Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
frühlingsgrünen Bäumen umgebenen Kirche. Hier beschloss man, eine Weile zu warten, um zu sehen, was die Schweden im Sinn hatten. Sie wussten es noch nicht, aber sie wurden verfolgt.
2 . Die Schlacht bei Zusmarshausen
Die Kaiserlichen geben die Donaulinie auf – Kampf von Höhe zu Höhe – Einmarsch in Bayern – Was Eriks Freund Theophili zustieß – Erik birgt den Leichnam – Über Nachrichtenwesen und Zeitungen – Die Nachrichtenrevolution – Über die große Bedeutung des Gerüchts – Über Kenntnisse und Fertigkeiten – Wie eine Armee sich bewegte – Königsmarck dringt in Böhmen ein – Was Ernst Odowalsky zu erzählen hatte
Am Nachmittag des 6 . Mai gingen sechs schwedische und drei französische Reiterregimenter über die Donau. Lange Kolonnen von Pferden und Männern tasteten sich voran durch das sumpfige Terrain südlich des Flusses, und nach ein paar Stunden stießen sie auf eine eigene Erkundungspatrouille, die berichten konnte, dass die feindliche Armee noch immer bei Zusmarshausen stillstand, eineinhalb Stunden entfernt. Wrangel, Turenne und Königsmarck waren den Truppen über den Fluss gefolgt, und sie hatten zunächst daran gedacht, einen sofortigen Angriff zu befehlen, aber nach einigem Hin und Her beschlossen sie, lieber den Rest des schwedisch-französischen Heers abzuwarten und am folgenden Tag einen großen Angriff zu führen. Aber man wollte das Überraschungsmoment erhalten, und die ganze Kavallerieabteilung zog sich vorsichtig zurück an einen freien Platz, wo die Soldaten ein provisorisches Nachtlager aufschlugen; gleichzeitig wurde dem Rest der Armee die Botschaft übermittelt, sofort alles Gepäck zurückzulassen und sich zu der wartenden Reiterei zu begeben. Gegen zwei Uhr trafen die Truppen ein. Da hatte eine neue Erkundungspatrouille von 50 Mann die feindlichen Streitkräfte bei dem kleinen Dorf ein wenig beschnuppert. Sie brachten ein paar Gefangene mit, die berichteten, dass die Bayern und die Kaiserlichen im Morgengrauen aufbrechen und zum Lech weitermarschieren wollten. Die Beute war im Begriff, sich davonzumachen.
Und richtig. Um vier Uhr am Morgen brachen die Bayern und die Kaiserlichen auf. Die schlechte Disziplin zeigte sich sofort; es dauerte lange, die Leute aus den Zelten und auf den Weg zu bringen. An der Spitze gingen wie gewöhnlich Zimmerleute, Schanzengräber und Brückenmeister, um alle Hindernisse zu beseitigen und Wegschäden auszubessern (sie wurden von einem Hauptmann und 50 Musketieren geschützt). Das war hier auch wahrlich vonnöten, denn der holperige Weg wand sich auf und ab über Höhenrücken und bewaldete Hügel, über und durch mehrere Moore und kleine Flüsse. Die Befehlshaber hatten für eine Weile aufgehört zu zanken und trotz einer peinlich mangelhaften Aufklärung inzwischen langsam eingesehen, dass die schwedisch-französische Armee in der Nähe war. Sie glaubten jedoch, dass die Verfolger versuchen würden, ihnen den Rückzug zum Lech abzuschneiden – was militärisch gesehen der vernünftigste Zug gewesen wäre –, weshalb sie der Spitze der Marschkolonne mit kampfbereitem Fußvolk und Artillerie größere Durchschlagskraft verliehen. Nach den Infanteriekolonnen und den langen Artilleriegespannen folgten zuerst die beiden Kutschen der Befehlshaber mit den Feldkanzleien, danach der Tross mit seinem bunten Gewimmel von Pferden, Wagen, Karren, Leiterwagen, Karretten, Karossen, Bauernwagen und Fußgängern. Den Schluss sollte eine leichte Nachhut bilden, die aus 500 kaiserlichen Musketieren, 2500 Mann Kavallerie und leichter kroatischer Reiterei sowie vier kleinen Kanonen bestand. Um sieben Uhr am Morgen des 7 . Mai geschah es. Ausgesandte Wachtposten berichteten, dass Schweden und Franzosen im Anmarsch seien. Sie hielten jedoch nicht auf den schweren Kopf der Marschkolonne zu, sondern vielmehr auf ihren leichten Schwanz. Um halb acht begann es.
Die Nachhut stand zu diesem Zeitpunkt noch bei Zusmarshausen, in erhöhter Position auf einem nahen Hügel. Als schwedische und französische Reiterschwadronen in dem sumpfigen und schütter bewaldeten Terrain unter ihnen auftauchten, schoss man zuerst drei Alarmschüsse mit Kanonen und eröffnete dann das Feuer auf die Heranrückenden. Die Nachhut war hier mehr oder weniger gefangen, weil sie vom Hauptteil der Armee durch die unübersehbaren Reihen von Wagen, die nun in einem großen und knarrenden Gedränge davonzukommen versuchten, abgeschnitten war. Für kurze Zeit gelang es den Männern
Weitere Kostenlose Bücher