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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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abstehenden, krausen roten Haare und die auffälligen Sommersprossen machen den Anblick noch schlimmer. Sie ist mit Abstand das hässlichste Entlein, das ich jemals gesehen habe.
    Ich verschränke ärgerlich die Arme vor der Brust. Denkt die etwa, sie kann sich hier einschleichen und sich über mich lustig machen, nur weil ich früher mal einen Fimmel für Raggedy Ann hatte? »Hübsches Kostüm. Ist noch etwas früh für Halloween, oder?«, stichle ich.
    Ann schaut an ihrem Kleid hinunter und streicht die Schürze glatt. »Früher hast du es immer gemocht«, sagt sie mit gerunzelter Stirn.
    Â»Ja, als ich sieben war.«
    Sie lässt den Bettpfosten los und stemmt die Hände in die Hüften. Sie schwankt leicht, bleibt aber aufrecht stehen. Oh Mann, hat die in meinem Schrank auch noch Bier getrunken?
    Â»Damals mochte ich dich mehr«, sagt sie. Ihre Stimme hat sich während unserer Unterhaltung verändert. Sie klingt jetzt viel normaler, fast so wie ich, und das macht mir irgendwie Sorgen. Sie lernt außergewöhnlich schnell. Nach den paar Worten, die sie von mir aufgeschnappt hat, äfft sie mich schon regelrecht nach.
    Warum tut sie so, als würde sie mich kennen? Ich würde mich doch an jemanden erinnern, der so dämlich aussieht.
    Â»Es ist mir egal, ob du nach Hause oder sonst wo hingehst, aber du kannst auf keinen Fall hierbleiben«, sage ich und wende mich zur Tür.
    Â»Aber ich bin doch zu Hause. Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    Â»Du bist nicht zu Hause. Ich bin zu Hause. Das ist mein Zimmer.« Meine Stimme wird langsam schrill. Ob mein Bruder mich hört, wenn ich anfange zu schreien?
    Wenn er wieder irgendwo mit seinem iPod rumliegt, wahrscheinlich nicht.
    Â» Unser Zimmer«, verbessert sie mich. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und stellt die Beine schulterbreit auseinander. Genau wie ich.
    Das reicht! Sie hat mir genug Angst eingejagt. Ich weiche noch einen Schritt zurück und richte wieder das Lineal auf sie. »Wenn du nicht in den nächsten dreißig Sekunden verschwindest, rufe ich die Polizei.«
    Â»Wieso? Bist du immer noch in diesen Polizisten verknallt? Barrows oder wie der hieß?«
    Ich reiße verblüfft die Augen auf. Mit zehn war ich in einen zweiundzwanzigjährigen Polizisten verliebt, der jeden Tag am Fußgängerüberweg vor der Schule stand. Ich habe immer wieder die Straße überquert, nur um in seiner Nähe zu sein, und ihn damit wahrscheinlich wahnsinnig gemacht. Aber das habe ich nie jemandem erzählt, nicht mal Nicole, weil es viel zu peinlich war.
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Du hast immer davon geredet, dass du ihn einmal heiraten wirst, ihr in ein Haus mit einem weißen Lattenzaun zieht und er dich immer beschützen wird und natürlich auch eure …«
    Â»Ich weiß, was ich gesagt habe«, falle ich ihr ins Wort. »Aber woher weißt du das alles?«
    Sie zieht die Augenbrauen hoch und sieht mich merkwürdig an. Wieso komme ich mir so bescheuert vor, obwohl sie diejenige ist, die wie eine lebensgroße Puppe herumläuft? »Hast du mich immer noch nicht erkannt? Ich war viele Jahre deine beste Freundin. Ich weiß alles. Oder hast du mich aus deinem Gedächtnis gestrichen, nachdem du mich in die Schachtel gestopft hast?«
    Als mir klar wird, was sie damit sagen will, fange ich an zu lachen. Ich drehe den Schreibtischstuhl zu mir herum und lasse mich darauf fallen. Das ist doch absurd. Wer hat sie denn auf die Idee gebracht? »Du willst doch nicht etwa behaupten, dass du die Raggedy Ann bist, oder?«
    Ann lacht und klingt dabei genau wie ich. Meine Nackenhaare stellen sich auf.
    Â»Ich behaupte das nicht, Kayla. Ich bin es!«
    Â»Nein, das bist du nicht. Raggedy Ann ist eine Puppe, du Dummkopf.«
    Ann seufzt. »Du warst nicht nur in den Polizisten, sondern auch in den Postboten verliebt, zumindest bis er durch einen grauhaarigen Kollegen mit quietschenden Schuhen ersetzt wurde. Und du wolltest ein Rodeo-Clown werden, bis du einen echten Bullen gesehen hast. Der vollständige Vorname deines Vaters lautet Alonso Dalmazio, was dir immer ziemlich komisch vorkam, weil es zwei Namen sind, die auch noch wie Nachnamen klingen. Deine Lieblingsfarbe ist Pfirsich, obwohl du die Früchte nicht magst, weil du die pelzige Haut ziemlich unappetitlich findest. In der sechsten Klasse dachtest du, du hättest deine Periode

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