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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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Ahnung habe, wie ich darauf gekommen bin.
    Â»Woher habt ihr denn die Torte?«, fragt Chase nach einer Weile.
    Â»Da steht so ein großer Kasten in der Küche, der sich öffnen lässt. Im Inneren ist es so kalt wie am Nordpol«, stichle ich.
    Mein Bruder brummt und verzieht das Gesicht.
    Â»Mann, die Torte ist seit vierundzwanzig Stunden da drin. Wir haben sie gestern gebacken.«
    Â»Kann ich mir ein Stück nehmen?«
    Â»Warum nicht. Aber wenn du es hier essen willst, zieh dir vorher ein T-Shirt über.«
    Ich bin überrascht, dass er gar nicht protestiert. Er verschwindet einfach in seinem Zimmer und als er zurückkommt, hat er das T-Shirt von gestern an. Er holt sich ein Stück Torte und eine Cola, dann setzt er sich zu uns auf den Boden.
    Bevor er aufs College gekommen ist, wäre das für uns ganz normal gewesen, aber seitdem haben wir keine zehn Minuten freiwillig im gleichen Raum verbracht.
    Â»Wie läuft’s bei der Arbeit?«, frage ich.
    Er zuckt die Schultern. »Jeden Tag dieselbe Leier. Das macht mich krank.«
    Ich sehe zu ihm auf. »Du könntest dich doch in der Fachhochschule anmelden.«
    Er zuckt wieder die Schultern. »Könnte ich, aber das wäre ein Rückschritt. Ich sollte zur Washington State University gehen.«
    Ich sehe ihn mit einer erhobenen Augenbraue an. »Das ist doch Quatsch. Immerhin wärst du damit aus dem Einzelhandel raus.«
    Mit einem großen Stück Torte auf der Gabel hält er kurz inne und überlegt. »Kann schon sein, ist aber trotzdem scheiße.«
    Â»Ich habe gehört, dass die Green River Fachhochschule jetzt auch Unterkünfte auf dem Campus hat«, fahre ich unbeirrt fort.
    Â»Wirklich?«
    Ich nicke. »Ja, Nicoles Schwester wohnt dort und ich glaube, es ist richtig günstig.«
    Â»Na ja, vielleicht schau ich mir das doch mal an.«
    Seine Stimme hebt sich leicht, als er das sagt.
    Ich wühle weiter in dem Legohaufen herum. Meine Rakete nimmt langsam Formen an, aber was Ann baut, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Es könnte ein Schloss sein – oder irgendein Tier.
    Â»Hast du jemals daran gedacht, Dad anzurufen?«, frage ich unvermittelt.
    Mein Bruder hat den Mund voll Torte und ich muss eine Weile warten, bis er alles heruntergeschluckt hat.
    Â»Nein.«
    Â»Niemals?«
    Â»Warum sollte ich? Er weiß, wo er uns finden kann.«
    Â»Genau.« Ich werfe Ann einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Â»Warum fragst du?«
    Â»Keine Ahnung. Ich wollte nur … ich weiß es nicht.« Ich konzentriere mich darauf, drei gelbe Steine zusammenzustecken.
    Â»Er wollte mir Schießen beibringen«, sagt Chase.
    Ich blicke ihn an. »Wie bitte?«
    Â»Er hat mir versprochen, dass ich ein Luftgewehr bekomme, wenn ich dreizehn bin. Und er wollte mir zeigen, wie man damit schießt.«
    Dreizehn.
    Nur einen Monat, nachdem mein Vater uns verlassen hat, ist mein Bruder dreizehn geworden.
    Â»Oh, Chase, ich …«
    Er steht auf. »Wie ich schon sagte, ich würde ihn nicht anrufen.« Er nimmt den leeren Teller und die Coladose und geht in die Küche.
    Ich bin wohl doch nicht die Einzige, die die Sache mit Dad einfach nicht abhaken kann.
    Um mich abzulenken, wende ich mich wieder den Bausteinen zu. Könnte ich doch nur eine Rakete bauen, die mich weit weg ins All katapultiert.

I ch stelle meinen Teller ins Spülbecken. »Bin gleich wieder da!«, rufe ich Ann zu. Arielle, die Meerjungfrau läuft immer noch und sie ist ganz vertieft in das Lied, das Arielle gerade singt.
    Bis jetzt war mir noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass es vielleicht eine Rechnung, eine Visitenkarte oder etwas Ähnliches von der Bäckerei gibt. Da ich Mum im Moment nicht fragen kann, muss ich eben auf eigene Faust nach Antworten suchen.
    Heute ist immer noch kein Wunsch in Erfüllung gegangen und mir graut schon davor, was es diesmal ist. Ich hoffe nur, dass Ben nicht auftaucht und versucht mich zu küssen. Vielleicht ruft ja stattdessen der Präsident an und fragt mich, ob ich seine Militärberaterin werden will.
    Das muss aufhören! Ich möchte wieder ein halbwegs normales Leben führen. Außerdem verdient Nicole es nicht, betrogen zu werden. Und ein Kuss von Ben wäre nichts anderes. Egal, ob ich alles getan hätte, um ihn zu verhindern, egal, dass der einzige Grund für diesen Kuss einer meiner albernen Wünsche ist.
    Ich

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