Verwegene Herzen (German Edition)
benutzt du da?“
„Ale, um das getrocknete Blut abzuspülen“, erklärte sie.
Das Ale brannte auf den wunden Stellen seiner Handgelenke. Er entspannte sich und ertrug den Schmerz. Um sich abzulenken, beobachtete er Meg. Sie benutzte beide Hände, ertastete mit der Linken die verletzte Haut, während sie mit der Rechten die Wunde auswusch. Das Ale bewegte sich in langsamen Kreisen in der flachen Schüssel; das Blut hatte ihm eine schmutzigrote Farbe verliehen.
„Was dann?“
Sie trocknete sich die Finger an dem Unterkleid ab, das unter ihren Röcken hervorsah, und nahm den Mörser hoch. „Eine Mischung aus zerstoßenen Muscheln, Salz und getrocknetem Senf, um die Wunde zu säubern. Der Senf verhindert Entzündungen. Wenn wir Öl dazugeben, bilden die Zutaten auf der Haut eine Art Seife.“
Behutsam rieb sie Salz und Muschelpulver auf seine Handgelenke.
„So.“ Sie reichte ihm den kleinen Ölkrug. „Träufle das auf die Wunde. Verreibe es gut.“
„Und nun?“
„Zum Schluss tragen wir die grüne Salbe auf und verbinden die Gelenke.“
Er betrachtete den Krug. „Was ist das?“
„Eine Paste aus Föhrennadeln, um die neue Haut zu schonen.“ Sie trug die Salbe auf seine Haut auf, und er sah, dass ihre Fingerspitzen leise bebten.
Sie zittert .
Zumindest hatte er nun ein Zeichen. Seine Gegenwart ließ sie nicht ungerührt, das eigensinnige Ding. Lächelnd lehnte er sich zurück und genoss die kühle, beruhigende Salbe auf seiner Haut. Er beschloss, abzuwarten, bis er wieder kräftiger war, und auf den Moment zu hoffen, wenn sie ihre Abwehr wieder aufgeben würde.
Geduldig wickelte Meg Leinenstreifen um seine Handgelenke, den Kopf schräg gelegt. Eine lange Haarlocke fiel ihr über die Schulter. Schimmernd, gewellt wie ein See vom Wind, waren diese Locken zum Greifen nahe. Er stellte sich vor, wie er sie berührte, ihren Duft tief in sich einsog. Er schluckte schwer und erstickte beinahe an so viel ungewohnt heftigem Verlangen.
Das Warten würde ihm Qualen bereiten.
„Danke, Meg.“
„Ich erwidere nur deinen Gefallen, wie du weißt“, sagte sie und errötete. Er sah noch einmal hin – doch, sie errötete, tatsächlich. „Dein Daumen bereitet mir Sorgen. Kannst du die Finger bewegen?“
Er hob die linke Hand und krümmte die Finger, einen nach dem anderen. Sie alle gehorchten, nur der Daumen nicht. Er schmerzte tief innen im Gelenk und ließ sich nicht bewegen. Will hatte sich vorgestellt, wie Megs Haar auf ihn fiel, und davor hatte der Schlaf ihn vor Schmerzen bewahrt. Der erschreckende Gegensatz zwischen diesem angenehmen Zustand und dem Schmerz gefiel ihm nicht.
„Die anderen Finger sind gesund.“
„Nach dem Essen machen wir eine Schiene.“ Sie stand auf und schob mit einem eisernen Schürhaken Holzscheite in den Kamin.
„Lass mich das für dich tun.“
Sie drehte sich um und richtete den Blick auf eine Stelle irgendwo oberhalb seiner Schulter. „Wenn ich in meinem eigenen Heim keine Aufgaben mehr verrichten kann, dann wäre es besser gewesen, du hättest mich auf diesem Scheiterhaufen zurückgelassen.“
Meg verschränkte die Arme, um ihre unruhigen Finger vor seinem Blick zu verstecken und ihrer Sehnsucht nicht nachzugeben, seine Haut zu berühren. Er hatte ihr ein Versprechen gegeben. Dasselbe hatte sie getan. Ihre Vertrautheit im Schloss hatte Erwartungen geweckt, die immer noch vorhanden waren, doch jetzt, frei von Drohungen und möglichem Schaden, fühlte sie Befangenheit. Wie viel von ihren Gefühlen war aus der Verzweiflung erwachsen? Und wie viel von seinen?
Es war ruhig in der Hütte. Gemeinsam aßen sie aus einer großen Schüssel. Während sie an einem Stück getrocknetem Rindfleisch knabberte, erfreute sie sich an den Geräuschen, die er beim Essen machte. Er musste hungrig sein, beinahe so ausgehungert wie am Tag ihrer Ankunft, aber er schlürfte nicht und er schmatzte nicht. Diese simple Geste der Höflichkeit erlaubte es ihr, sich stattdessen auf die ständige Verlockung zu konzentrieren, die seine Nähe ihr bot. Weder musste sie ihn berühren noch ihn sprechen hören, um seine Gegenwart zu spüren.
Sie versuchte, etwas zu sagen, musste sich aber zwei Mal räuspern, ehe die Worte herauskamen. „Danke für deine Hilfe.“
„Was sind wir doch höflich heute.“
„Soll ich mich um Bösartigkeiten bemühen?“
„Nein, ich könnte mich an dies hier gewöhnen.“
Sie griff nach einem Stück Gerstenbrot und tauchte es in die Brühe, um die verbrannte Kruste
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