Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
gleich hier ist, gibt es Limonade und Kekse für alle, und ihr beide könnt ihm die Situation erklären.”
Als Jefferson den Wagen erkannte, der kaum vorsichtiger als Cristal in den Canyon gefahren kam, lachte er auf, wenn auch keineswegs amüsiert. “Tut mir leid, Miss Cristal, aber ich denke, Sie werden hier einiges zu erklären haben.”
Als auch Cristal den sich nähernden Geländewagen erkannte, seufzte sie. “Oh je. Ich glaube nicht, dass das Ethan ist.”
“Ich irgendwie auch nicht. Nicht mit einem Stern an der Tür.”
Gleich darauf kam der Wagen mit quietschenden Reifen vor ihnen zum Stehen, und Billy Blackhawk tauchte mit grimmiger Miene aus der Staubwolke auf.
Ohne Jefferson weiter zu beachten, baute er sich in seiner ganzen Größe vor Cristal auf und stemmte die Hände in die Hüften. “Und, liebe Cristal?”
Billy war als ein Mann mit unendlicher Geduld bekannt. Ein Mann, der es nie eilig zu haben schien, selbst wenn er in Eile war. Halb Apache, zeigte er selten, wenn er wütend oder frustriert war.
Im Moment war allerdings nichts von seiner Geduld zu spüren und auch nichts von seiner üblichen Freundlichkeit. Da war keine Spur von einem Lächeln in seinem Gesicht.
Cristal dagegen sah mit ihrem strahlendsten Lächeln zu ihm auf, die Hände ebenfalls in die Hüften gestemmt. “Was heißt hier ‘und’, Blackhawk?”
“Warum zum Teufel sind Sie hier?”
Billy fluchte nie. Absolut nie. Überrascht zog Jefferson die Brauen hoch, hielt sich jedoch zurück.
“Sie fluchen nie, Billy, also hören Sie auf damit. Einschüchtern können Sie mich damit sowieso nicht.”
“Das habe ich auch nicht erwartet. Und ich fluche durchaus, wenn ich so wütend bin wie jetzt. Also, was wollen Sie hier, Miss Lane.”
“Vor einer Minute war ich noch Cristal.”
“Das war vor einer Minute. Jetzt bin ich ruhiger.”
“Sie wollen ruhig sein?”
“Ich sagte, ruhiger. Was bedeutet, ich werde Ihnen Ihren schönen Hals nicht sofort umdrehen.”
“In diesem Fall würde ich vorschlagen, wir alle gehen ins Haus, statt hier in der prallen Sonne herumzustehen.” Marissa war neben Jefferson getreten. “Es gibt da wohl einiges zu klären.”
Statt weiterhin Cristal anzufunkeln, wandte Billy sich Marissa zu. Plötzlich war er wieder die Ruhe selbst. “Falls Sie in Sorge sind, es gäbe ernstliche Mängel in Bezug auf Ihre Sicherheit, Marissa, das brauchen Sie nicht.”
Damit lenkte er die Aufmerksamkeit aller zum Eingang der Schlucht, wo Ethan saß, das Gewehr im Anschlag. In einem gewissen Abstand waren auf der einzigen Zufahrtsstraße zwei weitere Cowboys zu sehen, ebenfalls schussbereit. “Auf meine Anweisung hin wird auf jeden unbekannten Eindringling, der nicht auf Befehl anhält, geschossen. Einer dieser Cowboys ist in Wirklichkeit eine Scharfschützin, die eigentlich schon aus dem Dienst ausgeschieden war.”
Billy wandte sich wieder an Cristal, und sein ruhiger Ton änderte sich. “Was Sie angeht, so können Sie von Glück reden, dass Ethan Sie schon in der Stadt gesehen und erkannt hat.”
Cristal schaute ihm fest in die Augen. “Sind Sie deshalb so wütend, Blackhawk?”, fragte sie nachdenklich. “Weil Sie Angst hatten, ich könnte aus Versehen erschossen werden?”
“So ist es”, brummte er und nahm ihren Arm, um sie zum Haus zu führen. “Aber nur, weil ich dann nicht mehr das Vergnügen hätte, Ihnen den Hals umzudrehen.”
“Na so was, Blackhawk, ich hatte ja keine Ahnung, dass ich Ihnen etwas bedeute.”
“Bilden Sie sich da bloß nichts ein, Cristal Lane.”
“Bestimmt nicht, keine Sorge.”
Jefferson nahm Marissas Hand, um den beiden zu folgen. “Hört sich nach Liebe an.”
Marissa sah ihm tief in die Augen. “Das hoffe ich. Ich hoffe, dass es eines Tages so sein wird.”
“Verlass dich drauf”, flüsterte er ihr zu und drückte fest ihre Hand.
7. KAPITEL
Niemand aß Kekse.
So angespannt, wie alle waren, dachte auch niemand daran, etwas zu trinken. Im Haus war es bedeutend kühler als draußen, was an dem Schatten lag, den die Wand des Canyons aufs Haus warf. Das Ranchhaus war einmal eine schlichte Blockhütte mit nur einem Raum gewesen. Als die Codys angebaut und das Haus aufgestockt hatten, war aus dem alten Hauptraum eine gemütliche Wohnküche geworden.
Doch in der aufgeladenen Atmosphäre nahm Marissa sie als beengend und gar nicht gemütlich wahr.
Die anderen empfanden das wohl ähnlich. Cristal Lane hatte sich neben dem Kamin auf einen Stuhl gesetzt.
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