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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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ein Geschirrtuch um seine Hand und eilte hinüber zur Treppe. Die Treppe verstärkte den Lärm des Sturms. Die Metalltür zitterte und klapperte, doch der Besenstiel, den Goot durch den Griff geschoben hatte, hielt sie am Platz. Was auch immer sie hörten, war also nicht der Wind, der hereinwollte. Er bezweifelte, dass der Wind überhaupt durch den ganzen Haufen Schutt auf der Tür dringen konnte.
    Aber Wasser könnte es schon.
    Er stieg ans obere Ende der Treppe, und der enge Raum löste augenblicklich die üblichen Reaktionen seines Körpers aus – einen Druck in seiner Brust, schnelleren Herzschlag, einen Knoten im Magen. Er fuhr mit den Fingern am Rand der Falltür entlang, spürte aber keine Feuchtigkeit.
    »Haben wir ein Leck?«, fragte Goot.
    »Nicht hier.«
    Sheppard eilte die Treppe hinunter – und bemerkte plötzlich, woher das Geräusch kam. Er zog seine Taschenlampe aus der hinteren Hosentasche und duckte sich unter die Treppe in eine dunkle Ecke. Seine nackten Füße trafen auf Wasser.
    Er neigte die Taschenlampe nach unten. Der Strahl fand ein Abflussloch im Boden, aus dem Wasser hochblubberte. Nicht viel Wasser, kein Flüsschen, nicht einmal ein Rinnsal. Aber das Wasser allein löste so viele Alarmglocken bei Sheppard aus, dass er einfach bloß dastand und es anstarrte, als könnte er es damit dazu bringen, umzudrehen und wieder abzufließen.
    Der Abfluss erschien ihm eigenartig. Warum war der überhaupt hier? In Südamerika waren Abflüsse üblich in Küchen, auf Höfen und in Badezimmern älterer Häuser, wo man am Ende des Tages mit einem Schlauch – und nicht mit einem Besen – den Boden von Krümeln, Staub und sonst was reinigte. Vielleicht sollte man ursprünglich hier reinpissen?
    Schließlich kauerte er sich hin und beugte sich vor, schnupperte an dem Wasser. Es roch nicht nach Abwasser. Es roch nach Erde, es duftete nach Garten – nach Unkraut, Gras und Blumen, nach all dem Zeug, das jetzt ausgerissen und davongeschwemmt wurde. Er fuhr mit seinen Fingern hindurch. Sandig. Es wirkte verfärbt.
    Wie viele Rohre lagen unter diesem Keller? Oder in seiner Nähe? Waren sie verstopft oder gebrochen? Und noch während er da kauerte und über das Undenkbare nach-dachte, flog das Gitter über dem Abfluss plötzlich hoch und Wasser schoss heraus, eine kleine Fontäne. Das Metallgitter schlitterte umher, dann schossen plötzlich Schlamm und Unkrautbüschel hoch und quetschten sich durch die Öffnung wie Eiter aus einer Wunde.
    Sheppard drückte seine Hände auf die Abflussöffnung. Wasser drang zwischen seinen Fingern hindurch, lief über seine Handrücken. Sein Schrecken führte dazu, dass er augenblicklich das Schlimmste vor sich sah, nämlich wie das Wasser ständig und zügig stieg, wie es den Keller in eine tödliche Falle verwandelte. Sie würden ertrinken.
    Seine Gedanken rasten, er suchte nach einer Lösung, die ihnen Zeit verschaffte. Doch am Ende war es ganz einfach: Sie waren gefangen in einem Keller zwölf Meter unter der Erde, der einzige Ausgang war durch Schutt blockiert, sie hatten ein totes Handy, ein Funkgerät, das ihnen Kontakt und Informationen vermittelte, und sonst nichts. Der Hurrikan verharrte vor der Küste, ihre Stromquelle war kurz vor dem Versiegen, Emison brauchte dringend ärztliche Behandlung, und Dillard hatte sich in den Verrückten verwandelt, der schon seit Jahren hinter seiner Fassade gelauert hatte. Konnte es noch schlimmer werden?
    Es könnte Stunden dauern, bis das Wasser hoch genug stand, um lebensgefährlich zu sein, aber es könnte Tage dauern, bis sie jemand hier ausgrub.
    Kurz gesagt, sie waren am Arsch.

21
    Wenn die Tür des Hauswirtschaftsraums geschlossen war, klang das schreckliche Jaulen des Sturms gedämpft und fern, fand Franklin, fast wie die künstlichen Geräusche in einem Film. Sie hatten Platz auf dem Fußboden für sich geschaffen, indem sie Bücherkisten ins Wohnzimmer verfrachteten. Sie hatten die Kühlbox, Decken, Kissen und einen Erste-Hilfe-Koffer hereingeholt. Sie hatten mehr Wasser in den Hauswirtschaftsraum gebracht. Sie waren bereit.
    »Wir brauchen eine Toilette«, sagte die Amazone.
    »Wir gehen einfach ins Bad«, sagte Crystal.
    »Der Sinn eines sicheren Zimmers, Baby, ist, dass man nicht reingeht, bis man unbedingt muss, und wenn man reinmuss, geht man nicht wieder raus, bis der Sturm vorüber ist.« Zur Amazone sagte er: »Ein Mülleimer und ein paar Mülltüten sollten reichen.«
    »Ich sehe mal, was ich finden kann.« Sie

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