoss es, seine Enttäuschung abzuarbeiten. Die Anstrengung, genügend Holz für den Schmelzofen zu spalten, brachte ihn außer Atem, aber der körperliche Schmerz war leichter zu ertragen als seine ständige Verwirrung.
    Jacob war wiedergekommen, um einen weiteren Armvoll Holz zu holen, und blieb neben dem Block stehen. Sein schwarzes Haar hing ihm in verschwitzten Locken in die Stirn; sein Gesicht wirkte offen und freundlich, als hätte es ein heiterer Künstler gezeichnet. Während des späten Nachmittags hatte er pausenlos Fragen gestellt und alles wissen wollen über Robin Hood. Will kam seinem Wunsch nach, denn er hatte vor, für sich selbst auch einige Antworten zu finden.
    „Wie ist sie blind geworden?“, fragte er schließlich.
    Jacob grinste breit, beinahe spöttisch, als hätte er diese Frage erwartet. Es ärgerte ihn, dass selbst ein unerfahrener Junge wie Jacob seine Absichten durchschaute.
    „Fragt sie selbst, Scarlet.“
    „Ich frage aber dich.“
    „Angst?“
    „Ich will nur eine einfache Antwort. Ich habe heute nicht mehr die Kraft für einen weiteren Kampf.“
    Jacobs Miene wurde ernst, und Will erinnerte sich daran, wie geschickt der Junge mit dem Bogen und seinen seltsamen gebogenen Messern umgehen konnte. Der Mörder trug die Maske des Narren.
    „Vor ungefähr fünf Jahren wurde sie krank. Die Symptome waren nicht anders als bei einer leichten Erkältung. Fieber, Schüttelfrost, Lichtempfindlichkeit. Dann begannen die heftigen Kopfschmerzen.“ Jacob hielt inne, wischte sich die Handflächen an der Hose ab und kauerte sich neben den Block. „Ich habe es natürlich erst später erfahren, von meinem Vater. Irgendwann schlief sie ein.“
    Will runzelte die Stirn, dann hockte er sich neben den Jungen. „Sie schlief ein?“
    „Für sechs Monate, ja.“
    „Das ist unmöglich.“
    Jacob hob die Hände. „Ich sage die Wahrheit. Als sie erwachte, konnte sie nicht sehen, und ebenso wenig vermochte sie sich an irgendetwas zu erinnern.“
    Zu seiner Beunruhigung empfand Will Mitleid für sie. Es musste entsetzlich gewesen sein, die Sehkraft zu verlieren, und doch hatte sie es ertragen. Sie hatte sich ein Leben geschaffen, hier im Wald, ein Leben, das er in Unordnung gebracht hatte, indem er ihr Ada nahm. Schuldbewusstsein überkam ihn.
    „Sie quälte sich wie ein Tier“, fuhr Jacob fort. „Ada blieb bei ihr in jenen Wochen und sprach mit ihr, das hat sie mir erzählt. Ihr Gedächtnis kehrte zurück, aber es wurde gemunkelt, sie wäre verrückt geworden, oder schlimmer noch: Dass der Teufel von ihr Besitz ergriffen hätte.“
    Die verrückte Meg .
    Er erinnerte sich an die ängstlichen Worte der Waldmänner, und erschauernd begriff er. Wegen einer Krankheit vollkommen

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