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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Bei Jankau erlitt die kaiserliche Streitmacht das gleiche Schicksal, unter anderem, weil die berühmte bayerische Reiterei zerschlagen wurde – die Streitkräfte der Bayern waren, wie schon gesagt, der harte Kern in Kaiser Ferdinands Armee, und sie waren zudem nur über den Winter ausgeliehen und wurden am Rhein gebraucht, wenn die Franzosen zum Frühjahr hin wieder munter zu werden begannen.
    Die Schlacht markierte ein Ende der anscheinend endlosen Reihe militärischer Pattsituationen. Alle begriffen verwundert, dass der Krieg einen endgültigen Wendepunkt erreicht hatte. Die Menschen im kaiserlichen und katholischen Lager wurden von Schreckensvisionen befallen. Man sah im Geiste vor sich, wie Torstenssons Heer sich mit den Streitkräften der Transsilvanier vereinigte und Österreich überschwemmte. Es gingen Gerüchte über eine bevorstehende Allianz zwischen Schweden, den Niederlanden und England um, und der päpstliche Nuntius Chigi in Osnabrück schrieb entsetzt: «Wenn Frankreich nicht zur rechten Zeit all den Siegen der Schweden eine Grenze setzt, wird es eine große Plage über sich und die katholische Region bringen, die später nie wieder zu beheben sein wird», und er meinte, dass hier, wenn es ganz schlimm komme, «der vollständige Untergang des Katholizismus» drohe.
    Der Weg nach Wien lag offen, weit offen. Außer einigen wenigen zu Regimentern umgeschminkten Räuberbanden hatte der Kaiser der schwedischen Armee keine beweglichen Truppen mehr entgegenzusetzen. In den kaiserlichen Erblanden breitete sich Panik aus. Die Bauern flohen in die Wälder, um sich und ihre Habe vor schwedischen wie vor kaiserlichen Streitkräften in Sicherheit zu bringen. Straßen und Pfade waren überfüllt mit Kolonnen verängstigter Flüchtlinge, die in den befestigten Städten Schutz suchten. Kaiser Ferdinand verließ früh am Nachmittag des 26 . Februar seine Residenzstadt Prag, nur gefolgt von einigen wenigen Dienern. Die Flucht war so überstürzt, dass die Menschen sie mit der des unglücklichen Winterkönigs Friedrich V. nach dem Debakel am Weißen Berg im Jahr 1620 verglichen. In Wien angelangt, hielt er ein, doch schätzte er die Gefahr für die Stadt als so bedrohlich ein, dass er sofort seine Kinder und seine Stiefmutter nach Graz (also hinunter an die Grenze des Osmanischen Reiches) schickte und seine Schatzkammer evakuieren ließ. Die Furcht war begründet, denn Wien verfügte weder über die militärischen Machtmittel noch über die Vorräte an Lebensmitteln, um einer Belagerung standzuhalten. Auch ein Teil der katholischen Bevölkerung der Stadt floh nach Süden, während die wenigen zurückbleibenden Protestanten in Erwartung ihrer Befreiung in offenen Jubel ausbrachen.
    Die schwedische Armee befand sich nach einer kurzen Ruhepause auf dem Marsch nach Wien. Es ging nicht blitzschnell, denn das Heer war von der Schlacht und den langen Märschen mitgenommen; die Pferde der Kavallerie waren derart ausgemergelt, dass sie kaum ihre Sättel tragen konnten und von ihren Reitern geführt werden mussten. Das Vorrücken wurde auch dadurch erschwert, dass die strenge Winterkälte allmählich nachließ und in frühlingshaftes Tauwetter überging, das die Wege aufweichte und nahezu unbegehbar machte. Trotzdem erreichten die Truppen Mitte März die Donau. Nun musste man nur noch die direkte Verbindung zu der transsilvanischen Armee herstellen, die sich irgendwo im Osten befand.
    Mehrere kleinere Orte wurden gestürmt und eingenommen. Unter anderem wurde die kleine Stadt Stein bei Krems angegriffen, wo ein Hauptmann, hundert kaiserliche Soldaten und die bewaffnete Bürgerschaft der Stadt verzweifelten Widerstand leisteten. Alle, die man bewaffnet antraf, wurden niedergemacht. Das Brandschatzen und Plündern ging im altbekannten Stil weiter. Ein bedrückter Gutsverwalter schrieb am 16 . März an seinen geflüchteten Herrn, den Grafen von Harrach, und berichtete, dass die Güter «fünf bis sechs Tage ohne Unterbrechung» von schwedischen Truppen, die nicht einmal die Bienenstöcke in Ruhe gelassen hatten, geplündert worden seien. Selbst war er in den Wald geflohen:
    Ich habe tüchtig gefastet, denn in dieser Woche habe ich nur von einigen Stücken Brot gelebt und meinen Durst mit geschmolzenem Schnee gestillt. Ein schwedischer Offizier gab Befehl, in den Wäldern nach mir zu suchen, wo ich von Musketieren auf der einen und von Reiterei auf der anderen Seite verfolgt wurde. Alle, die sie fingen, schlugen sie, und wer zu

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