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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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sich zu mir um und wirft mir einen Blick zu, bei dem ich am liebsten im Boden versinken würde.
    Â»Das ist nicht meins«, behaupte ich, obwohl ich es besser weiß. Eine Zeitlang wollte ich unbedingt ein eigenes Geländemotorrad haben. Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, gefällt mir dieser Wunsch eigentlich immer noch. Ich hatte nur vergessen, dass ich mir so ein Motorrad tatsächlich beim Kerzenauspusten gewünscht habe. Ich weiß noch, dass ich mindestens zwei Jahre lang vor jedem Geburtstag und jedem Weihnachtsfest um ein Geländemotorrad gebettelt habe. Dad sagte immer, dass ich eins bekommen kann, wenn ich etwas älter bin, und Mum funkelte ihn dann jedes Mal böse an. Ich war jedoch felsenfest davon überzeugt, dass er sie früher oder später rumkriegen würde.
    Durch diese Leidenschaft fühlte ich mich noch mehr zu Ben hingezogen. Ich wollte ein Motorrad und er hatte eins. Schicksal. In der siebten Klasse stellte ich mir immer vor, dass er mir beibrächte, wie man Motorrad fährt. In meiner Fantasie bin ich unzählige Male bei ihm mitgefahren. Ich habe seine Taille mit den Armen umschlungen und meinen Kopf an seinen Rücken gelehnt. Ein vollkommener Moment.
    Mum greift in ihre Hosentasche und fischt einen Schlüsselring heraus. Daran hängen ein Motorradschlüssel und eine Perlenkette. Auf jeder Perle steht ein Buchstabe. Kayla.
    Â»Wo hast du den her?«, frage ich und greife instinktiv danach, was blöderweise einem Schuldbekenntnis gleichkommt. Sie schnappt mir den Schlüssel im letzten Moment weg und lässt ihn an der erhobenen Hand baumeln, als wäre er das Hauptbeweisstück in einem Mordprozess.
    Â»Er lag in deinem Zimmer. Ich habe einen Ordner vergessen, den ich nur schnell holen wollte. Als ich das Motorrad gesehen habe, bin ich gleich in dein Zimmer gestürmt, aber du warst noch nicht aus der Schule zurück. Chase ist den ganzen Tag bei der Arbeit, seins konnte es also nicht sein. Möchtest du etwas dazu sagen?«
    Ich bringe kein Wort heraus. Was will sie denn hören? Ich kann das neongrüne Motorrad ja schlecht wegreden, schon gar nicht, wo auch noch mein Name am Schlüsselring hängt.
    Â»Zu deinem sechzehnten Geburtstag habe ich eine riesige Party auf die Beine gestellt und so dankst du mir dafür?«
    Â»Pffft.« Unwillkürlich lasse ich Luft ab, was wie ein verächtliches Lachen klingt.
    Â»Was sollte das denn?«
    Ich sehe sie an. Ich würde gar nicht erst in diesem Schlamassel stecken, wenn sie diese dämliche Party nicht gegeben und auch noch darauf bestanden hätte, dass ich mir etwas wünsche. Es ist ihre Schuld, dass dieses Motorrad in der Garage steht. »Ich wollte die Party nicht und das weißt du. Ich habe es dir oft genug gesagt. Du wolltest die Party, um deine Kunden zu beeindrucken.«
    Sie verengt die Augen. »Ich kann nicht glauben, dass du so undankbar bist! Die meisten Mädchen in deinem Alter würden für so eine Party alles geben! Ist dir überhaupt klar, was das alles für Zeit und Geld gekostet hat?«
    Â»Kann ja sein! Aber wenn du mir nur ein bisschen mehr Aufmerksamkeit geschenkt hättest, wäre dir vielleicht aufgefallen, dass ich nicht wie die meisten Mädchen bin!«
    Sie verschränkt die Arme vor der Brust. »Was soll das heißen, mehr Aufmerksamkeit? Ich reiße mir für diese Familie tagtäglich den Arsch auf!«
    Ich lache und schüttle den Kopf. »Tu doch nicht so, als würdest du nur für uns so hart arbeiten. Eigentlich willst du doch damit nur Dad beeindrucken. Aber hallo, wach auf! Er schert sich weder um dich noch um mich noch um Chase.«
    Â»Kayla!«
    Â»Was denn? Ist doch wahr! Du bist besessen von deiner dämlichen Firma. Wir drei reden gar nicht mehr miteinander! Du isst nicht mit uns Abendbrot, du schaust nicht mit uns fern. Dad hätte dich genauso gut mit nach Italien nehmen können!«
    Ich schäume vor Wut, doch als ich in ihre Augen sehe, zerreißt es mir fast das Herz. Ich erkenne etwas in ihrem Blick, was ich vorher noch nie gesehen habe. Schmerz. Sie versteckt ihre wahren Gefühle gut, aber für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich sie in ihren Augen lesen.
    Und zum ersten Mal wird mir bewusst, dass er nicht nur uns verlassen hat, sondern auch sie. Er war ihr Ehemann, er hatte geschworen, sie zu lieben, bis dass der Tod sie scheidet. Doch er hat sein Versprechen gebrochen,

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