Verwegene Herzen (German Edition)
zwischen vier Balken zu bewegte, dahinter Büschel von getrockneten Blumen.
Megs Hütte. Ja, sie hatten es geschafft.
Sie ging an ihm vorbei, hatte jedoch noch nicht bemerkt, dass er erwacht war. Ihr Haar war gewaschen und hing ihr offen bis zur Taille hinab. Sie trug ein dunkelbraunes Kleid von demselben Schnitt wie die anderen, die sie verdorben hatte, und hatte die weiten Ärmel bis zum Ellenbogen hochgeschoben.
Die sichere und selbstverständliche Art, wie sie sich in dem Raum bewegte, faszinierte ihn. Weder stieß sie gegen die Möbel noch stolperte sie über die Binsen. Aber sie berührte jeden Gegenstand mehrere Male – strich mit den Fingern rasch über Krüge, Töpfe und Formen, um zu fühlen, was es war und wo sie standen. Diese Sicherheit hätte er bei ihr niemals erwartet, nachdem sie, verzweifelt an seine Hand geklammert, durch das unebene Gelände von Charnwood gestolpert war.
Sie stand an dem niedrigen Arbeitstisch, zerdrückte etwas Schmutziges in einem Mörser und fügte Prisen von diesem und jenem aus anderen Schalen hinzu. Dann tauchte sie zwei Finger in die Mischung und führte sie an ihre Zunge. Schließlich nickte sie zustimmend und begann, leise und falsch eine Melodie zu summen. Würde sie damit fortfahren, wenn sie wüsste, dass er wach war? Die Frage verursachte ihm Unbehagen, und er beobachtete sie weiter heimlich.
Als sie mit ihrer Arbeit fertig war, goss sie etwas, das aussah wie Ale, in eine breite, flache Schale und brachte diese zusammen mit dem Mörser an sein Lager. Von einem weiteren Gang zu den Regalen brachte sie zwei kleine Krüge mit, einen mit Öl und einen mit einer dunkelgrünen Paste. Sie kniete zu seiner Linken nieder, und die Röcke ihres haselnussbraunen Kleides bedeckten das Stroh am Rand der Matratze.
Megs Duft stieg Will in die Nase, süß und fremdartig. Auf ihrer Wange war ein hässlicher blauer Fleck zu sehen, in der Mitte eine Wunde. Die Erinnerung an den brutalen Schlag des Wachsoldaten entflammte seinen Zorn, doch eine unerwartete Zärtlichkeit begleitete seinen Wunsch, sie zu beschützen. Er wartete auf ihre Berührung und freute sich über das heftige Bedürfnis, sie an sich zu ziehen.
Ihre Berührung fühlte sich an wie die eines Schmetterlings, eines Grashalms oder eines Windhauchs. Sie berührte seine Wange, die Bartstoppeln und legte eine Hand auf seine Stirn. Hitze strömte in seine Lenden. Sie ließ die Finger tiefer gleiten, bis zu seinem Schlüsselbein. Seine Haut prickelte. Die feinen Härchen auf seinen Unterarmen richteten sich auf. All seine Muskeln spannten sich an, obwohl er sich bemühte, weiterhin ruhig und gleichmäßig zu atmen.
Sie rückte näher und berührte seine Brust. Wie sehr er sich auch anstrengte, seinen Atem und die wilden Regungen seines Körpers unter Kontrolle zu halten, den raschen Herzschlag vermochte er nicht zu beschwichtigen.
Und sie bemerkte es. Die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Mundwinkel. „Ist das zu glauben! Wie lange bist du schon wach?“
Er richtete sich auf. Die Decke verrutschte, und er bemerkte, dass er nur noch die Hose trug. „Wie lange wolltest du mich halbnackt hier liegen lassen?“
„Du hattest Fieber. Ich habe dir einen Gefallen getan.“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.“ Bei ihrer knappen Erwiderung hatte er die Stirn gerunzelt. Die Frau, mit der er gekämpft, die er geliebt und gerettet hatte, kniete neben ihm wie eine Fremde. „Habe ich lange geschlafen?“
„Die ganzen drei Tage, seit wir hier eintrafen.“
Nachdem sie den Fluss verlassen hatten, hatten sie sich weit genug erholt, um zu wandern. Obwohl erschöpft, trieb die Furcht vor Verfolgern sie weiter bis zu ihrer abgeschiedenen Hütte. Ein gefährliches Zusammenspiel seiner gebrochenen Hand mit einer Axt und Megs blindem Zielen hatte ihn von der zweiten Handschelle befreit. Sie war sehr stolz auf das Ergebnis, doch das halbe Dutzend Versuche hatte ihn mehr erschreckt als der Sprung in den Trent. Er konnte von Glück sagen, überhaupt noch eine Hand zu haben, noch dazu eine, die unverletzt war.
Meg tauchte ein Tuch in die flache Schüssel und wrang es mit ihren schlanken Fingern aus. Sie wirkte kühl und zurückhaltend. Eine geschickte Krankenpflegerin, nichts sonst. Es gefiel ihm nicht, ihre eben gewonnene Vertrautheit zu verlieren. Selbst ein paar ernsthafte Streitigkeiten wären ihm lieber gewesen als diese Distanziertheit; irgendetwas, das ihm einen Weg wies zurück zu der Meg, die er kannte.
„Was
Weitere Kostenlose Bücher