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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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augenblicklich auf die linke Seite um und überprüfte ihren Körper. Tat es weh? Blutete sie? Hatte sie sich etwas gezerrt oder gebrochen?
    Sie schien einigermaßen intakt zu sein und begriff dann, dass sie auf ihrem Rucksack lag, der offenbar ihren Sturz abgefedert hatte. Sie legte ihre Hand auf die Oberfläche, auf der sie gelandet war, und erkannte sie sofort als Beton, kein Sperrholz. Fußboden, nicht Dachboden. Mira testete den Boden jetzt auch mit ihren Füßen – er fühlte sich stabil an. Sie hob die Arme über den Kopf, um zu ermitteln, wie viel Platz dort war. Ihre Finger fuhren durch die Luft. Sie ließ sich auf die Fersen sinken und betastete ihren Rucksack, die Finger suchten nach dem Reißverschluss. Sie fand ihn, öffnete eine Tasche, wühlte darin herum. Streichhölzer.
    Sie zündete eines an. Nichts. Sie fragte sich, ob sie in einer anderen Zeit gelandet war, so wie vor einem Jahr, als sie einem Verrückten gefolgt war, der Annie und sie durch die Felder schwarzen Wassers in das Jahr 1968 entführt hatte. Schwer zu sagen, wo sie sich befand – eine andere Dimension, wo bekannte physikalische Regeln nicht galten, ein Irrenhaus im neunzehnten Jahrhundert, eine Fläche aus nur zwei Dimensionen.
    Mira entzündete ein weiteres Streichholz. Es flammte auf, kam aber kaum gegen die Dunkelheit an. Es erhellte jedoch zumindest genug, um festzustellen, dass sie sich in dem merkwürdigen kleinen Zimmerchen hinter Sheppards Büroschrank befand, den Raum, den Annie und sie vor einer Ewigkeit untersucht hatten, kurz bevor Franklin und sein Gefolge bei ihnen eingebrochen waren. Ihr sicherer Raum.
    Darin befanden sich eine Kühlbox, ein paar Decken und Kissen, und das ganze andere Zeug, das sie hergebracht hatten. Mira konnte den Wind und den Regen hören, aber jetzt entfernter, wie die Hintergrundgeräusche eines Albtraums. Das Streichholz verbrannte ihre Finger, sie blies es aus und entzündete zwei weitere. Sie hob die Streichhölzer über ihren Kopf, damit der Schein der kleinen Flämmchen sich möglichst weit ausbreitete, und suchte nach ihrer Taschenlampe. Sie fand sie in einer Ecke, aber sie funktionierte nicht mehr.
    Sie schaute hoch. Kein Loch in der Decke, nur die merkwürdige Metalltreppe, die etwa dort endete, wo die Decke begann. Gab es da oben eine Öffnung, die sie nicht sehen konnte?
    Das würde sie später untersuchen, befand sie und ging hinüber zur Kühlbox. Die war deutlich kleiner als die in der Küche, eines dieser transportablen Dinger, die Sheppard zum Windsurfen mitnahm. Und wie in der kleineren Kühlbox in ihrem Schlafzimmerschrank war nicht viel drin.
    Sie pustete die Streichhölzer aus, entzündete noch zwei, öffnete dann die Kühlbox und griff hinein. Obwohl sie weder hungrig noch besonders durstig war, repräsentierte die Kühlbox etwas Bekanntes, Beruhigendes, was es schon gegeben hatte, bevor die Einbrecher gekommen waren. Sie erdete sie. Sie nahm eine Handvoll Eis heraus und fuhr damit über ihre Stirn, ihre Augenlider, die Wangen. Kühlte sich ab. Sie trank etwas Saft, zündete dann noch ein Streichholz an und fragte sich, wie es dazu hatte kommen können, dass sie eine Kühlbox in jede der Ecken gestellt hatte, in denen sie am Ende landete.
    Weil du auf einer tieferen Ebene des Geschehens existierst.
    Ja. Klar. Aha. Sie existierte jetzt auf derart tiefen Ebenen, dass sie nicht mal wusste, ob sie je wieder heraufkäme. Ein Verrückter hatte ihre Tochter in seiner Gewalt, Mörder waren in ihrem Haus, Shep irgendwo in einer Hütte im Naturschutzgebiet. Danielle hatte Tango Key bei den Eiern gepackt, und sie konnte nichts über die ganze Geschichte vorhersehen. Falls und wenn sie hier je rauskam, musste sie sich erst einmal ganz allein mit der offenbar zentralen Frage ihres Lebens beschäftigen: Warum ihre Fähigkeit für sie und die Menschen, die sie liebte, nicht mit derselben Qualität funktionierte wie bei allen anderen.
    Sie hatte in die dunkelsten Ecken von Franklins Leben geschaut, in Crystals Leben und war auf eine merkwürdige und verstörende Weise eine Verbindung mit Tia Lopez eingegangen. Aber sie schien weder Shep noch Annie oder Nadine erreichen zu können. Sie konnte nicht einmal den kleinsten Fetzen über ihre eigene Zukunft erhaschen. Es war wie vor sechs Monaten, als sie in dem Keller eingesperrt war, in der Gewalt einer Wahnsinnigen, die versessen darauf war, sich an Sheppard zu rächen. Der war sie mit ihren Fähigkeiten auch nicht beigekommen. Sie fühlte sich

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