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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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dran war.
    Sie legten ihn auf einen Schlafsack einen Meter neben Emison. Als Sheppard Dillard wieder den Knebel in den Mund schieben wollte, schnappte der wie ein wilder Hund nach ihm und biss so heftig in Sheppards Hand, dass sie zu bluten begann. Sheppard packte ihn am Hals, bog seinen Kopf nach hinten und drückte gegen die Wangen, bis er den Mund öffnen musste. Goot quetschte ihm das Geschirrtuch in den Mund, dann wickelte er ihm Klebeband einmal um den ganzen Kopf.
    »Das wäschst du besser aus«, sagte Goot und betrachtete Sheppards Hand. »Man kann nicht wissen, was Leo im Maul hat. Tollwut. Ebola, AIDS .«
    Als Sheppard an der Spüle stand und den Biss mit Seife wusch, begann das Funkgerät zu knistern und eine neue Stimme erklang. »Shep, hallo, bist du das? Shep? Over.«
    »Die Stimme kenne ich«, rief Goot.
    Shep wurde klar, dass er die Stimme auch kannte, und er eilte die Stufen hoch zum Funkgerät. »Ace? Hey, Mann, bist du das wirklich? Over.«
    »Shep, ja, Ace und Luke hier. In den Bergen. Wir haben euch gehört. Wir hatten Probleme mit dem Funkgerät, deswegen können wir erst jetzt senden. Wir können euch vielleicht rausholen, wenn das Auge an Land kommt. Ich weiß nicht, wann das sein wird. Zuletzt haben wir gehört, dass der Sturm fast zum Stillstand gekommen ist. Over.«
    »Wichtiger ist, dass jemand zu Mira fährt. Da sind die Häftlinge. Over.«
    »Ich habe bei ihr angerufen, aber keiner geht ran. Ihr Handy hat keinen Empfang. Kommt ihr klar?«
    »Einigermaßen«, entgegnete Sheppard und warf Dillard einen Blick zu.
    »Wie geht es dem Sheriff?«
    »Nicht gut. Wie sieht’s bei euch aus?«
    »Wir haben ein paar Bäume verloren, unser Lagerhaus ist in sich zusammengebrochen, ein paar Überschwemmungen, aber im Grunde sind wir sicher. Das National Hurricane Center meldet nichts mehr. Wir sind nicht sicher, was das zu bedeuten hat. Oder wir können sie jedenfalls nicht empfangen. Wir werden versuchen, unsere eigenen Messungen vorzunehmen. Wir melden uns bald wieder.«
    »Wie weit sind sie von Mira weg?«, fragte Goot
    »Ich weiß nicht. Ich bin nicht sicher, wo sie wohnen. Aber wenn sie rauskönnen, werden sie es tun.«
    Der Generator hustete, stöhnte, und das Licht ging wieder einmal aus, dann an. Wurde die Luft ebenfalls von dem Generator in den Keller geblasen? Sheppard wusste es nicht. Aber wenn der ausging, wie lange blieb ihnen dann, bevor der Sauerstoff alle war? Eine Stunde? Zwei Stunden? Dreißig Minuten? Die meisten Häuser in Florida waren weit luftdurchlässiger als die im Norden des Landes, aber er hatte keine Ahnung, ob das auch für Keller galt.
    In all den Jahren, die Sheppard hier war, hatte er genau drei Keller gesehen – einen auf einer Pferdefarm im hügeligen Ocala und zwei hier auf dem hügeligen Tango. Der Keller in Ocala war ursprünglich ein Bunker gewesen und kurz vor der Kuba-Krise errichtet worden. Der andere auf Tango war ein Weinkeller. Keiner von beiden war mit diesem Keller zu vergleichen.
    Nach den Grundbucheinträgen, die Dillard Sheppard gezeigt hatte, besaß Jerome Carver – alias Billy Joe Franklin – diese Hütte seit sechs Monaten. Höchstwahrscheinlich hatte er den Keller also nicht selbst gebaut. Er sah nicht neu aus. Und außerdem hätte man für eine derartige Konstruktion eine Baufirma, Zugmaschinen und einen Architekten gebraucht, man würde auffallen, und das war das Letzte, was Franklin gewollt haben würde. Deswegen vermutete Sheppard, dass der Keller genauso alt war wie die Hütte.
    Die Hütte war kurz vor dem Bürgerkrieg errichtet worden, da hatte sich auf dem Grundstück noch eine Baumwollplantage von sechs Hektar befunden. Es gab sogar eine Sklavenunterkunft. 1890 waren die Hütte und zwei Hektar einem befreiten Sklaven und seiner Familie übereignet worden, und dessen Nachkommen hatten den Besitz behalten, bis Franklin ihn gekauft hatte. Aus irgendeinem Grunde erschien Sheppard diese Information wichtig. Er versuchte, sich zu überlegen, warum, aber die Müdigkeit hatte sein Hirn in Matsch verwandelt.
    »Shep, hast du das gehört?«, fragte Goot.
    »Du meinst Dillards Schweigen?«
    Goot kicherte und packte ein in Scheiben geschnittenes hart gekochtes Ei auf eine Scheibe Brot. »Nein, etwas anderes.«
    Sheppard lauschte. Er hörte es ebenfalls, ein Geräusch, das ihm merkwürdig unpassend erschien, wie ein Schrei in einer warmen, stillen Nacht. Obwohl es nicht so deutlich war wie ein Schrei, beunruhigte es ihn. Es passte nicht.
    Er wickelte

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