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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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nicht einmal eine Ratte bleiben.“
    Sie kniff die Augen zusammen. „Will …“
    „Ich lasse dich nicht ertrinken“, sagte er beschwichtigend. „Und wir werden endlich doch noch unser Bad bekommen. Hörst du mich?“
    Sie nickte, dann warf sie das Schwert mit einem Schrei in den Fluss. Will warf den Dolch hinterher.
    Meg ergriff seine gesunde Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. „Wenn du mich loslässt, werde ich dieses Schwert suchen und dir den Kopf abschlagen.“
    Er strich mit der Hand über ihre Wange. Ihre Haut konnte er spüren, auch wenn seine Finger sich nicht bewegen ließen. „Bist du bereit?“
    Es verschlug ihr den Atem. Instinktiv verlangte es sie nach Luft. Sie atmete ein und bekam Flusswasser in den Mund. Wills Finger entglitten ihr.
    Entsetzen überkam sie und verdrängte alle Instinkte – oder steigerte sie sogar noch. Sie trat um sich, ohne Halt zu finden. Überall war nur Wasser, nichts als Wasser. Die Strömung raubte ihr jede Orientierung. Sie wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Ein zweites Mal bekam sie Wasser in den Mund. Mit dem Fuß stieß sie gegen einen Felsen, ihre Hüfte streifte einen anderen. Die Kälte betäubte ihre Haut, drang in ihre Muskeln. Ihre Kräfte ließen schnell nach.
    Aber die Farben.
    Farben wirbelten in ihrem Kopf umher. Betörende Farben. Sie sah Teile des Regenbogens und des Sternenlichts, wirbelnd, flirrend. Ihre Muskeln entspannten sich. Ihr wurde warm.
    Und dann empfand sie tiefen Frieden.

26. Kapitel
    Ich begab mich in die Wälder.
    Und die Liebe folgte mir.
    „In Sherwood Lived Stout Robin Hood“
    Robert Jones, 1609
    S  ie stieß gegen ein weiteres Hindernis, das ihr die Arme um die Taille schlang. Es war Will, der sie hochzog und ihren Kopf über die Oberfläche des wilden Stroms hielt. Sie keuchte. Das Wasser in ihren Lungen vertrug sich nicht mit der Luft. Sie hustete und würgte, als er sie sich über die Schulter legte.
    „Meg? Sprich mit mir, Mädchen.“
    Als sie wieder regelmäßig atmete, entschied Meg, dass der angenehme Klang seiner Stimme ein fairer Tausch war für die allmählich verblassenden Farben. Sie hätte es ihm gern gesagt, doch der Husten verschlug ihr die Sprache.
    „Meg? Dein Kleid ist durchnässt. So kann ich dich nicht tragen.“
    Ihre Füße berührten feuchten Boden. Land. Sie brach zusammen, ein Häufchen aus nassem Stoff und bebenden Gliedern.
    „Ein bisschen weiter noch“, bat er und hielt sie noch immer um die Taille gefasst. „Wir müssen einen Platz zum Ausruhen finden.“
    „Wie wäre es, wenn wir hier ausruhen?“
    „Ich habe dich noch nie für einen Faulpelz gehalten. Komm jetzt. Steh auf.“
    Sie hob den Kopf und versuchte, die Dunkelheit zu vertreiben. Noch immer spürte sie die Angst. „Du nimmst einiges auf dich, um mich am Leben zu erhalten.“
    „Das stimmt.“
    „Zumindest kann ich allein gehen.“
    „Ja, das kannst du.“
    Sie nahm ihre Kräfte zusammen und stand auf. Die vom Wasser schweren Säume ihres Kleides und Unterkleides schleiften hinter ihr her. Sie erschauerte vor Kälte und stolperte, aber sie wollte nicht aufgeben, nicht jetzt, da Will seinen Teil bereits erledigt hatte. Er hatte sie nicht dem kalten Fluss überlassen, obwohl eine ungeheure Kraft dies fast unmöglich gemacht hatte.
    „Hier“, sagte er. „Ein Vorsprung.“
    Sie sank zu Boden, und Will legte sich neben sie. „Du suchst immer besonders gemütliche Stellen aus.“
    „Stets nur das Beste.“
    „Wir sollten deine Handgelenke verbinden.“ Sie tastete nach seiner linken Hand. „Der Unrat, durch den wir durchgegangen sind, wird deiner Heilung nicht zuträglich sein.“
    „Aber keine Lauge.“
    „Keine Lauge. Ich verspreche es.“
    „Schlaf zuerst, Meg. Komm schlaf.“
    Nie zuvor hatte sie irgendetwas mehr ersehnt, als sich an seinen muskulösen Körper zu schmiegen. Und sie tat es, müde und erschöpft. An ihn geschmiegt, war sein Körper für sie der wärmste Ort in ganz England.
    Will erwachte von einem hellen, fahlen Licht. Er war nicht sicher, ob es das Morgengrauen oder die anbrechende Dämmerung war, die ihn mit ihrem sanften Licht begrüßte. Hunger nagte an seinem Inneren, und ihn quälte das verwirrende Gefühl von Orientierungslosigkeit. Er lag auf dem Rücken, auf einer Matratze aus frischem Stroh, die bedeckt war von einer rauen Wolldecke. Sie roch alt, war aber sauber. Ein Reetdach lag auf weiß verputzten Wänden. Wie hinter einem Schleier sah er Rauch, der sich auf eine Öffnung

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