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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Kommando neigten sämtlich zu einem Waffenstillstand. Von den Franzosen und seinen eigenen Leuten zu Verhandlungen gezwungen, konspirierte er jedoch, um diese zu torpedieren: Die schwedischen Unterhändler wurden beauftragt, Forderungen zu stellen, denen die Bayern billigerweise nicht zustimmen konnten.
    Warum? Der von Mazarin erwartete Dominoeffekt sollte ja damit enden, dass der Kaiser in die Knie gezwungen würde, und im ungünstigsten Fall sollte ein Separatfrieden dazu führen, dass die Schweden ihre Kräfte gegen diesen konzentrieren konnten. Wrangel sprach später davon, er habe befürchtet, Franzosen und Bayern könnten als Katholiken gemeinsame Sache gegen Schweden machen. Kann dies der ganze Grund für seine hartnäckige Weigerung gewesen sein? Kaum. Der Grund war wohl handfesterer Art. Die Herrschenden in Schweden ersehnten den Frieden und fürchteten ihn zugleich. Die Kriegsmüdigkeit in Schweden war enorm. Auf dem Reichstag, der im Januar 1647 in Stockholm eröffnet wurde, hatten die Bauern wieder einmal nach Frieden gerufen. Aber schließlich war es bizarrerweise gerade das System der Kriegsfinanzierung, das darüber entschied, wann der Krieg enden würde. Es baute wie gesagt auf Subsidien, Krediten, Kontributionen und Brandschatzungen auf. Dies bedeutete, dass der Staat, solange man siegte und die Heere auf dem Vormarsch waren, mit geringen oder jedenfalls erschwinglichen Kosten rechnen konnte. Wurde man zum Rückzug gezwungen, entstanden sofort hohe Kosten – dann begannen die Franzosen, über die Ausbezahlungen der Hilfsgelder zu murren, dann sank die Kreditwürdigkeit, dann hörten die Brandschatzkontributionen auf zu fließen. Frieden war eine ausgesprochene Katastrophe – dann versiegte der Strom von Subsidien und Beute gänzlich, und dann mussten alle Kredite und Schulden zurückgezahlt werden, dann mussten die Truppen abgedankt werden und die Offiziere ihre Rekompensation erhalten. Der lange Krieg in Deutschland hatte zu einer derartigen Verschuldung geführt, dass die Regierenden sich nicht mit einem guten Frieden zufriedengeben konnten, sie brauchten einen
sehr
guten Frieden, damit dem Reich nicht der Staatsbankrott drohte. Der Krieg hätte Anfang 1647 leicht enden können, und in der Bevölkerung gingen auch Gerüchte um, dass er wirklich beendet sei. Der Kaiser hatte, wie erwähnt, schon zuvor so gut wie sämtlichen französischen Forderungen nachgegeben, und als schwedische und bayerische Unterhändler sich in Ulm trafen, waren sie auch kurz davor, einen eigenen Waffenstillstand zu schließen. Der Kaiser war bereit, den Schweden fast das ganze Territorium zu geben, das sie haben wollten, doch das Ganze scheiterte an der Forderung der Schweden, der Kaiser solle die Abdankung der schwedischen Armeen bezahlen. Die Herrschenden in Schweden wollten keinen Frieden anzetteln, bevor nicht der letzte Taler aus den Geldtruhen der Gegenseite herausgepresst war.
    Was jedoch Carl Gustav Wrangel bewog, alle Waffenstillstandsverhandlungen nach Kräften zu sabotieren, waren nicht so sehr krasse Staatsinteressen als krasse Privatinteressen. Eine Armee war ein gutes Geschäft für ihre höheren Offiziere. Die Regimentskommandeure waren private Kriegsunternehmer, die ihre Verbände auf rein kommerzieller Basis aufstellten und führten, und es war eher die Regel als die Ausnahme, dass der Krieg hohe Militärs zu vielfachen Millionären machte – und dies in einer Zeit, als eine Million Taler in damaliger Währung Milliarden in heutiger Währung entsprach. Die Heere waren Geldmühlen, die nur Kosten über Kosten verursachten, wenn sie stillstanden, aber den Befehlshabern große Gewinne einbringen konnten, wenn sie auf einem Plünderungszug durch Feindesland waren. Viele von Wrangels Offizieren waren lange dabei gewesen, und es war anzunehmen, dass sie ansehnliche Vermögen angehäuft hatten, während Wrangel auf dem Posten des Oberbefehlshabers, der stets das meiste Geld einbrachte, neu war. Wrangel hatte einen lohnenden Posten, und er wollte sich wahrscheinlich so gut es ging bereichern und war deshalb gegen einen Waffenstillstand. Wie sonst sollen wir den seltsamen Feldzug gegen die Bregenzer Bauern erklären, den er im Dezember 1646 unternahm?
    Nachdem sich die Franzosen im November geweigert hatten, die Zerstörungskampagne in Bayern fortzusetzen, und stattdessen mit dem widerstrebenden Wrangel im Schlepptau nach Westen gezogen waren, hatte sich die Armee in die Gebiete nördlich des Bodensees begeben.

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