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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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Ihnen.«
    Die Frau deutet auf die Auslage. »Ich backe nur solche Torten.« Sie greift wieder nach dem Glasreiniger und sprüht die Theke ein, sodass die Backwaren dahinter nur noch verschwommen zu erkennen sind.
    Â»Beschäftigen Sie vielleicht jemanden, der dafür infrage käme?«
    Â»Nein.«
    Sie lässt das Tuch in kreisenden Bewegungen über das Glas wandern und ihr Bauch wackelt mit.
    Warum kann ich meinen Wunsch nicht auch einfach wegwischen?
    Â»Na gut«, sage ich mit brüchiger Stimme. »Trotzdem danke.«
    Na wunderbar, jetzt muss ich auch noch herausfinden, wo Mum die Torte gekauft hat. Und wenn sie heute Abend nach Hause kommt, ist es zu spät, um noch einmal loszufahren. Mindestens einen Wunsch muss ich also noch durchstehen. Ich kann nur beten, dass es nicht der Kuss von Ben sein wird.
    Um mich abzulenken, lade ich Ann zu Mama Tortini’s ein, einem italienischen Restaurant ganz in der Nähe. Ein leckeres Essen ist das Einzige, was mich jetzt aufmuntern kann. Dort arbeiten nur echte Italiener mit starkem Akzent und dunklen Haaren. Dann kann ich auch gleich meine neu gewonnenen Sprachkenntnisse ausprobieren.
    Eine Kellnerin führt uns zu einem Tisch und beäugt Raggedy Anns ausgefallene Kleidung mit einer hochgezogenen Braue. Egal. Ihre schwarze Nylonstrumpfhose, der schwarze Rock und das weiße Anzughemd mit der schwarzen Krawatte sehen auch nicht viel besser aus.
    Zumindest sind Anns Klamotten irgendwie originell.
    Ich sollte ihr trotzdem etwas aus meinem Kleiderschrank leihen, damit es nicht mehr ganz so peinlich ist, mit ihr gesehen zu werden. Wenn wir nachher nach Hause kommen, suche ich ihr gleich etwas Passendes aus. Eigentlich hatte ich gehofft, sie wäre verschwunden, bevor ich mir darüber Gedanken machen müsste.
    Aus einer Laune heraus bestelle ich völlig überteuerte Shakes, aber allein Anns Anblick ist die Sache wert. Nachdem sie den ersten Schluck genommen hat, quellen ihr fast die Augen aus dem Kopf. »Das schmeckt herrlich!« Sie zieht so stark am Trinkhalm, dass sie aussieht, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen. Mit einem Zug trinkt sie das Glas bis zur Hälfte leer. Ich hätte sie wahrscheinlich vorwarnen und ihr erklären sollen, was Kältekopfschmerzen sind, denn plötzlich verzieht sie das Gesicht und schließt die Augen. Der Hirnfrost hat sie voll erwischt. Ich muss lachen.
    Sie kann zwar ziemlich nervig sein, aber sie ist auch irgendwie witzig. Außerdem habe ich zurzeit wenig Gesellschaft, weil Nicole mich oft versetzt, und es wäre ziemlich deprimierend, allein essen oder ins Kino zu gehen. Ich würde mir lieber die Fußnägel ausreißen oder meinen Wandschrank ausmisten, als mir allein im Kino einen Film anzusehen.
    Die Kellnerin kommt zurück und zieht ihren Notizblock heraus. »Habt ihr schon gewählt?«
    Ich lächle sie an. Hoffentlich kommt mein Italienisch bei ihr an und ich habe mir nicht nur eingebildet, die Sprache zu beherrschen. »Ciao, cosa mi consiglierebbe?«
    Die Kellnerin beginnt zu lächeln und nimmt eine entspanntere Haltung an. »Un piatto di gnocchi con mozzarella fresca oppure un piatto di risotto ai carciofi.«
    Ich schürze die Lippen. Nicole hatte vor ein paar Tagen von ihrem Risotto geschwärmt. Das sollte ich auch mal probieren. »Mi sembra fantastico, allora per me il risotto e per lei invece, gli gnocchi.«
    Hoffentlich mag Ann Gnocchi.
    Â»Qualcosa di antipasto?«
    Eine Vorspeise? So viel Geld wollte ich nun auch wieder nicht ausgeben. »No grazie« , lehne ich freundlich ab.
    Sie nickt, nimmt uns die Speisekarten ab und verschwindet in Richtung Küche.
    Â»Wann hast du Italienisch gelernt?«, fragt Ann.
    Â»Das konnte ich schon immer«, sage ich ausweichend. Ich nehme die Gabel in die Hand und male Kreise auf das weiße Tischtuch.
    Â»Das stimmt doch nicht. Daran würde ich mich ganz bestimmt erinnern.«
    Ich seufze und zwinge mich, mir nicht vor Frust mit der Gabel in die Hand zu stechen. »Es war ein Wunsch.«
    Â»Warum hast du dir gewünscht, Italienisch zu können?«
    Â»Viele Menschen wünschen sich, Fremdsprachen zu beherrschen.«
    Â»Warum hast du dir nicht einfach gewünscht, nach Italien zu reisen?«
    Ich lege die Gabel hin und greife nach der Serviette. Sie ist zu einem kleinen Dreieck zusammengefaltet. Sorgfältig falte ich sie auseinander, lege sie auf meinen Schoß und

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