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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Trosswagen zur Grenze geschickt, um sich freies Geleit zu erkaufen. Doch als die Armee am 30 . Juni losmarschieren sollte, kam Banérs Gegenbefehl: Das Ganze kehrt. Statt nach Osten zog die lange Kolonne in genau entgegengesetzter Richtung ab, nach Westen. Der polnische Plan war nur ein Bluff, mit der Absicht ausgeführt, Gallas und seine Armee auszumanövrieren. Banér wusste, dass mit jeder Stunde, die der Feind nach Osten marschierte, seine eigenen Männer zwei gewannen. Der Bluff gelang vollständig. Die Oder wurde ohne Widerstand überquert, und am 4 . Juli erreichte die Armee Eberswalde, wo das schwedische Korps unter Wrangel ihr entgegenkam. Die Armee war in Sicherheit.
    Überall in Europa wurde Banérs Großtat – denn es war wirklich eine Großtat – von vielen bejubelt. In Paris wurde unter anderem ein satirischer Kupferstich veröffentlicht, der einige kaiserliche Generale zeigt, die einen großen Sack zuschnüren, in dem sich die ganze schwedische Armee befindet. Aber während die Generale vollauf damit beschäftigt sind, vor Freude über die Beute außer sich zu geraten, sieht man Banér ein Loch in eine Ecke des Sacks schneiden, durch das die gefangenen Soldaten flink herausstiefeln.
    Doch weder Hurrarufe noch lustige Bilder können die Tatsache verbergen, dass es sich um einen Rückzug handelte und dass die schwedischen Truppen jetzt an der Ostseeküste standen. In acht Jahren hatte das große Rad eine ganze Umdrehung gemacht; man war praktisch wieder am Ausgangspunkt.
    Die Lage war außerordentlich ernst, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kaiserlichen sich so weit gesammelt hatten, dass sie einen Sturmlauf gegen den Küstenstreifen einleiten konnten. Zu keinem Zeitpunkt war die schwedische Hauptarmee so schwach gewesen. Nach dem Rückzug von Torgau waren nur noch 11 000 Mann übrig, viele barfuß und in Lumpen. Das Heer litt Mangel an allem: an Geld, Mannschaften, Verpflegung, Munition und Ausrüstung. Vor allem an Geld. Wenn Banér kein Geld bekam, um die Soldaten zu bezahlen, gab es keine Hoffnung für die Zukunft, denn sowohl Offiziere als auch Mannschaften ließen ein bedrohliches Murren vernehmen. Und ein General ohne Geld war praktisch ein hilfloser General, denn seine Truppen gehorchten ihm dann nicht. Zu allem Überfluss waren die Küstenbefestigungen, auf die sich die Schweden stützen sollten, weitgehend verfallen. Palisaden und Holzkonstruktionen waren schon lange zu Brennholz geworden; in den Vorratshäusern hallte die Leere wider, und die Garnisonsbesatzungen bestanden aus abgemagerten, halbbekleideten Gespenstern, deren Unterhalt etwas zu viel zum Verhungern, aber etwas zu wenig zum Leben war.
    Ein Kriegsgefangener. Ein schwedischer Kavallerist in Stulpenstiefeln – der Kleidung nach zu urteilen, ein Offizier – wird von kaiserlichen Truppen im Sommer 1637 am Rhein gefangen genommen. Er hält die Hände in einer bittenden Geste, doch sein Gegner hat ihn mit einem festen Griff am Kragen gepackt und hebt drohend sein Schwert, während sein Kumpan bereits begonnen hat, den Gefangenen auszuplündern. Der hohe Offizier zu Pferde auf der rechten Seite trägt eine vollständige Kürassierausrüstung.
    Der Zusammenbruch war nahe. Wieder einmal.
    Das Schlimmste war die Verarmung des Landes. Alle Bauernhöfe waren verödet, wie Banér in einem Brief schreibt; die Pest und andere Krankheiten wüteten unter Menschen und Tieren; herbstkalte Felder und Dorfstraßen waren übersät mit nassen, aufgedunsenen Tierkadavern, und wer in die Häuser schaute, fand die Betten voller verwesender, von Ratten angefressener Leichen, die zu begraben niemand die Kraft hatte. Soldaten hatten alles geraubt, was zu rauben war, sogar das Stroh auf den Dächern der Häuser, das zu Futter für die Pferde der Armee geworden war. Jemanden in dieser von Menschen geschaffenen Wüste mit Namen Pommern zu versorgen, war schwer, um nicht zu sagen unmöglich. Paradoxerweise hatten die Schweden dadurch auch gewisse kleine Vorteile, denn als sich Gallas’ Armee langsam und gletschergleich in Bewegung setzte und begann, die Schweden an die Küste zurückzudrängen, hatten die Angreifer bald enorme Versorgungsprobleme, was das Tempo ihrer Operationen verlangsamte.
    Als das Jahr 1638 anbrach, standen die Schweden buchstäblich mit dem Rücken zum Meer, zusammengepresst auf einem schmalen, halbmondförmigen Streifen Land, der sich von Stralsund im Westen bis Kolberg im Osten erstreckte. An beweglichen Truppen standen nur

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