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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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gewaltige Mittel, und es war dieser Umstand, der die Fürsten so bereitwillig den sinnreichen Ökonomen, diesen Alchemisten der neuen Zeit, lauschen ließ. Das Problem mit diesen merkantilistischen Ideen war, dass sie in einer hauptsächlich agrarischen Gesellschaft aufkamen, in der sich der Kapitalismus erst langsam und unter großen Mühen durchzusetzen begann. Deshalb hatten sich viele im Grunde feudale Vorstellungen in die Theorie eingeschlichen. Eine davon war der Glaube an den Wert des Goldes an sich: Da die Edelmetalle die allerhöchste Form des privaten Besitzes darstellten, glaubte man, das Gleiche gelte für die Ökonomie der Gesellschaft; deshalb ging es einem Fürsten vor allem darum, so große Mengen Gold und Silber wie überhaupt möglich anzuhäufen und sie zufrieden im warmen Schein der Kandelaber liegen und funkeln zu sehen – dass man dieses Geld vermehren konnte, indem man es ausgab, und dass gehortetes Geld vollkommen steril ist, kam ihnen nicht in den Sinn. Eine andere dieser Vorstellungen war, dass der ökonomische Zuwachs eines Reichs nur auf Kosten eines anderen erfolgen kann. Dies traf ganz besonders auf die Agrarwirtschaft zu, wo der hauptsächliche wertschaffende Faktor, der Boden, nicht wachsen, sondern nur umverteilt werden kann – ich verliere, du gewinnst. Dies galt aber keineswegs immer für den Markt, auf dem sich die Kaufleute und Manufakturisten Europas bewegten. Für Leute, die mit einer feudalen Mentalität ausgestattet waren, bedeutete es gedanklich einen etwas zu großen Schritt einzusehen, dass der Geldmarkt tatsächlich wachsen konnte und dass zwei Staaten gedeihen konnten, ohne dass der eine dem anderen ständig die Nase blutig schlug. Die Herrschenden waren jedoch in ihrem aktionistischen Weltbild befangen, wonach einer nur auf Kosten des anderen wachsen konnte und wo es nur die Wahl gab, entweder Amboss oder Hammer zu sein. Diese Politik, die im besten Fall kurzsichtig war und im schlimmsten Fall ihrer eigenen Zielsetzung entgegenwirkte, wurde bald zur allerhöchsten und schönsten Staatsraison erhoben – aber, wie eingangs schon einmal gesagt, richten die Menschen ihr Handeln nie danach, wie die Welt aussieht, sondern wie sie
glauben
, dass sie aussieht. Dies war der Hintergrund, warum neben dem alten Gerangel um Land auch ein neuer Typ von Konflikten in Erscheinung trat, die Handelskriege, die entstanden, weil die Fürsten eine wachsende Bereitschaft an den Tag legten, zum Schutz ihrer eigenen Kaufleute in den Krieg zu ziehen und denen der anderen den Garaus zu machen. Risingh war ein echter Merkantilist, ja sogar derjenige, der die neue Theorie in die schwedische Ideenwelt eingeführt hatte. Dies blieb nicht ohne Auswirkung auf seine Einstellung zu Neuschweden. Danach waren die Kolonie und vor allem ihr Handel ein Mittel für den schwedischen Staat, noch stärker zu werden. Und Schwedens große Konkurrenten waren für ihn die Niederländer, nicht nur hier am Ort, sondern überhaupt. Risingh verabscheute die reichen Holländer; in seiner Welt stellten sie in gewisser Weise ein größeres Übel dar als die Dänen, denn sie hatten den wichtigen und höchst profitablen Ostseehandel fest im Griff. Die Schweden mussten Herren über ihren eigenen Handel werden, lautete eine seiner Thesen, und sowohl hier am Delaware als auch in der Ostsee konnte dies in Zukunft nur auf Kosten der Holländer geschehen – ich gewinne, du verlierst. So bahnt sich in den frühen fünfziger Jahren des 17 . Jahrhunderts dunkel etwas an, das schon bald offen zutage treten wird. Auch die Holländer waren sich dessen bewusst. Bereits 1649 waren sie eine Allianz mit Dänemark eingegangen, eine Allianz, die zweifellos gegen Stockholm gerichtet war.
    Risinghs Expedition zur Entsetzung Neuschwedens und zur «Reinigung dieses Reviers von anderen Nationen» hatte fast einen märchenhaft glücklichen Start. Als die
Örnen
in den Delaware einlief, befanden sich die Passagiere und die Besatzung in jammervoller Verfassung. Die Überfahrt war schwer gewesen. Stürme, arabische Piraten, Krankheiten hatten ihnen zugesetzt; es war zeitweilig so heiß gewesen,
    daß man draußen in der Sonne wohl einen Hering braten konnte. Außerdem hatten die Gemeinen keine saubere Leinenwäsche zum Wechseln, weshalb das Beißen in ihren Kleidern stark zunahm, mit Verlaub zu sagen, und das Ungeziefer sie auch gräuslich juckte und plagte.
    Einer der Teilnehmer berichtet, sie seien auch dadurch gepeinigt worden, dass
    kleine

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