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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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steige rasch die Treppe hoch und betrete Mums Arbeitszimmer. Es ist in tadellosem Zustand: weiße Wände, beigefarbener Teppichboden, großer Schreibtisch aus hellem Ahornholz. Unter ihrem Bürostuhl aus schwarzem Leder liegt eine dieser Schutzmatten aus Kunststoff. Ihr Papierkram ist ordentlich in Ablagefächer sortiert. Auf dem Schreibtisch stehen neben dem Flachbildmonitor nur ein Telefon und ein Becher mit angespitzten Bleistiften.
    Das Bücherregal ist bis oben hin voll mit Werbebroschüren und Ordnern, die sie für die Veranstaltungen anlegt. Jeder Rücken ist sorgfältig beschriftet: Hochzeit Smith-Green, Happy Time Picknick, Rainier Firmenausflug . Innen befinden sich sechs Trennblätter mit Überschriften wie Unterhaltung, Bewirtung, Veranstaltungsort und so weiter. Als Mum die Firma damals gegründet hat, haben mein Bruder und ich ihr geholfen, die leeren Ordner vorzubereiten, und uns dabei vorgestellt, wie es wäre, wenn sie so viele Aufträge hätte, dass sie alle voller Unterlagen wären. Sie erzählte uns von ihren Plänen, während wir Eiscreme löffelten und die Trennblätter in die Ordner hefteten und Broschüren in Umschläge steckten. Nachdem mein Vater uns verlassen hatte, waren das die einzigen glücklichen Stunden zu dritt. In dieser Zeit mussten wir nicht mal unsere Zimmer aufräumen. Mum gab sich damit zufrieden, wenn wir die Betten machten und den Abwasch erledigten. Sie brauchte uns, um alles ins Rollen zu bringen.
    Jetzt helfe ich ihr nicht mehr.
    Ich lasse mich in ihren Bürostuhl fallen und bleibe einen Moment still sitzen. Ich lausche, ob das Geräusch ihres Wagens zu hören ist, nur für den Fall, dass sie unerwartet früh nach Hause kommt. Ich war seit Monaten nicht mehr in ihrem Arbeitszimmer und habe keine Lust ihr zu erklären, was ich hier verloren habe.
    Dann ziehe ich die erstbeste Schublade auf. Verschiedene Büroartikel sind ordentlich darin sortiert. Auch der Inhalt der nächsten Schubladen hilft mir nicht weiter. Ich stoße nur auf Akten, leeres Papier, Notizbücher und eine Rollkartei.
    Plötzlich klingelt es an der Haustür. Ich springe auf und haste aus dem Zimmer, als sei ich auf frischer Tat bei einem Juwelenraub ertappt worden. Wie der Blitz renne ich die Treppe hinunter.
    Als ich in der Diele ankomme, greift Ann gerade nach dem Türknauf. Doch bevor sie öffnen kann, schiebe ich sie schnell zur Seite, sonst bringt sie mich wieder in Erklärungsnot. Und das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.
    Â»Wo ist mein Bruder?«, frage ich Ann.
    Sie deutet den Flur hinunter zu seinem Zimmer.
    Ich wende mich zur Tür und versuche vergeblich durch das ovale Buntglasfenster zu erkennen, wer auf der anderen Seite steht. Also reiße ich die Tür auf – und stehe Kens Brustkorb gegenüber. Unheimlich. Ich hatte gehofft, dass er meine Adresse nicht kennt. Doch in diesem magischen Wunschland gibt es anscheinend keine Regeln. Wenn es Kaugummikugeln regnen und ich Italienisch sprechen kann, ist auch sonst alles möglich.
    Er hat das für ihn typische schwarze Muskelshirt an. Seine kräftigen Arme und der Waschbrettbauch sind mal wieder nicht zu übersehen. Dazu trägt er königsblaue Basketballshorts mit jeweils drei Streifen an den Seiten und ein paar weiße Turnschuhe. Im Grunde sieht er so aus, als käme er direkt von einem NBA -Spielfeld. Es fehlt nur der Schweiß.
    Er duftet gut, ein bisschen nach Kiefernnadeln oder Leder. Es ist ein natürlicher, etwas unmoderner, aber trotzdem männlicher Geruch. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er nach Plastik stinkt.
    Ich hebe den Kopf und sehe seine blendend weißen Zähne. »Hallo, Süße«, sagt er lächelnd. Er beugt sich vor, um mich zu küssen, doch ich weiche zurück. Er streift mit den Lippen mein Kinn und hinterlässt dabei einen dünnen Speichelfilm.
    Na großartig!
    Â»Ã„h, hi«, sage ich. Mein Blick huscht zu Ann. Sie strahlt förmlich, als wäre mein neuer Freund das Beste, was sie in ihren wenigen Lebtagen zu Gesicht bekommen hat. Sie sieht sogar noch lebendiger aus. Ihre Augen leuchten vor Begeisterung und ihr Körper bebt leicht, während sie zuschaut, wie Ken in die Diele tritt und den Arm um meine Taille legt.
    Ich schaue den Flur hinunter. Wenn mein Bruder jetzt aus seinem Zimmer kommt und Ken und mich so sieht, wird er mich ewig damit aufziehen.
    Ich richte

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