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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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erwischt den falschen Gang und der Wagen kommt kurz ins Schlingern.
    Mir stockt der Atem. Erst als meine Lunge protestiert, hole ich wieder Luft. Zum Glück bekommt Ben nichts davon mit. »Ja, vielleicht bei Nicole. Sie hatte im letzten Jahr denselben Mathekurs.«
    Â»Ja, warum nicht«, erwidert er.
    Als er zu meinem Haus abbiegt, klammere ich mich so fest an den Türgriff, dass mir die Finger wehtun. Er hält an der Bordsteinkante und noch bevor er den Motor abstellen kann, drücke ich schon die Beifahrertür auf.
    Â»Danke Ben, bis morgen!« Ich springe aus dem Wagen und renne über den Rasen auf die Veranda zu. Auf halbem Weg höre ich, wie der Motor ausgeht. »Hey, Kayla!«, ruft er über die heruntergekurbelte Scheibe hinweg.
    Ich bleibe stehen, beiße kurz die Zähne zusammen und drehe mich langsam um.
    Â»Was ist mit dem Pony?« Er deutet mit dem Daumen auf den jüngsten Fluch meines Daseins. Scheinbar häufen die sich bei mir in letzter Zeit. Ist es möglich, von mehreren Flüchen gleichzeitig heimgesucht zu werden?
    Â»Oh, stimmt ja.«
    Â»Hast du eine Idee, wo wir es am besten abladen können?«
    Â»Ã„h, auf der anderen Seite des Hauses ist eine Böschungsmauer. Fahr rückwärts da rüber, ich mache das Seitentor auf.«
    Ich renne in den Hintergarten. Unser Eckgrundstück fällt leicht schräg ab, deshalb hat Mum eine Mauer anlegen lassen, die das Gefälle ausgleicht – und sich ideal dazu eignet, Ponys abzuladen.
    Ben lenkt den Ford rückwärts an die Mauer, springt aus der Fahrerkabine und öffnet die Heckklappe. Die Höhe passt ausgezeichnet.
    Das Pony macht einen Schritt zurück, dann wirbelt es herum und springt heraus. Es galoppiert bis zur Mitte des Gartens, lässt sich erst auf die Knie und dann zur Seite fallen und wälzt sich ausgelassen im Gras herum.
    Ben lacht und ich merke erst jetzt, wie nah er neben mir steht. Etwas zu abrupt trete ich zur Seite.
    Er legt den Kopf schief und mustert mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Fühlst du dich in meiner Nähe nicht wohl?«
    Â»Was? Nein! Wie bitte?« Ich verschlucke mich beinahe an meiner eigenen Spucke.
    Ben seufzt und zuckt die Schultern. »Ach nichts, vergiss es.«
    Â»Okay, ich mache das Tor zu. Danke noch mal fürs Mitnehmen.«
    Er nickt und sieht mich noch einmal durchdringend an. Dann steigt er in seinen Wagen und biegt kurz darauf hupend auf die Straße ab.

A ls ich am nächsten Morgen aufwache, öffne ich langsam die Augen und sehe mich vorsichtig im Zimmer um. Nach dem Pony … und den Kaugummikugeln … habe ich das Gefühl, als würde mir jemand auflauern.
    Ich danke meinem Glücksstern, dass die Kaugummikugeln nicht wieder aufgetaucht sind. Ich will gar nicht wissen, was mein Bruder damit angestellt hat. Für mich zählt nur, dass er einmal in seinem Leben etwas erfolgreich zu Ende gebracht hat. Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass kein Pony in unserem Garten steht. Alles scheint wieder normal zu sein.
    Als ich ins Bad gehen will, höre ich ein Geräusch.
    Es kommt aus dem Wandschrank.
    Sollte mein Bruder wieder etwas ausgeheckt haben – und sei es auch nur die winzigste Kleinigkeit –, werde ich Mum alles erzählen. Seine blöden Streiche machen mich noch total wahnsinnig.
    Wütend marschiere ich zum Schrank und reiße die Tür auf.
    Große grüne Augen mit langen, gebogenen Wimpern starren mich an. Mir bleibt fast das Herz stehen. Ein Mädchen hockt in meinem Schrank. Ein Mädchen, das ich noch nie zuvor gesehen habe. Kein Scherz! Ich schreie auf und springe zurück, schnappe mir meinen Schreibtischstuhl und schiebe ihn zwischen uns, als könnte ich ihn als Waffe benutzen.
    Tod durch Drehstuhl.
    Natürlich bietet der Stuhl mir keinen wirklichen Schutz und ich strecke verzweifelt die Hand nach meinem Schreibtisch aus. Ich bekomme ein Lineal zu fassen und halte es wie ein Schwert in die Höhe, während ich mich immer noch hinter dem Stuhl verschanze. Na toll, fehlt nur noch der Wurfstern aus Briefklammern …
    Das fremde Mädchen hockt einfach im Schneidersitz auf dem Boden und trägt die scheußlichsten Klamotten, die ich je gesehen habe: eine rot-weiß gestreifte Strumpfhose, ein blaues Baumwollkleid und eine weiße Schürze. Ihr erdbeerrotes Haar steht in dicken, krausen Locken überall vom Kopf ab. Das Mädchen

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