Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
Vom Netzwerk:
die Laute und die Gerüche wurden stärker. Gemästete Schweine grunzten, Hunde bellten, gelegentlich wieherte ein Pferd, und das alles vermengte sich mit den Stimmen ihrer jeweiligen Besitzer. Händler riefen durcheinander, sie hörte die Geräusche von Metall und Holz. Über all dem ertönten Kirchenglocken.
    Ehe sie sich nach Charnwood zurückgezogen hatte, war Meg in dem kleinen Weiler Keyworth aufgewachsen und hatte das Stadtleben nie kennengelernt. Diese Kakophonie verwirrte ihre Gedanken und stellte ihre Fähigkeit, Geräusche zu erkennen, auf eine harte Probe. Erstaunen und zugleich Furcht erfüllten sie. Sie wollte mehr erfahren, wollte dieses wilde Durcheinander deuten lernen, und zugleich wäre sie am liebsten nach Hause geflohen. Die liebevollen Erinnerungen an ihre Hütte waren ihr nie tröstlicher, aber auch nie lähmender erschienen.
    „Wir sind da.“
    Dryden hielt die Pferde an und saß ab. Der Ledersattel knarrte bei seiner Bewegung. Höflich half er ihr aus dem Sattel. Sie rückte den Beutel zurecht, den sie sich umgehängt hatte, und war froh, dass sie für eine Weile nichts mit Männern zu tun hatte, die sie einschüchterten oder in Versuchung führten.
    „Das Schloss liegt zu Eurer Linken, umgeben von normannischen Bauten auf dem Schlossberg“, sagte er. „Die älteren Befestigungen aus angelsächsischer Zeit liegen auf der anderen Seite des Marktes, bei Weekday Cross.“
    So sehr sie ihre Augen auch anstrengte, sie konnte den Markt nicht erkennen, ebenso wenig wie die Menschenmenge, ihre Häuser, die Stadtmauern oder das Schloss. Sie verbat sich die lächerliche Bitte, Dryden zu fragen, ihr die Szenerie zu beschreiben. Aber Will hätte sie gefragt. Und er hätte ihre Bitte belustigt erfüllt und sie mit seinen Worten geneckt.
    Hart biss sie sich auf die Lippe. Sie hätte alles darum gegeben, die Gedanken an ihn vertreiben zu können. Doch sie blieben. Schuldgefühle und Zweifel quälten sie, und beides gefiel ihr nicht.
    Dryden lehnte sich zu ihr hinüber. Er roch nach Pferd und nach Eisenhut, das er seinem Cousin verabreicht hatte. „Ins Schloss zu gelangen wird nicht so leicht sein, wie durch das Tor zu reiten.“
    „Ich bin bereit.“ Meg bemühte sich, in ihren Tonfall so viel Zuversicht zu legen, wie sie zu empfinden hoffte. „Sagt mir, was ich tun soll.“
    „Wenn Ihr könnt, versucht, Eure Blindheit zu verbergen. Das würde Euch an Finchs Männer verraten. Ich will keine unnötige Auseinandersetzung heraufbeschwören.“
    Sie zog ihren Schleier zurecht und fühlte nach, ob er ihre Augen verdeckte. „Gebt mir Euren Arm und führt mich.“

17. Kapitel
    Wie die Blätter im Herbst fallen im Wald,
    verlassen mich meine Freunde,
    wenn mein Herz ist in Not so kalt.
    Robin Hood and His Adventures
    Paul Creswick, 1903
    J  acob Ben Asher streckte seinen Arm so lang wie nur möglich aus, während er versuchte, Asem zurückzuhalten. Er hatte begriffen, dass er einen sinnlosen Kampf ausfocht, so sehr er sich auch bemühte. Der Hund würde sich nicht von seinem Weg abbringen lassen. Er hielt die Nase in die fauligen Herbstblätter gepresst und führte ihn immer weiter durch den Wald.
    Noch einmal fragte er sich, ob es wohl klug gewesen war, Megs Hütte zu verlassen, aber er konnte es nicht ertragen, zurückgelassen zu werden. Wohin Will Scarlet auch immer gehen mochte, der Ärger folgte ihm auf dem Fuß. Die Balladen erzählten Geschichten von seinen Abenteuern, Lieder, die in Jacob die Sehnsucht nach eigenen Kämpfen weckten. Jetzt reiste Scarlet zusammen mit einem Edelmann mitten hinein in Nottinghams furchteinflößendste Festung, während er die verrückte Meg vor Schurken und ihren eigenen seltsamen Einfällen beschützte.
    Jacob würde lieber auf die letzten zwanzig Jahre seines Lebens verzichten als auf den bevorstehenden Kampf.
    Er verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen, als er an den Baron dachte. Monthemer, der kaum älter war als Jacob selbst, lag noch immer in tiefem Schlummer, eingehüllt in Umschläge aus verschiedenen Heilkräutern aus Megs Arzneischrank. Jacob konnte nur darauf hoffen, dass der junge Adlige nach Hause zurückkehren würde, sobald er erwachte. Die Frage, ob er überhaupt erwachen würde, plagte Jacob. Er wusste genug, um dem Mann zu helfen, aber die Fähigkeiten und Mittelchen, die er von seinem Vater gelernt hatte, lockten bei Weitem nicht so wie die Aussicht auf eine Schlacht.
    Asem, eines der schönsten Tiere, die Jehova je geschaffen hatte,

Weitere Kostenlose Bücher