Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
das ganze Schlachtfeld gut überblicken und, was das Wichtigste war, über die eigenen Truppen hinwegschießen. Als die schwedischen Geschütze erst einmal auf die umgebenden Anhöhen geschleppt worden waren, schufen sie unter sich eine bewegliche Walze von aufprallenden, hüpfenden Geschossen, die der kaiserlichen Infanterie und Kavallerie bei ihrem Rückzug gnadenlos folgte, während ihre schwedischen Gegner zu Fuß und zu Pferde ihnen im Nacken saßen. Ein Teil des Resultats ist auf zeitgenössischen Kupferstichen zu sehen: Ein Teppich von verzerrten menschlichen Körpern mit von sich gestreckten Gliedern oder ganz ohne Gliedmaßen, Pferdekadaver auf der dünnen Schneedecke, in den absonderlichsten Stellungen und Posen – auf der Seite, eingeknickt, auf dem Bauch liegend, und eins auf dem Rücken liegend, mit den abgeknickten Beinen in der Luft wie ein riesiges totes Insekt.
Am Ende, irgendwann zwischen ein und zwei Uhr am Nachmittag, verschwanden die Kaiserlichen aus dem Blickfeld. Das Schießen ließ nach und ebbte ab. Torstensson, der sich so weit von seinem schweren Rheumatismus erholt hatte, dass er den Truppen aufs Schlachtfeld hatte folgen können, fand, dass es jetzt genug war. Der Feind war offenbar geschlagen. Die Verfolgung aufzunehmen, hätte nur unnötige Opfer gekostet, und man dachte allmählich daran, ein Lager aufzuschlagen. Der schwedische Feldherr wollte jedoch den Rückzug der Kaiserlichen ausspähen, und zusammen mit einer Abteilung Musketiere ritt er auf die Höhe, hinter der die Kaiserlichen verschwunden waren. Als er die Spitze des Hügels erreichte, erlebte er eine unangenehme Überraschung.
Im Verlauf des Tages war es dem unglücklichen Hatzfeld nicht gelungen, seine Truppen und den Gang der Schlacht zu lenken. Wie Torstensson war er nun darauf eingestellt, den Kampf abzubrechen. Sein Plan war, seine Soldaten wieder zu sammeln und sie zu der nahe gelegenen Stadt Prag marschieren zu lassen. Als die kaiserlichen Krieger in die Talmulde hinter dem Hügel gekommen waren, waren sie vor dem mörderischen schwedischen Feuer in Sicherheit, und die schlimmste Unruhe hatte sich gelegt. Es gelang den kaiserlichen Offizieren rasch, die Ordnung in den Verbänden wiederherzustellen und diese für den Abmarsch zu ordnen. Es war also kein Heer in völliger Auflösung, das Torstensson in der Talsenke unter sich erblickte, sondern eine Armee in voller Kampfbereitschaft. Doch nun wurde Hatzfeld durch einen Zufall ein weiteres Mal der Kontrolle über das Geschehen beraubt.
Einige kaiserliche Verbände, die schwedische Musketiere auf der Höhe auftauchen sahen, gingen aus eigenem Antrieb zum Angriff über, den bewaldeten Abhang hinauf, kampflustige Reiterei folgte ihnen, und Hatzfeld sah keine andere Möglichkeit, als die übrigen Einheiten zu ihrer Unterstützung vorrücken zu lassen. Dieser spontan vorgetragene Gegenangriff war überraschend erfolgreich. Das kaiserliche Fußvolk bestätigte seinen guten Ruf, griff «in größter Furie» an, warf die schwedischen Musketiere zurück und eroberte zehn leichte Geschütze. Torstensson selbst musste sich schnell in Sicherheit bringen. Die Schlacht begann von neuem. Die Angreifer drangen weiter durch das unwegsame Terrain vor, überraschten einige schwedische Verbände, die sich nach den voraufgegangenen Kämpfen noch nicht wieder gesammelt hatten, und warfen sich auf sie. Das kurländische Regiment des Pfalzgrafen Karl Gustav gehörte zu denen, die hier überrumpelt wurden – als die Schlacht vorüber war, waren alle Offiziere des Regiments entweder tot oder verwundet. Der Einzige, der noch aufrecht stand, war Karl Gustav selbst, der jedoch ein Einschussloch im Hut, eins im Mantel und eins in seinem Hemd hatte, während eine vierte Kugel eine Haarlocke an seiner Schläfe abgetrennt hatte. Eine große Abteilung der angreifenden Reiterei schwenkte hinüber auf die Flanke und in den Rücken des schwedischen Heeres, stieß aber auf ihrem Ritt durch Talsenken und Wäldchen auf den schwach gesicherten schwedischen Tross. Dieser Versuchung erlagen die kaiserlichen Reiter. Sie vergaßen plötzlich die Schlacht und warfen sich stattdessen über die zusammengedrängte Masse von Fahrzeugen. Kupferstiche zeigen Reihen von Reitern, die mit Pistolen in ein Wirrwarr von Wagen und Karretten schießen – ein Teil angespannt, andere verlassen –, und Menschen, die in Panik in das nahe gelegene Dickicht fliehen. Hier veranstalteten die Angreifer sogleich ein fröhliches
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