Verwegene Herzen (German Edition)
spürte sie die Wärme seines Körpers. Er roch nach Schweiß, Leder und nach warmem Metall – animalisch. Gefährlich. Sie wandte sich ab und umfasste den dicken Einband des Buches, um ihre Hände von ihm fernzuhalten.
„Was ist das?“
„Das geht Euch nichts an.“
„Und ich vermute, Euer plötzliches Interesse an getrockneten Blumen geht mich ebenfalls nichts an.“
Mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie sie aussah und wie sie roch, und sie errötete. Sie hätte froh sein sollen, den Schmutz der Beete als Schutz an sich zu tragen, doch Scarlet machte sie verlegen, vor allem nachdem er mit so viel Abscheu auf den unglückseligen Geruch ihres Heims reagiert hatte.
Sie rieb sich mit dem Daumen über die Unterlippe und dachte an Hugos Warnung. Zum Teufel, die Vorstellung, einem Mann zu glauben, der Verwirrung und Unruhe stiftete, gefiel ihr nicht. Aber er hatte recht. Will Scarlet war gefährlich.
„Lasst mich in Ruhe.“
„Nein“, sagte er. „Wir brauchen Eure Hilfe bei Monthemer. Er ist verletzt. Dryden bringt ihn herein.“
Tief holte sie Luft, darum bemüht, mutig zu wirken, dann nickte sie und schob die zerdrückten Blumen beiseite. Es war ihre Hütte. Ihr Leben. Nichts davon ging ihn etwas an.
„Was ist passiert?“
„Carlisle drückte ihm den Stiefelabsatz auf die Stirn.“
„Carlisle war in Keyworth?“
Scarlet seufzte tief, und die Erschöpfung war ihm anzusehen. „Ja, und der Apotheker war darüber nicht so besonders glücklich.“
Dryden und Scarlet zogen Monthemer zu dem Strohsack und berichteten von ihrem Ausflug und dem darauf folgenden Gefecht.
Jetzt kehrte auch Jacob aus dem Wald zurück. „So ist das also. Ich bleibe hier, um Steine zu kochen, und Ihr kämpft mit den Männern des Sheriffs.“
Meg kniete neben Scarlet am Lager nieder. Er führte ihre Hände zu Monthemers Stirn, um ihr zu helfen, die Verletzung einzuschätzen. Sie spürte warmes Blut an ihren Fingern.
Dryden bewegte sich hinter ihnen, und sein Kettenhemd klirrte. „Wird er es überstehen?“
„Bei allen Heiligen, mir scheint, Carlisle trägt eine Klinge an seinem Absatz“, sagte sie. „Die Wunde ist tief. Er muss genäht werden.“
„Das kann ich machen“, erklärte Dryden. „Habt ihr irgendetwas gegen seine Schmerzen?“
„Das habe ich, Milord.“
Will lachte leise auf, verkniff sich aber jeden Kommentar zu dem Beruhigungsmittel. „Komm mit, Jacob. Du kannst helfen, den Zucker abzuladen. Ich fürchte allerdings, dass deine Fähigkeiten mit dem Schwert dafür nicht nötig sind.“
Eine Stunde lang arbeitete Meg mit Dryden, um das Blut seines Cousins zu stillen. Sie zerstampfte Eisenhutblüten zu einer Paste, während der Adlige einen Faden durch ein Nadelöhr zog und die Wunde nähte. Gelegentlich stöhnte ihr Patient, aber er blieb bewusstlos und verhielt sich ruhig. Als die Naht geschlossen war, tupfte sie die Stiche mit einer reinigenden Salbe ab, ehe sie seinen Kopf mit langen Bändern aus Leinen umwickelte und ihn dann ruhen ließ.
Als Will zur Hütte zurückkehrte, sagte er: „Ihr beide habt gute Arbeit geleistet.“
Dryden seufzte tief. „Ich wünschte nur, ich hätte ihm die Verletzung ersparen können.“
„Meg, Ihr müsst es uns sagen: Welche Verwendung könnten Finch und Carlisle für den Zucker haben?“
Sie tauchte die Hände in einen Eimer voll Wasser und wusch sich das klebrige Blut ab. „Im Hinblick auf Alchemie?“
„Ja“, sagte Will. „Könnte Eure Schwester ihnen von Eurem Zauber erzählt haben?“
„Das hat nichts mit Zauberei zu tun.“
„Gut.“ Seine Stimme klang so scharf wie Essigsäure. „Könnte Eure Schwester etwas von Eurer Magie verraten haben?“
Sie unterdrückte einen Fluch, dachte aber über seine Frage nach. Ja, ihre Schwester hatte geholfen, Beobachtungen aufzuschreiben und hatte laut Rezepte aus dem alten Buch ihres Vaters vorgelesen, aber ihr Interesse an Alchemie beschränkte sich darauf, Meg zu gehorchen. Sie war immer mehr von den fremden Sprachen angezogen worden, die das alte Buch enthielt, nicht von den Fakten und Formeln.
„Ich denke nicht“, entgegnete sie schließlich.
„Vielleicht war der Zucker doch für das Erntefest bestimmt.“
Dryden räusperte sich. „Habt Ihr ihr von dem Kupfer erzählt?“
„Welches Kupfer?“
„Kommt mit“, sagte Will. Ihre Neugier veranlasste sie, ihm zu gehorchen. Sie folgte ihm hinaus und zu den grasenden Pferden. Ein scharfes Klirren ertönte, als etwas Metallisches zu Boden fiel. „Dieses
Weitere Kostenlose Bücher