Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
zufriedengeben. “Das ist unmöglich.” Doch Marissa würde in einer solchen Frage nicht lügen. Was bedeutete, dass sie Paulo Rei auch nicht angelogen hatte. “Du hast ihm von uns und dem Tag im Baumhaus erzählt.”
“Ja. Alles, was er dazu wissen wollte, war, wer mein Geliebter gewesen sei. Dann bekannte er, dass er während meiner Zeit in Belle Terre impotent geworden sei. Die Art Verbindung und Kinder, wie er es geplant hatte, konnte es für ihn also nicht mehr geben. Aber trotzdem wollte er mich heiraten. Ohne Vorwürfe, ohne Forderungen und mit nur einer Bedingung – dass ich keine weiteren Liebhaber habe. Die größte Überraschung war jedoch, dass er anbot, mich ganz aus der Vereinbarung zu entlassen, weil er meinem Vater die Schulden sowieso erlassen wollte.”
Bedauernd hob sie die Schultern. “Aber da war das mögliche Gerede der Leute. Vielleicht sogar ein Skandal, dem ich meine Mutter nicht aussetzen wollte. Und dann ging es ja auch um die Ehre meines Vaters.”
“Zum Henker mit seiner Ehre!”, entfuhr es Jefferson. “Wo hat er sich in dieser ganzen Geschichte denn ehrenhaft verhalten. Ehrenhaft war nur dein Verhalten, weil du die Vereinbarung trotzdem eingehalten hast.”
Marissa blickte ihn fest an. “Hast du dich deinem Vater gegenüber nicht genauso verhalten, Jefferson? Hast du für Gus Cade nicht Opfer gebracht, die dich viel von deinem Stolz und Seelenfrieden gekostet haben? Tun das nicht die meisten Kinder irgendwann in ihrem Leben? Sag mir, welcher deiner Brüder nicht selbstlos gehandelt hätte.”
Seine Wut verflog. Außerdem wollte Jefferson ihre gemeinsame Zeit hier auf der Ranch nicht länger mit Debatten über Vergangenes verderben. “Du hast recht. Und jetzt werden wir nicht mehr darüber reden.”
“Vielleicht sollten wir es doch.”
Jefferson runzelte plötzlich die Stirn und lauschte angestrengt. “Jemand ist an den Wachen vorbeigekommen.”
Nach einem Moment hörte Marissa es auch. Ein Wagen kam die steile Zufahrt in den Canyon herunter. Und das in halsbrecherischem Tempo.
Nach der ersten Schrecksekunde wurde Jefferson nun aktiv. “Marissa, ich möchte, dass du in den Stall gehst.”
“Nein.” Sie hatte nicht die Absicht, Schutz zu suchen und ihn in einer womöglich gefährlichen Situation allein zu lassen.
“Mir passiert nichts.” Jefferson hatte einen Blick auf den Wagen erhascht. “Ich kenne den Wagen. Er gehört einer guten Freundin. Aber es könnte ja sein, dass sie nicht allein ist.” Er drehte Marissa sanft Richtung Stall. “Nach der nächsten Kurve sind wir von der Straße aus zu sehen. Also beeil dich.”
Marissa beeilte sich, und Jefferson ging, um vor dem Haus auf Cristal Lane zu warten.
“Hallo, schöner Mann.” Sobald Jefferson die Tür des Cabrios zugeschlagen hatte, küsste Cristal ihn zur Begrüßung auf die Wange.
“Hallo, Miss Cristal.” Er lehnte sich gegen den knallroten Sportwagen, dem selbst eine Staubschicht nichts von seinem Glanz nahm. “Was führt dich denn aus Silverton hierher?”
“Du sagst das, als hätte ich dich eine Ewigkeit nicht mehr besucht.” Mit einem ihrer langen roten Fingernägel fuhr sie ihm spielerisch über die Brust. Ihre grünen Augen blitzten vergnügt. “Dabei ist es noch gar nicht so lange her.”
“Drei Monate. Du warst in Sorge, weil ich einige Zeit nicht in die Stadt gekommen war. Und statt deinen dritten neunundzwanzigsten Geburtstag mit anderen Gästen im Saloon zu feiern, bist du hier herausgekommen. Um zu sehen, wie es mir geht.”
“Kann denn eine verruchte Saloonbesitzerin ihren Geburtstag nicht mit einem Freund feiern, ganz ohne Hintergedanken?”
“Doch. Aber sie sollte es nicht. Nicht, wenn es in der Stadt bessere Gelegenheiten gibt.”
Cristal strich sich eine Locke ihres zerzausten, kastanienbraunen Haares aus dem Gesicht. “Vielleicht suche ich gar nicht nach einer Gelegenheit. Und falls doch, dann nenne mir in Silverton eine einzige.”
Ungläubig zog Jefferson eine Braue hoch. Er könnte ihr ein halbes Dutzend nennen. Und speziell eine, doch derjenige wusste noch nicht so recht, was er von dieser Lady mit dem angeblich zweifelhaften Ruf halten sollte. Dabei hatte sie ein so großes reines Herz. “Dann nehme ich also an, du warst wieder in Sorge und bist deshalb hergekommen.”
“Okay. Du hast mich durchschaut, schöner Mann. Billy sagte, du seist zu Besuch in deiner Heimat gewesen. Ich wollte nur wissen, wie es war.”
“Wie soll es schon gewesen sein?” Billy
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